Ersch-Gruber:Dinckel (Johann)

Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste
fertig
<<<Vorheriger
[[Ersch-Gruber:|]]
Nächster>>>
[[Ersch-Gruber:|]]
Section 1, Theil 25 (1834), ab S. 227. (Quelle)
Johannes Dinckel in Wikisource
Johannes Dinckel in der Wikipedia
GND-Nummer 100108172
(Datensatz, Rohdaten, Werke)
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

DINCKEL (Johann), war am 23. Jun. 1545 in dem erfurtischen Dorfe Tröchtelborn geboren, studirte zu Erfurt, vornehmlich unter Matth. Dresser, und wurde daselbst 1567 Magister, worauf er sich mit Unterricht [228] der Studirenden, hauptsächlich in der hebräischen Sprache, beschäftigte. Bald darauf wurde er Professor am evangelischen Gymnasium, und 1572 zugleich Professor der hebr. Sprache bei der Universität zu Erfurt, ging aber 1580 nach Gotha, als Rector des Gymnasiums, das er in große Aufnahme brachte, aber schon 1583 wieder verließ, um dem erhaltnen Ruf als Pfarrer und Superintendent nach Koburg zu folgen, wo er am 24. Dec. 1601 starb. Als Schulmann und als Theolog stand er zu seiner Zeit in bedeutendem Ansehen; vornehmlich aber that er sich in der hebräischen Sprache hervor, in welcher sein Unterricht so sehr geschätzt wurde, daß während seines Aufenthalts in Gotha noch die Prediger vom Lande häufig dahinkamen, um seinem Unterricht in der hebräischen Sprache beizuwohnen. Unter seinen Schriften, welche größtenteils in Predigten und andern bei verschiednen Gelegenheiten von ihm gehaltnen einzelnen Reden und in Schulbüchern bestehen, sind die wichtigsten: De origine, causis, typo et ceremoniis illius ritus, qui fulgo in scholis Depositio appellatur, oratio (Erford. 1578) und wegen der Curiosität des Inhalts einigemal wieder gedruckt; Epitome Grammaticae Ebraeae (Witeberg. 1579); Oratio de ebraeae linguae primis instauratoribus (Goth. 1582); Hausknecht, oder vom Amt der Diener, d. i. wie man dieselbigen erwählen soll, auch wie sie sich in ihrem Amte gegen ihre Herren, und wiederum die Herren gegen ihre Diener verhalen sollen (Erf. 1583). Seine Leichenpredigten auf den durch seine unglücklichen Schicksale bekannten Herzog Johann Friedrich den Mittlern von Sachsen-Weimar und dessen Gemahlin Elisabeth sind wegen ihrer historischen Beziehungen merkwürdig, aber selten zu finden. Die übrigen Schriften, worunter sich auch eine Dialektik, ein Calendarium poëticum u. a. befinden, sind von keiner Bedeutung.

(H. A. Erhard.)