Heinrich Hertz: Untersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft
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7. Ueber die Ausbreitung elektrodynamischer Wirkungen.


wenn die Funkenstrecke dem primären Leiter zugewandt liegt, sie wirken gegeneinander, wenn die Funkenstrecke vom primären Leiter abliegt. Dass es in letzterer Lage die Inductionskraft ist, welche überwiegt und die Richtung der Schwingung bedingt, erkennt man daran, dass der Uebergang aus dem einen in den anderen Zustand ohne Erlöschen der Funken in irgend einer Lage erfolgt. Für unseren Zweck kommt es auf die folgende Bemerkung an: Liegt die Funkenstrecke um 90° nach rechts oder links aus der Grundlinie herausdreht, so liegt sie in einem Knotenpunkte in Hinsicht der elektrostatischen Kraft, und die in ihr auftretenden Funken verdanken ihr Dasein lediglich der Inductionskraft; insbesondere noch dem Umstande, dass die letztere, um den geschlossenen Kreis genommen, von Null verschieden ist. In dieser besonderen Lage können wir also auch in der Nähe des primären Leiters die Inductionswirkung unabhängig von der elektrostatischen Wirkung untersuchen.

     Die vollständigen Belege für die hier gegebenen Deutungen sind in einer früher mitgetheilten Arbeit[1] enthalten; auf einige Bestätigungen, welche diese Deutungen und damit die Ergebnisse jener Arbeit im Folgenden finden, weise ich hin.

Die Wellen im geradlinigen Drahte.

     Um mit Hülfe unserer primären Schwingungen fortschreitende Wellen in einem Drahte zu erzeugen, welche unserem Zweck entsprechen, verfahren wir in folgender Weise. Hinter die Platte A setzen wir eine gleich grosse Platte P. Von der letzteren führen wir einen 1 mm starken Kupferdraht bis zum Punkte m der Grundlinie, von da in einem Bogen von 1 m Länge bis zum Punkte n, welcher etwa 30 cm über der Funkenstrecke liegt, und nun geradlinig parallel der Grundlinie fort bis auf solche Entfernung, dass eine Störung durch reflectirte Wellen nicht zu befürchten ist. In meinen Versuchen durchsetzte der Draht das Fenster, ging dann etwa 60 m frei durch die Luft und endete in einer Erdleitung. Besondere Versuche zeigten, dass jene Entfernung hinreichend sei. Nähern wir nun diesem Draht einen fast zum Kreise geschlossenen metallischen Leiter,


  1. Siehe No. 5 p. 87.