Textdaten
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Autor: Louise Otto
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Titel: Ernte und Saat
Untertitel:
aus: Mein Lebensgang. Gedichte aus fünf Jahrzehnten. S. 318-320
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1880-1893
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Moritz Schäfer
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[318]
Ernte und Saat.

Zum Frauentag 1891.

Gekommen ist die Erntezeit,
Schon wird das reife Korn gehauen,
Und garbenbindend steht bereit
Die Schar der Schnitter und der Frauen.

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Sie haben alle ihren Teil

Am liederfrohen Erntefeste
Und rufen jubelnd: „Dank und Heil!
Der Himmel gab dazu das Beste.“

„Der Himmel segnete das Mühn’,

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Das ackernd, säend uns verbunden

Im Wettersturm, im Sonnenglühn –
Nun haben wir den Lohn gefunden!“

Schön war das frische Saatengrün,
Schön war das Feld im Aehrenwallen,

15
Die Wiese schön im Blumenblühn –

Doch nun sind Blüt und Halm gefallen. –

[319]
Der Baum, nur spärlich noch belaubt,

Wirft statt der Blüten Früchte nieder
Und schüttelt lächelnd noch das Haupt,

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Singt man für ihn auch Erntelieder.


So ist es wohl ein Hochgefühl
Zu ernten selbst gesäte Saaten.
Der Arbeit Lohn, ein Kranz am Ziel,
Wenn, was man pflegte, wohlgeraten.

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Auch manchen, die nicht selbst gesät,

Ist Erntesegen doch gekommen;
Sie haben dafür früh und spät
Ein heilig Erbteil übernommen.

Sie mögen nun mit voller Hand

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Den Samen streun, den sie empfangen:

Des alten Werkes Segenspfand
Soll er zu neuer Frucht gelangen.

Und bleiben jetzt am Stoppelfeld
Wehmütig unsre Blicke hangen –

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Bald wieder wird es neu bestellt

Im Grün der Wintersaaten prangen,

Scheint einmal alles still und tot,
Wächst selbst noch unterm Schnee verborgen
Die junge Saat zum neuen Brot

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Kommt doch für sie ein Ostermorgen.


[320]
Drum frisch an’s Werk und nicht verzagt!

Beim Ernten denkt an’s Samenstreuen!
Denn wer da müßig steht und klagt
Kann keiner Ernte sich erfreuen!