Textdaten
Autor: Unbekannt
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Titel: Flüsse und Berge (WS)
Untertitel:
aus: Handschrift Berlin mgq 414 (Meisterliederhandschrift geschrieben von Hans Sachs), Bl. 349v-351r
Herausgeber: Johannes Siebert
Auflage:
Entstehungsdatum: 15./16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1934
Verlag: Max Niemeyer
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Erscheinungsort: Halle/Saale
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Johannes Siebert, Der Dichter Tannhäuser. Leben - Gedichte - Sage, Halle/S. 1934, S. 227-231 - Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: Meisterlied auf europäische Flüsse und Berge in Tannhäusers Spruchton XII, registriert im Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts (RSM) unter ¹Tanh/1/500a.
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[227] In don heussers hoff don 7 lieder.

     1. Wan mir mein sach nit eben gat,
wo ich pin in dem lande,
do denck ich gar offt wider heim,
wie wol mir auch da were.

5
Da heim het ich wol ee genug,

do wer ich wol erkande;
pey fremden han ich kleines gut,
gelaubet mir der mere.
Ich det ein ding, wer es hin für,

10
ich det es nym vurbare;

dar vmb mus ich vil lant durch stür
vnd fremde stet erfare.
vnd das ich nicht an gut pin reich,
des mus ich offt entgelten,

15
die reichen lad ich in mein haus gar selden.

ich heis kein gast, pin auch kein wirt,
mein sach die stet vnstete;
wellicher meint, das mir sey wol,
der dw, als ich im dete!

20
     2. Ich sucht Rom an der Tiber starck,

die Are laufft durch Pisse.
so laufft der Drunck vür Israhell,
die Setz die rint für Retze.
Vnd Granat wont dem Spata pey.

25
die Saff die laufft durch Isse.

vnd Paris an der Silge leit,
die Mussell rint in Metze.
Durch Passerl lauffet ye der Rein,
der Necker für Heilprune;

30
so ist die Elb on alle pein

für Prach gar lang gerune.
[228] vnd lutich an der Massel stat,
durch Pollant laufft die Deisse,
durch Ungern laufft .... die Reisse.

35
Pressla leit an der Oder wol,

für Win rint die Dunawe.
wer mir des nyt gelauben wol,
der mag es wol beschawe.

     3. Vür Nackaspurg die Mura laufft,

40
vür Wirtzepurg der meine,

durch Nürenberg dy begnitz rint,
der lech vur Auspurg here.
Die sal die rint durch Hamelpurg,
vnd die ist nit zu kleine.

45
die Altmül find mon pey Eystet,

pey meiningen die were.
Durch vlm so rinet auch die pla,
die han ich nie gesehen.
vür creutzenach rint auch die na,

50
die warheit wil ich jehen;

vnd Erfart an der Jerach stat,
die Eisch vür binsam schnelle,
durch passaw rinet ie das In so hele.
wertheim leit an der Dauber frey,

55
das han ich wol vernumen,

vnd wer zu pruck sitzt auf den se,
ins mer mag er wol kumen.

     4. Ein lant das heist die Siben purg;
welch mon das hat erfaren,

60
da laufft ein wasser, heist der Strauch,

das ist so vngeschaffen,
[229] Schwartz, molckenfarb vnd vngestalt
was es vor langen jaren;
dar auf kam manig mon in not,

65
leien vnd auch die pfaffen.

Ja weissen wurck leit an der saw,
ein wasser das ist grosse,
das pringet mengen mon in raw,
der nit da von wil losse.

70
der keres rint durch eingelant,

vnd wer das wasser kennet:
von einem kung ist es also genennet.
ich weis ein wasser, heist der schilt,
das hat so mange krume,

75
vnd noch ein wasser, heist die kra,

das laufft in preussen ume.

     5. Der dauber leit in steuermarck,
den hab ich nie gesehen.
der calen perg bey bine leit,

80
das han ich wol vernumen.

Ich weis ein perg, der heist der ipff,
dy warheit wil ich jehen,
der leyt ym schwaben lant im ryes,
dar auf pin ich nie kumen.

85
Ein perck der heist die plassenloch,

der leit im dürgner walde.
der himeldunck der ist so hoch,
mit reiff vnd schne so kalte.
der soten perck in francken stat,

90
[230] der ist so vngeheure,

dar auf do sein die frumen leut gar deure.
der kolenperck der print so starck
zwickaw yn meichsner lande,
vnd ob ich sing, das nit wer war.

95
ich het sein grosse schande.


     6. Den hochsten perck, vnd den ich weis,
den ny mensch hat er faren,
der selb der leit in Moren lant,
Arip ist er genennet.

100
Der runtzifal der ist so hoch,

die red mag ich nit sparen,
vnd auch dar zu der porten perck;
die zwen mang pruder kennet.
Der Prop in krichen lande frey

105
macht mengem grosse clage.

der ackspis leit in pickhartey;
wer das nit glaubt, der frage!
ich weis ein perck, der heist der hartz,
dar auf ist manges dire.

110
vürbar ich sag der selben perg sin vire.

in der Denmarck da leit der puls,
[231] das kan ich wol beweisse;
ob ich im creutz sung durch die welt,
des het ich ymer preisse.

115
     7. Lempassel leit in lumpertey,

den sieht man ver vnd weite;
da leit ein perck, heist mantalim,
dar an wechst guter weine.
Cecilger lant dreit cunterfey:

120
ein perck print alle zeite;

vnd mempoly in pollen leut
der plan Maria feine.
Der soromat der ist so hoch,
rauch, wild vnd auch so herte,

125
der deicher vnd der ketzelloch,

dar auf ist wild geferte.
die al die han ich wol erfarn
von kernte pis gen speyre;
wer vf dem bester stat, der sicht gen steure.

130
vergessen wir des ritens nit

zw potzen an der klaussen!
die perg vnd wasser lis ich far,
wolt mich der wirt behaussen.

Anmerkungen (Wikisource)

Es handelt sich um eine Umdichtung von Tannhäusers Lied XII, das in der Kieler Online-Edition vorliegt: PDF. Dort ist auch der vorliegende Text nach der Handschrift ediert: PDF.

Das Lied wird kurz erwähnt im Tannhäuser-Artikel des Verfasserlexikons Bd. 9, Sp. 607 (Burghart Wachinger).