Textdaten
<<< >>>
Autor: Richard Dehmel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Es war einmal
Untertitel:
aus: Aber die Liebe
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Dr. E. Albert & Co. Separat-Conto
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans dieser Ausgabe auf Commons
S. 84–85
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[84] Es war einmal.

Der Himmel dunkelte noch immer,
ich fühlte tief bis in mein Zimmer
der tiefen Wolken vollen Schooß;
die Esche drüben drehte schwer

5
die hohe Krone um sich her,

zwei Blätter trieben wirbelnd los.

Laut tickte durch die schwüle Stube,
wie durch die stille Totengrube
der Holzwurm ticken mag, die Uhr.

10
Und durch die Thüre hinter mir

klang dünn und schüchtern ein Clavier
über den Flur.

Der Himmel lastete wie Schiefer,
ihr Spiel klang immer trauertiefer,

15
ich sah sie wohl.

Dumpf rang der Wind im Eschenlaub,
die Luft war grau von Glut und Staub
und seufzte hohl.

Und blasser tönten durch die Wände

20
die tastenden verweinten Hände,

sie saß und sang;
sang sich das Lied, in sich gebückt,
mit dem sie mich als Braut entzückt;
ich fühlte, wie ihr Atem rang.

25
[85] Die Wolken wurden immer dumpfer,

die wunden Töne immer stumpfer,
wie Messer stumpf, wie Messer spitz;
und aus dem alten Liebeslied
klagten zwei Kinderstimmen mit –

30
da fiel der erste Blitz.