Fuchs und Gans
Es war die erste Maiennacht.
Kein Mensch im Dorf hat mehr gewacht.
Da hielten, wie es stets der Fall,
Die Tiere ihren Frühlingsball.
Fehlt nie bei solcher Festlichkeit.
Obgleich man sie nach altem Brauch
Zu necken pflegt. So heute auch.
Frau Schnabel, nannte sie der Kater,
Doch sie, zwar lächelnd aber kühl,
Hüllt sich in sanftes Selbstgefühl.
So saß sie denn in ödem Schweigen
Allein für sich bei Spiel und Reigen,
Sieh da, zum Schluß hat auch der Fuchs
Sich ungeladen eingedrängelt.
Schlau hat er sich herangeschlängelt.
Ihr Diener, säuselt er galant,
Ich küss der gnädgen Frau den Fittich[1].
Ist noch ein Tänzchen frei, so bitt ich.
Sie nickt verschämt: O Herr Baron!
Indem so walzen sie auch schon.
Im lustigen Kehraus, dem letzten der Tänze.
Da tönt es vier mit lautem Schlag.
Das Fest ist aus. Es naht der Tag. –
Mit Korb und Sichel, um verstohlen
Sich etwas fremden Klee zu holen.
An einer Hecke bleibt sie stehn:
Herrje, was ist denn hier geschehn?
Das sind wahrhaftig Gänsefedern.
Ein frisches Ei liegt dicht daneben.
Ich bin so frei es aufzuheben.
Ach, armes Tier, sprach sie bewegt,
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Der Begriff Fittich wird dichterisch verwendet um den Flügel eines Vogels oder eine Schwinge zu bezeichnen und findet sich heute noch in der Wendung jemanden unter seine Fittiche nehmen.