Eine dramatische Dichtung von Ernst Scherenberg

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Titel: Eine dramatische Dichtung von Ernst Scherenberg
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aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 256
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[256] Eine dramatische Dichtung von Ernst Scherenberg. Ernst Scherenberg, unseren Lesern seit vielen Jahren als Lyriker wohlbekannt, bereitete uns vor Kurzem eine litterarische Ueberraschung, indem er unter dem Titel „Germania“ (Verlag von Baedeker in Elberfeld) eine dramatische Dichtung veröffentlichte. Ein überaus warmer idealer Zug weht durch dieses meisterhaft komponirte Werk.

In einer verwüsteten Landschaft aus der Zeit gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges sitzt trauernd die Idealgestalt Germania, welcher der Genius der Geschichte erscheint, um die Muthlose zu stärken und ihr durch die Genien der Freiheit, Macht, Kunst, Wissenschaft, des Reichthums und des Glaubens den richtigen Weg zur Erhebung zu weisen. Das Wirken dieser Mächte auf die Geschicke der Völker wird in drei glanzvollen Bildern dargestellt: Auf dem Kampfplatz von Olympia erscheinen Gestalten aus dem Zeitalter des Perikles, in welchem die Freiheit und die Kunst der Hellenen zur höchsten Blüthe gelangten; im goldenen Palast des Kaisers Nero spiegelt sich der sinnberückende Einfluß von Macht und Reichthum auf das weltbeherrschende Rom; und in den Wunderhallen der Alhambra schauen wir den letzten Maurenkönig von Granada, welcher dem Glauben und der Wissenschaft den Emporgang und den Fall seines Reiches verdankte. Trotz des blendenden Glanzes, der aus den drei Scenen uns entgegenstrahlt, bemerkt man in allen schon den Keim des Unterganges, welcher die hier auftretenden Völker und Reiche bedroht. Die einzelnen Genien streiten um die Palme. Alle wollen sie als die einzigen Beglücker der Nationen gelten. Aber Germania spricht in überzeugenden Worten aus, daß nur ihre Gesammtwirkung dauernd ein Volk zu heben vermag, und empfängt den Segen sämmtlicher Genien.

Die Dichtung schließt mit einer Prophezeiung auf Deutschlands künftige Größe und einer Vision des neuen Kaiserreichs.

Trotz der Kürze der einzelnen Bilder ist es Scherenberg gelungen, die leitenden Gedanken mit außerordentlicher Klarheit und poetischer Schönheit durchzuführen, sodaß diese Dichtung, die uns als Buch ungemein fesselt und anregt, auch auf der Bühne sicher eine große Wirkung erzielen würde. Wir feiern so gern nationale Jubiläen; in unserer Litteratur dürften sich nur wenige Werke aufweisen lassen, welche bei derartigen Anlässen wegen ihrer patriotischen Tendenz und poetischen Schönheit sich so zu glanzvollen Festvorstellungen eigneten, wie Scherenberg’s „Germania“. *