Textdaten
Autor: Ludwig Thoma
unter dem Pseudonym
Peter Schlemihl
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Titel: Fürstensorgen
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aus: Zeitschrift „Simplicissimus“
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 4. Februar 1902
Verlag: Albert Langen
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Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: „Simplicissimus“
Jg. 6, 1902 H. 46 (PDF), S. 363
Kurzbeschreibung:
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[363] Fürstensorgen

Die Fürstenhäuser, so wie man weiß,
Bilden einen großen Familienkreis;
Sie bleiben, selbst wenn sie ihre Unterthanen
Zum Abmetzgern rufen unter die Fahnen,

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Auf gutem Fuße; sie können sich zügeln,

Und lassen bloß die dummen Völker sich prügeln.
Noch mehr aber, wenn friedliche Winde wehen,
Kann man eine erquickende Eintracht sehen,
Und selbst die entlegensten Fürstensprossen

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Sind in die Fürsorge mit eingeschlossen.

Wenn zum Beispiel in einem Lande,
Wo das Hammelstehlen noch keine Schande,
Sich kratzte ein prinzlicher Jüngeling,
Indem er zu heftig seine Läuse fing,

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Und dabei erhielt eine kleine Schramme,

Kommen von vielen Höfen Telegramme,
Man dankt dem Allgütigen, daß es so abgegangen
Bei Seiner Hoheit wütendem Lausefangen.
Oder wenn gar dieses passiert,

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Daß eine englische Prinzessin krank wird,

Weil sie so lange gefressen und gesoffen,
Bis der durchlauchteste Leib nicht mehr offen,
Und in dero prinzeßlichem Magen
Sich ganz gemeine Winde verschlagen;

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Da depeschieren die Fürsten bestürzt:

Haben Ihre Hoheit noch nicht gef....?
Von den Herrscherstirnen verschwinden die Schatten
Erst, wenn Ihre Hoheit einen Stuhlgang hatten.
Ja, sie sind edel und ersten Rangs,

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Der Fürsten zärtliche Sangtimangs!

In der Sorge für das eigne Ergehen
Können sie selbstverständlich nicht sehen,
Wie elend der Buren Kinder verderben,
Und wie sie alle am Hunger sterben.

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Das Elend hat keinem das Herz gerührt,

Und keiner von ihnen hat Mitleid gespürt:
Doch morgen meldet wieder der Draht,
Ob die Prinzessin einen Stuhlgang hat.

 Peter Schlemihl