Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Einiges vom Schwertfisch
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aus: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1911, Bd. 8, S. 229–230
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1911
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
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Erscheinungsort: Stuttgart, Berlin, Leipzig
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Artikel in Wikipedia: Schwertfisch
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[229] Einiges vom Schwertfisch. – Der Schwertfisch, ein bis zu 5 Meter langer, bläulich gefärbter Fisch, dessen Oberkinnlade sich zu einem schwertförmigen Fortsatz verlängert, wurde bisher allgemein für furchtsam gehalten, trotzdem er mit seiner furchtbaren Waffe, auf die ein Drittel seiner Gesamtlänge entfällt, und bei seiner großen Schnelligkeit und Gewandtheit ein sehr gefährlicher Gegner ist. Neuerdings hat man sich eingehender mit ihm beschäftigt und dabei festgestellt, daß er sehr leicht reizbar ist und an plötzlichen Anfällen von Wut und Zerstörungslust leidet, in denen er Gewaltstreiche verübt, deren Wahrheit man anzweifeln könnte, wenn sie eben nicht von völlig einwandfreien Personen verbürgt wären.

„Der Schwertfisch,“ so berichtet der Faktoreileiter einer englischen Firma aus der Südsee, „ist der Schrecken der Insulaner. Einmal wurde ein Boot, in dem sich vier Leute befanden, auf hoher See von einem Schwertfisch ohne jede Ursache angegriffen. Gleich beim ersten Ansturm durchbohrte das Tier die Planken und durchstach gleichzeitig einem der Bootsinsassen die Wade. Mehrmals wiederholte der Fisch diese Angriffe, bis es einem der Leute gelang, ihm eine Lanze in die Weichteile hinter der Bauchflosse zu schleudern. Da erst ließ das Tier von dem Boote ab.“

Ein Taucher, der an der Küste Niederkaliforniens in einer in flachem Wasser gesunkenen Bark nach den Schiffspapieren gesucht hatte, wurde von einem großen Schwertfisch beim Auftauchen angegriffen und vor den Augen der entsetzten Mannschaft des Taucherbootes aufgespießt. Er starb schon am nächsten Tage an der Stichverletzung.

Der amerikanische Gelehrte Lockens, der an der Küste von Massachusetts auf seltene Wildentenarten Jagd machte und [230] dabei auf einen vorüberstreichenden Schwertfisch den Schrotlauf seiner Büchse abfeuerte, erzählt, wie der nur leicht getroffene Fisch, schräg von unten kommend, das Boot so heftig anrannte, daß nicht nur das Schwert, sondern auch ein Teil des Kopfes durch die Bretter drang.

Der Fürst von Monako konnte vom Deck seiner Jacht aus volle zwei Stunden zuschauen, wie ganz in der Nähe ein einzelner Schwertfisch einem vergeblich auf- und niedertauchenden Walfisch hart zusetzte. Wenn der Wal zur Oberfläche kam, um zu atmen, erschien auch sofort der Schwertfisch neben ihm und stieß ihm mit voller Kraft sein Schwert in den Leib. Schließlich war der Walfisch durch den Blutverlust so erschöpft, daß er sich in sein Schicksal ergab, worauf der Schwertfisch unausgesetzt wie in rasender Wut den auf den Wellen schaukelnden Koloß verwundete, bis der Fürst den Angreifer selbst durch einen Schuß in den Kopf tötete.

Auch größere Schiffe sind von Schwertfischen oft genug angebohrt worden. Schiffsplanken, die noch das abgebrochene Schwert oder ein Stück davon in sich tragen, finden sich in verschiedenen Sammlungen zur Schau ausgestellt. Früher glaubte man, diese Zusammenstöße mit großen Fahrzeugen hätten nur zufällig stattgefunden. Nach den neuesten Erfahrungen muß man aber annehmen, daß der jähzornige Fisch mit voller Absicht die Schiffe angerannt hat. So wurde zum Beispiel auch bei der letzten Motorbootwettfahrt im Hafen von Neapel das große Rennboot des österreichischen Barons v. Erkenau, das den Sieg schon sicher zu haben schien, plötzlich von einem riesigen Schwertfisch angerannt. Die Kraft des Stoßes war so bedeutend, daß das Schwert des Tieres die dünne Blechbekleidung des Sportfahrzeuges glatt durchbohrte und auch noch den Motor selbst beschädigte. Der Motor versagte, und das Rennboot mußte durch einen Schlepper in den Hafen zurückgebracht werden. Der Schwertfisch aber war von dem folgenden Fahrzeug überfahren und von dessen Schraube am Kopf tödlich getroffen worden. Das fast 1 1/2 Meter lange Schwert dieses Tieres überwies Baron v. Erkenau dem Museum für Meereskunde in Wien.

W. K.