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Titel: Eine alte Freude
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 658
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[658] Eine alte Freude. Die Berichte über das, was von Kanzeln und in frommen Blättern gegen die „Gartenlaube“ geeifert wird, und die directen Zuschriften an den Herausgeber, deren Inhalt die ganze Stufenleiter vom salbungsvollen Weheheulen bis zur unfläthigen Gemeinheit umfaßt, bilden einen ansehnlichen Stoß, mit welchem die Gegner unseres Blattes uns das reichhaltigste Arsenal gegen sich selbst überliefert haben. Vor der Hand wird die Sammlung ruhig fortgesetzt. Einen kleinen Einblick in dieselbe dürfen wir jedoch unseren Lesern wohl gönnen, namentlich weil er so trefflich geharnischte Kämpen für uns in die Schranken rief.

Vor einigen Wochen schrieb uns ein Freund aus Güstrow, in Mecklenburg-Schwerin, daß in der dortigen Schloßkirche von dem Pastor Bard die „Gartenlaube“ als Teufelsblatt verdammt worden sei. Hatte nun der „Kladderadatsch“ nichts Eiligeres zu thun, als Se. Ehrwürden zu seinem unfreiwilligen Mitarbeiter zu ernennen, so kam die Mecklenburgische „Central-Zeitung“ demselben zu Hülfe mit folgendem „logischen Beweis“:

„Existirte kein Teufel, so gäbe es auch keine Hölle; gäbe es keine Hölle, so kämen wir Alle in den Himmel; kämen wir Alle in den Himmel, so kämen auch die Schlechtgesinnten hinein; kämen die Schlechtgesinnten hinein, so wäre der Himmel kein Himmel; wäre der Himmel kein Himmel, so könnten auch die Gutgesinnten nicht belohnt werden; die Gutgesinnten müssen aber belohnt werden, folglich muß es auch einen Teufel geben. – Einen Teufel haben wir also, und dieser Teufel würde kein rechter Teufel sein, wäre er nicht über den ganzen Erdboden verbreitet. Ebenso verbreitet auf der Erde sind die Blätter; von allen Blättern ist nun die ‚Gartenlaube‘ das weitverbreitetste, das am meisten gelesene Blatt: kann es da uns Wunder nehmen, wenn der Teufel die ‚Gartenlaube‘ zu seinem Blatt, zum Teufelsblatt, erhoben hat?“

Die „Berliner Wespen“ aber machten dem geistlichen Herrn den Standpunkt in ihrer poetischen Weise klar, wie folgt:


Die „Gartenlaube“ ein Teufelsblatt.

Hört! Hört! was jüngst zelotet ward
In Güstrow von dem Pastor Bard.
Der rief: „O fromme Gemeinde, glaube,
Es ist die Leipziger Gartenlaube
Ein Höllenjournal, ein Teufelsblatt!
Weh’ Jedem, der es im Hause hat!“

Und in der Schloßkirch’ weiter schrie
Das Pfäfflein: „Liebe Gemeinde, sieh’,
Der Teufel macht diesen Haufen wilder
Gedichte, Romane, Erzählungen, Bilder,
In jeder Nummer ein ganzes Schock,
Und reitet beständig daselbst den Bock!“

Doch lächelnd sprach die ganze Gemein’:
„Der Teufel hinkt ja auf einem Bein;
Wenn er im Blatt steckt mit Kopf und Zehen,
Wie könnt’ es so ausgezeichnet gehen?“ –
Sie eilten und schafften das Blatt sich an.

 Moral.

So macht Reclame ein frommer Mann!