Heinrich Hertz: Untersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft
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1. Einleitende Uebersicht.


forderten Werthe haben. Geben aber die Versuche zweideutige und widersprechende Auskunft, so enthalten sie offenbar noch unverstandene Ursachen der Täuschung und dann allerdings können sie nicht gegen die durch so viele Wahrscheinlichkeitsgründe gestützte Theorie ins Feld geführt werden. Die Genfer Versuche entkräften also meine eigenen und insofern stellen sie das Gleichgewicht zu Gunsten der Theorie wieder her.

     Ich muss indessen bekennen, dass für mich die entscheidenden Gründe mehr indirekter Art waren. Als ich zuerst eine Verzögerung der Wellen in den Drähten zu finden glaubte, hoffte ich die Ursache dieser Verzögerung bald aufzudecken und Uebergänge zwischen beiden Geschwindigkeiten aufzufinden. Diese Hoffnung hat sich nicht verwirklicht. Ich habe keine Uebergänge gefunden und statt auf eine Aufklärung stiess ich bei zunehmender Erfahrung auf wachsende Widersprüche, bis dieselben mir schliesslich unauflöslich schienen und ich die Ueberzeugung von der Richtigkeit meiner ersten Beobachtung aufgeben musste. Dazu kam die von mir selbst gemachte Erfahrung, dass für kurze Wellen der Unterschied der Geschwindigkeiten so gut wie verschwindet. Ehe ein Fachgenosse dieses Gebiet betreten hatte, fasste ich meine Ueberzeugung in den Worten zusammen:[1] „Für lange Wellen fand sich also die Wellenlänge in der Luft grösser als die in Drähten, während für kurze Wellen beide merklich gleich sich zeigten. Dies Ergebniss ist zu auffällig, als dass wir es als sicher betrachten könnten. Die Entscheidung muss späteren Versuchen vorbehalten bleiben.“ Von späteren Versuchen kommen bisher nur die Versuche der Herren Sarasin und de la Rive in Betracht und da diese in kleinen Räumen vorgenommen wurden, kann man sie mit mehr Recht für eine Bestätigung des zweiten Theiles meiner Behauptung erklären, als für eine Widerlegung des ersten Theiles.[2]


  1. Archives de Genève (3). 21 p. 302.
  2. Es wäre mir sehr leid, wenn man in diesen Auseinandersetzungen eine Absicht zu erkennen glaubte, die Verdienste der Herren Sarasin und de la Rive zu verkleinern. Niemand hat meinen Versuchen ein wärmeres Interesse entgegengebracht, Niemand hat wohlwollender für das Bekanntwerden derselben sich bemüht als diese Herren. Ich bin denselben in jeder Hinsicht zu Dank verpflichtet und würde mich von Niemandem lieber belehren lassen als von ihnen. Aber in der vorliegenden Frage weiss ich mich mit Herrn Sarasin einig in dem Wunsche, es möchten die Versuche mit langen Wellen in bedeutend grösseren Räumen wiederholt werden, als ihm selbst oder mir zur Verfügung standen.
    WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Fußnote wurde auf dieser Seite vervollständigt.