Eine kleine Geburt
Eine kleine Geburt
Ich lebte mit Frau Sobernheimer;
sie war so lieb, sie war so nett.
Wir wuschen uns im selben Eimer,
wir schliefen in demselben Bett.
Bis sie den Knaben mir gebar.
Doch dieser Knabe war kein Knabe.
Wir hatten in der dunklen Nacht
als Zeitvertreib und Liebesgabe
Frau S. war jeden Kindes bar.
Der Knabe, der hieß Waldemar.
Und war so klug! – Nach fünfzehn Tagen,
gelebt im Kinderparadies,
bis man ihm solches leicht verwies.
Er setzte sich aufs Tintenfaß
und machte meinen Schreibtisch naß.
Er wuchs heran, der Eltern Freude,
Wir merkten an ihm alle Beude,
wie süß der Liebe Früchte sind.
Da fragte Mutti ganz real:
„Was wird der Junge denn nun mal –?“
Bootlegger? Hirt? Ein Schiffsbarbier?
Verlorner Mädchenheim-Inspektor?
Biographist? Gerichtsvollziehr?
Ein Freudenmännchen? Jubilar –?
Ein Krach stieg auf, bis zu den Sternen!
Frau S., die krisch. Die Türe knallt.
Sie wollt ihn lassen Bildung lernen,
ich aber war für Staatsanwalt.
im Kino, als Bedürfnismann.
Der Lümmel gröhlte in der Küche
und fand den Krach ganz wunderbar.
So ging die Liebe in die Brüche –
Da sprach ich fest: „Mein trautes Glück!
Wir geben dieses Jöhr zurück!“
Gemacht.
Nun ist Frau Sobernheimer
Wir waschen uns im selben Eimer,
wir schlafen in demselben Bett.
Und denken nur noch hier und dar
mal an den seligen Waldemar.