Erste Liebe
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Erste Liebe.
Wo bist du, Zeit der Plage,
Der ungestillten Lust?
Ruhst du, o Gluth und Klage?
Wirst du so mild, Verlust?
5
Die Sonne schon im SinkenVerkläret ihren Schein,
Die Bäum’ und Büsche winken,
Die Quellen flüstern drein.
Und schon erwachst du wieder,
10
Du erstes Lieb’sgefühl,Ihr reinen Jugendlieder,
Du frommes Bilderspiel!
O Hoffnung, nicht Verlangen!
O Sehnsucht, nicht Begier!
15
Ein Beten und ein BangenScheu vor der Himmelsthür.
Ein Ja aus allen Trieben,
Und wieder keusches Nein;
Das ist das erste Lieben,
20
Das erste muß es seyn!
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Das ist die Lieb’ auf ErdenIn halber Kinderzeit;
Erfüllet wird sie werden
In jener Herrlichkeit.
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Verlieren und Entsagen,Das macht auf Erden reich:
Das Finden und Erjagen
Ist für das Himmelreich.