Textdaten
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Autor: Georg Queri
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Titel: Fischen
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aus: Die Schnurren des Rochus Mang, S. 41-44
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Auflage:
Entstehungsdatum: 1909
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Verlag: Berthold Sutter
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Erscheinungsort: München
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
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[41] Fischen

Der Pettstätter Simmerl kann sich das Fischen gar nicht gut abgewöhnen. Er glaubt’s auch nicht, daß die Fischwasser alle andern Leuten gehören, er glaubt’s halt nicht.

Zweimal haben sie ihn schon eingesperrt von wegen der Fischerei; aber er ist doch wieder auf die Angerwaid gangen, [42] wo die Gießen durchfließt und wo sie die größten und schwersten Forellen hat.

Aber ehbevor er auf die Angerwaid gangen ist, hat er sich einen Häring gekauft, um ein Zehnerl, und den hat er an die Angel hingehängt und in den Bach gelassen.

Aha, da kommt er schon wieder, der Flurwachter. „Krenzdividomine, und warum tust schon wieder fischen, Simmerl? Da werd ich Dich halt wieder aufschreiben müssen und der Schandari wird zu Deiner kommen und Dich einspinnen!“

„Aber ich tu halt nit fischen!“ sagt der Simmerl.

„Und wannst meinst, ich bin dumm und kenn das nit, daß Du eine Angelruten hast, dann muß ich Dir schon sagen, daß ich nit so dumm bin!“

Da hat ihm der Simmerl den Häring gezeigt und hat gesagt: „Ich kann ihn halt nit vertragen, den gesalzenen Fisch und ich muß ihn immer wassern lassen.“

Dem Flurwächter hat’s das Maul gewässert, als er den Häring gesehen hat. Die ißt er halt soviel gern, die Häring. „Und ich kann’s aber nit glauben“, hat er dann diplomatisch gesagt, „daß Du einen leibhaftigen Haring an der Angel hast, das kann ich halt nit glauben.“

„Dann wirst ihn halt verkosten müssen!“ hat der Simmerl gemeint und hat mit den Augen geblinzelt, der Spitzbub.

Zweimal hat er sich das nit sagen lassen, der Flurwachter. Und schau: er hätt den ganzen Häring zusammengegessen, [43] wann der Simmerl nicht so wüst geschrien hätt. Aber um einen halbeten war’s schon geschehen.

Und dann ist der Flurwachter wieder gangen. Und der Simmerl hat weitergewassert, mit seinem halbeten Häring. Hie und da hat er schon nach dem Flurwachter geblinzelt, und der Flurwachter hat auch immer ein bissel umgeschaut, so in verdächtiger Weis.

Richtig, da kehrt er gar wieder um! „Der traut mir halt schon gar nimmer“, hat sich der Simmerl denkt. „Und es ist halt nix mehr mit dem Fischen, wenn sie so bös hinterdrein sind!“

„Du, Simmerl“, hat der Flurwachter wieder angefangen, „ich kann Dir halt doch nit gut trauen. Hast ihn doch noch immer dran, Deinen Haring?“

„So mußt ihn halt noch einmal anschauen“, hat der Simmerl beleidigt gesagt. Und hat seine Schnur wieder eingezogen.

Der Flurwachter hat den halbeten Fisch noch einmal ganz genau angesehen und hat dann gemeint: „Und man kennt sie doch erst am Geschmack, die Haring. Mußt schon verlauben, wann ich ihn amtlich versuchen tu!“

So hat er die zweite Hälft von dem Fischlein auch noch gefressen, der Flurwachter. Nur den Kopf hat er dran gelassen am Angelhaken. Und dann ist er wieder zufrieden gewesen und hat Kehrt gemacht. Und über die Achsel zurück hat er gelacht:

[44] „Jah und den darfst Du schon wassern, Deinen Haring. Indem daß ich jetzt die amtliche Überzeugung hab.“

„Wo gehst denn hin?“ hat der Simmerl blöd nachgeschrieen und hat seine Angelschnur wieder eingelassen.

„Meinst nit, daß ich meinen Haring wassern gehn muß? Aber nit in der Gießen und nit im Weiher, sondern aber beim Obern Wirt! Du dummer Pettstätter Simmerl, Du ganz dummer!“

Aber schau: wie’s gegen Abend gangen ist, da hat sich der Häringsleib für den Flurwachter in einen zwiefachen Rausch und der Häringskopf für den Simmerl in fünf Forellen verwandelt.

War eine jede mehr als pfündig und ich hab auch mitgegessen.