Heinrich Hertz: Untersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft
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10. Ueber elektrische Wellen in Drähten.


schaltet. Die Funken werden auch nicht wesentlich kleiner, wenn wir das Rohr ohne sonst etwas zu ändern, bedeutend, etwa auf 4 m verlängern. Nach der üblichen Auffassung wird man sagen: die bei A ankommende elektrische Welle durchsetze mit Leichtigkeit die dünne und gut leitende Metallscheibe überspringe dann die Funkenstrecke bei A und pflanze sich in dem mittleren Draht fort. Nach unserer Auffassung müssen wir dagegen den Vorgang in folgender Weise schildern. Die bei A ankommende Welle ist durchaus unvermögend, die Metallscheibe zu durchdringen, sie gleitet also an derselben auf die Aussenseite der Vorrichtung über und pflanzt sich längs derselben fort bis zu dem 4 m entfernten Punkte Hier theilt sie sich; ein Theil, welcher uns jetzt nichts angeht, pflanzt sich sogleich an dem geraden Drahte fort, ein anderer aber biegt in das Innere der Röhre ein und läuft hier in dem Luftraume zwischen Röhre und Mitteldraht die 4 m zurück bis zu der Funkenstrecke in A, wo er nunmehr den Funken erregt. Dass unsere Auffassung, obwohl verwickelter, dennoch die richtige ist, beweisen wir durch die folgenden Versuche. Erstens verschwindet jede Spur der Funken in A, sobald wir die Oeffnung bei sei es auch nur durch eine Kapsel von Stanniol, verschliessen. Unsere Wellen haben nur eine Wellenlänge von 3 m; ehe ihre Wirkung bis zum Punkte gekommen ist, ist sie bei A schon auf Null zurückgegangen und hat das Zeichen gewechselt. Welchen Einfluss könnte also der entfernte Verschluss bei auf den Funken in A hervorbringen, wenn letzterer wirklich sogleich beim Vorübergang der Welle aus der Metallwand hervorbräche? Zweitens verschwinden die Funken, wenn wir den Mitteldraht noch innerhalb des Rohres oder in der Oeffnung selbst endigen lassen, treten aber auf, wenn wir das Ende des Drahtes auch nur um 20–30 cm aus der Oeffnung hervorragen lassen. Welchen Einfluss könnte diese unbedeutende Verlängerung des Drahtes auf die Funken in A haben, wenn nicht das hervorragende Ende des Drahtes eben das Mittel wäre, durch welches ein Theil der Welle aufgefangen und durch die Oeffnung in das Innere eingeführt wird? Wir schalten drittens zwischen A und in den Mitteldraht eine zweite Funkenstrecke B ein, welche wir ganz ebenso mit einem Drahtnetz umgeben, wie A. Machen wir den Polabstand in B so gross,