Eine einzig dastehende Ausnutzung der Naturkräfte

Textdaten
<<< >>>
Autor: Bw.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Eine einzig dastehende Ausnutzung der Naturkräfte
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 868 d
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[868 d] Eine einzig dastehende Ausnutzung der Naturkräfte wird, wie französische Fachblätter berichten, in dem kleinen Hafenort Ploumanach in der Bretagne ausgeübt. Hier, wo keinerlei Industrie getrieben wird und Fischfang, Austern- und Krebszucht die Hauptbeschäftigung der Bewohner bilden, hat man das alte, so viele Köpfe beschäftigende Problem der Ausnutzung von Ebbe und Flut auf die einfachste Weise gelöst. Die Flutwelle, die täglich zweimal gegen den Strand des Hafens geführt wird, muß nicht allein das Eis erzeugen, das zur Konservierung der Fische und Krebse gebraucht wird, sondern sie muß fortan auch die Zuchtanlagen und den Ort selbst elektrisch beleuchten.

Die einfachen Mittel zur Erzeugung dieses Effekts sind ein alter Weiher von 1½ Hektar für die Austernzucht und die Räder einer zeitweise ungebrauchten Wassermühle. Der Teich ist, um seiner Zerstörung durch Sturmfluten vorzubeugen, einst durch eine 8 m hohe Mauer vom Meere getrennt worden und für gewöhnlich nur bis zum Niveau des letzteren mit Wasser gefüllt. Diesen Umstand hat man benutzt, um täglich zweimal eine Wassermenge von rund 70 000 cbm aufzuspeichern, wenn die Flut kommt, und sie alsdann zur Ebbezeit in mechanische Arbeit umzusetzen. Ueber dem gewöhnlichen Niveau des Wassers befinden sich zum Einlaß der Flut Schützen oder Klappen in dem Deich des Stauweihers, die sich nur nach innen öffnen. Der Druck der Flut stößt sie selbstthätig auf und füllt den Teich bis zum Niveau des höchsten äußeren Flutstandes, d. h. 4 bis 5 m über den Ebbestand. Beginnt dann die Flut zu weichen, so hält der innere Wasserüberdruck die Schützen geschlossen und der Inhalt des Reservoirs steht zur Verfügung der Mühlräder. Die Einlaßklappen sind so dicht durch Gummi an ihre Umrandung angeschlossen, daß auch bei der höchsten Füllung des Bassins kaum ein Tropfen verloren geht. Zur Zeit der Ebbe wird nun das Wasser aus dem Teich zu zwei Rädern geleitet, von denen das eine, je acht Stunden täglich arbeitend, in dieser Zeit etwa neun Centner Eis produziert und damit den Bedarf der Eigentümer reichlich deckt. Eine Dynamomaschine mit Accumulatorenunterstützung soll jetzt die Kraft des anderen Rades ausnutzen und elektrisches Licht erzeugen. Beide Anlagen verzehren indessen kaum zehn Pferdekräfte, während die alten, vorhandenen Wasserräder das Fünffache leisten können und die Aufstellung moderner Turbinen noch weit mehr Energie nutzbar machen würde.Bw.