Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich & Co., Leipzig-Gohlis

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Titel: Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich & Co., Leipzig-Gohlis
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Fabrik Leipziger Musikwerke
vormals Paul Ehrlich & Co., Leipzig-Gohlis.


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Fabrik Leipziger Musikwerke
vormals
Paul Ehrlich & Co., Leipzig-Gohlis.

Wohl selten hat ein neuer Industriezweig einen so gewaltigen und rapiden Aufschwung zu verzeichnen, als wie die Fabrikation von mechanischen Musikwerken mit auswechselbaren Notenblättern.

Diese neue Fabrikation ist Ende der 70er Jahre von dem jetzigen Direktor der Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co. zu Gohlis bei Leipzig, Herrn Paul Ehrlich, gegründet worden. Er war der erste, welcher unter bescheidenen Anfängen diesen neuen und jetzt so blühenden Industriezweig in Deutschland ins Leben rief.

Eine zweite Fabrik entstand Mitte der 80er Jahre. Es ist dies die Fabrik Lochmannscher Musikwerke, welche mit Genehmigung der Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co. Instrumente nach Art der Schweizer Spieldosen mit kreisförmigen, auswechselbaren Noten herstellte. Auch diese Fabrik hat, wie bekannt, einen großen Aufschwung zu verzeichnen. Außerdem sind später noch eine Anzahl Fabriken entstanden und dürften die in dieser Branche beschäftigten Personen wohl die Zahl 1500 erreichen.

Wer hätte vor Jahrzehnten noch glauben mögen, daß ein einfacher Mechanismus, den ein sinnender Erfindergeist jetzt auf das Praktischste ausgeklügelt hat, hinreichen würde, um Töne in tausenderlei Gestalt in alle Welt hinauszutragen, daß, seltsam genug, eine runde Papp- oder Stahlblech-Scheibe mit eingestanzten kurzen und langen Quadraten, mit gelochten und gestifteten Notenzeichen genügen sollte, der Melodien Schwung den klingenden Metallstimmen zu entlocken? Und doch ist das Überraschende geschehen; freilich nicht mit einem Schlage, denn erst die Erfahrung reifte die Erfindung und gab ihr den praktischen Erfolg. So sahen wir in der Begründung, in der Entwicklung und in den geschäftlichen Ergebnissen der im Jahre 1877 in Leipzig-Gohlis errichteten und 1880 in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Fabrik Leipziger Musikwerke, wie ein neues Moment des Fortschritts aus dem andern erwuchs, wie ein genialer Erfindergedanke den Ausbau neuer Ideen verwirklichte und wie nach und nach Verbesserungen entstanden, welche den Erzeugnissen dieser ganz eigenartigen Industrie den Stempel der denkbar größten Vollkommenheit [Ξ] aufdrückten. Die Fabrik Leipziger Musikwerke ist unstreitig das erste Etablissement seiner Branche in Deutschland. Ihre Erzeugnisse sind überall in der Welt zu finden, im Orient, in Amerika, in Australien und am Kap, überall, wo Polyhymnia herrscht, sind sie willkommene Spender fröhlicher Musik, im Blockhaus wie auf dem wogenumrauschten Schiff. Über 300 000 Instrumente und nicht weniger als wie 6 Millionen Noten sind schon aus dem Betrieb dieses durchweg praktisch angelegten und mit hohem technischen und kaufmännischen Verständnis geleiteten Etablissements hervorgegangen: Aristons, Aristonettes, Excelsiors, Orpheus, Daimonions, Helikons, mechanische Klaviere, Spieldosen Monopol, Automaten.

An der Möckernschen Straße in Gohlis steht ein echtes, rechtes Fabrikhaus mit Flügel­-Gebäude, weitem lichtvollen Areal und darin ein Zentralbau mit Dampfmaschine und Betriebs­-Apparaten. 300 Arbeiter stellen sich in den Dienst dieses Etablissements. 8 Kreissägen, 4 Fraismaschinen, 2 Bandsägen, 8 Bohrmaschinen, 2 Hobelmaschinen, 1 Schleifapparat, 1 Fug­-Maschine, 2 Ventilatoren enthält die Holzbearbeitungswerkstätte, die Drechslerei 10 Drehbänke, die Schlosserei 12 Eisendrehbänke, 2 Hobelmaschinen, 1 Fallhammer, 8 Balancierstangen, 3 große Blechscheren, 8 Bohrmaschinen, 6 Fraismaschinen, 2 Schleifmaschinen, 6 Dampfstanzmaschinen, 1 Dampfblechstanze, 14 verschiedene Stanzen und noch viele sinnreich konstruierte Maschinen eigner Erfindung. Der gewaltige Motor einer 100-pferdigen Dampfmaschine mit zwei Kesseln von 318 Quadratmeter Heizfläche dient zur Inbetriebsetzung. Für die Herstellung der Erzeugnisse gilt „bestes Material“ als Parole.

Der Vertrieb der Fabrikate erfolgt, mit Ausnahme von Deutschland, in allen Ländern durch geschäftskundige Vertreter. Im Einklang mit dem trefflich organisierten Betrieb steht das umfangreiche Lager der fertig gestellten verschiedenartigsten Musikwerke, die vor ihrem Versand in der Regel noch ein halbes Jahr in Verwahrung liegen bleiben, sowie das Musterlager. Ohne strengste Prüfung verläßt kein Instrument die Fabrik. Als bemerkenswerte Einrichtungen dürfen noch die großen Materialienlager gelten, wie gleichzeitig auch Wohlfahrt und Sicherheit gewährleistende Institutionen in Ventilations-, Heizungs- und Feuerlöschanlagen (letztere beschaffen mittels einer energisch wirkenden Dampfspritze in 1½ Minute kräftige Wasserzufuhr nach allen Gebäuden) als hervorhebenswert aufzuführen sind.

Überall wo die Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co. ihre Erzeugnisse ausgestellt hatte, ist ihr auch stets Anerkennung durch Verleihung von Medaillen zu teil geworden.

Im Jahre 1882 wurde das Etablissement durch den Besuch Sr. Majestät des Königs Albert und Ihrer Majestät der Königin Carola geehrt.