Eisenbahner (Tucholsky)
Eisenbahner
Im Stellwerk wachen in der Nacht –
Marsch-Marsch! Zehn Stunden Dienst gemacht!
Die schweren Hebel an der Hand,
Hitze und Zugwind am Führerstand.
die Strecke abgehen, hundertmal –:
das macht das Unterpersonal.
Hingegen:
Verfügungen schmieren, wie die dienstlichen Mützen
nur die eigene Behörde kennen;
sich gegenseitig zum Geheimrat ernennen;
vom grünen Tisch den gemeinen Haufen
regieren, daß alle in Akten versaufen;
das tut das Oberpersonal.
Den Kopf hinhalten vor Gericht;
Maul halten, wenn der Richter spricht;
die Brust hinhalten, wenn es sprüht,
ein heißer Strahl … weg, ins Spital …
So fünfzig, hundert, tausendmal –:
das macht das Unterpersonal.
Hingegen:
paragraphieren und reglementieren.
Geht es bei Katastrophen ans Leben,
sich „persönlich auf den Schauplatz begeben“;
an Vorschriften und Verfügungen polken,
Für die andern: Kommiß. Für sich selber: sozial.
Das macht das Oberpersonal.
Wir rufen ihm zu, so, wie es da ist,
ein Signal, das kein Proletarier vergißt: