Geheimer Kommerzienrat Ferdinand Schichau †

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Titel: Geheimer Kommerzienrat Ferdinand Schichau †
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aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 116 a
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[115] Geheimer Kommerzienrat Ferdinand Schichau †. Ein selbstgemachter Mann – wenn wir das englische self made man so übersetzen dürfen – in des Wortes edelster und bester Bedeutung, ein Mann, dessen Name von seinen Werken durch die ganze Welt getragen wird, ist am 23. Januar dieses Jahres in der Person des Geheimen Kommerzienrats Ferdinand Schichau in Elbing aus dem Leben geschieden.

Ferdinand Schichau.
Nach einer Lithographie im Verlage von Ecksteins Verlagsanstalt in Berlin W.

In Elbing am 30. Januar 1814 als der Sohn eines Handwerkers geboren, errichtete der mit ungewöhnlichen Fähigkeiten für die Technik begabte Schichau, nachdem er ein dreijähriges Studium auf dem Berliner Gewerbeinstitut absolviert, in Elbing im Jahre 1837 eine Maschinenbauanstalt, also zu einer Zeit, als sich die deutsche Industrie noch völlig in ihren Anfängen befand. Zunächst mit wenigen Gesellen arbeitend, baute er im Jahre 1842 den ersten in Deutschland hergestellten Dampfbagger, dessen Trefflichkeit dadurch aufs schlagendste bezeugt wird, daß derselbe erst im Jahre 1887 außer Betrieb gesetzt wurde.

Damit trat Schichau in gewissem Maße bahnbrechend für die deutsche Industrie auf. Zwölf Jahre später war er es wiederum, welcher den ersten eisernen Schraubendampfer, und zwar für eine Königsberger Reederei, erbaute. Damit hatte er ein Gebiet betreten, auf welchem in der späteren Zeit seine großartigsten Erfolge sichtbar werden sollten. Wurden in der immer größere Ausdehnung gewinnenden Fabrik auch die verschiedenartigsten Kraftmaschinen hergestellt, so blieb der Schiffsbau doch eine besondere Spezialität des Etablissements, die dessen Ruhm über alle Welt verbreitete, nachdem erst die Marinetechnik den großartigen Panzerkolossen jene unheimlichen, schnell dahinjagenden Feinde in den Torpedobooten gegenüber gestellt hatte. Mit ganz besonderem Eifer verlegte sich Schichau auf den Bau dieser mit den leistungsfähigsten Maschinen ausgestatteten Kriegsfahrzeuge, die er zu einer Fahrgeschwindigkeit zu bringen verstand, welche sie den anerkannten englischen Schiffen dieser Art noch überlegen machte. Durch diese Leistung hatte er sich binnen kurzem wirklichen Weltruhm erworben, denn nicht bloß die meisten europäischen Staaten, wie außer Deutschland besonders Rußland, Oesterreich, Italien, Norwegen und die Türkei, auch das ferne China und Japan und ebenso Brasilien, zogen die Schichauschen Torpedoboote allen anderen vor.

Bei den beschränkten Verhältnissen der Werft in Elbing hatte sich Schichau von dem Bau von Schiffen mit größeren Dimensionen bis dahin ferngehalten: das stete Wachsen der Aufträge veranlaßte ihn aber schließlich, eine Zweigniederlassung in Danzig und speziell eine Werft für größere Schiffe zu errichten. Hier gelang es ihm nun, auch die höchste Staffel der Leistungsfähigkeit auf diesem Gebiete zu erreichen und für die deutsche Marine den Kreuzer „Gefion“, für die österreichische Regierung die Dampfer „Miramar“ und „Pelikan“ und für den Norddeutschen Lloyd zwei transatlantische Dampfer zu erbauen. Eine Reparaturwerft besteht auch in Pillau. So hat Schichau seine Fabrik von den bescheidensten Anfängen zu einem wahren Weltetablissement emporzuheben verstanden, welches allein in Elbing etwa 2600 Arbeiter beschäftigt und das in der Zeit seines nahezu 60jährigen Bestehens 600 kleinere Dampfer, 750 Lokomotiven, 48 Dampfbagger, 186 Torpedoboote und rund 1500 Dampfmaschinen fertiggestellt hat.