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Titel: Eine Prinzenehe
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aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 558–560
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Eine Prinzenehe.

Ende der Siebenziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zählte Richmond Hick unter den Bewohnern seiner Landhäuser auch die junge und schöne Mrs. Maria Fitzherbert. Die Dame war mit fünfundzwanzig Jahren das zweite Mal Wittwe geworden ihre erste Ehe mit Edward Weld Esquire von Helworth Castle hatte der Tod schon nach wenigen Monaten gelöst. Mrs. Fitzherbert besaß eine Rente von zweitausend Pfund Sterling und bewegte sich in der Londoner guten Gesellschaft, doch in der eingezogenen Weise, wie es einer Wittwe geziemt. Der Prinz von Wales, der Sohn Georg’s des Dritten, sah sie und empfing von ihrer Schönheit und Liebenswürdigkeit solchen Eindruck, daß er sich bald in auffälliger Weise um sie bemühte. Manche Zeitgenossen wollten einige Worte eines damals vielgesungenen Liedes darauf beziehen.

„Meine Kronen wären mir feil,
Würde die Schöne von Richmond Hill mir zu Theil!“

Mrs. Fitzherbert, eben so klug als ehrbar und schön, zeigte sich durchaus nicht geschmeichelt durch die Aufmerksamkeit des Prinzen und setzte seiner Bewerbung große Sprödigkeit entgegen, bis er endlich auf ein seltsames Mittel verfiel, ihr Herz zu rühren.

Eines Tages erschienen bei Mrs. Fitzherbert der Wundarzt Keit, Lord Onslow, Lord Southampton und Mr. Edward Bowerie, welche Alle zur Umgebung und Gesellschaft des Prinzen von Wales gehörten; die Herren trugen die größte Bestürzung zur Schau und theilten der Dame mit, der Prinz schwebe in Folge eines Selbstmordversuchs in Lebensgefahr und nur ihre Gegenwart könne ihn retten. Mrs. Fitzherbert, welche eine Falle vermuthete, erklärte jedoch trotz aller Bitten und Vorstellungen, daß nichts sie vermögen werde, Carlton House, die Residenz des Prinzen, zu betreten. Schließlich machte die Verzweiflung der Abgesandten sie aber wankend, und sie glaubte an die Wahrheit des Vorfalls; doch um ihren Ruf zu schützen, ließ sie sich zu dem verlangten Besuch nur unter der Bedingung herbei, daß eine Herzogin sie begleite. Man forderte die Herzogin von Devonshire hierzu auf, welche sich auch nicht weigerte, und von ihrem Palast Devonshire-House aus begab Mrs. Fitzherbert sich zum Prinzen.

Sie fand ihn bleich, mit Blut bedeckt auf seinem Bette liegen. Dieser Anblick rührte und übermannte sie dermaßen, daß sie fast die Besinnung verlor. Der Prinz schwor, daß nur ihr Versprechen, sein Weib zu werden, und die Erlaubniß, ihr einen Ring als Zeichen des Verlöbnisses an den Finger zu stecken, ihn bewegen werde am Leben zu bleiben. Sie ließ es geschehen und die Herzogin gab dazu einen ihrer Ringe her. Nach Devonshire-House zurückgekehrt, wurde eine Schrift mit der Erzählung des Hergangs aufgesetzt und von den Augenzeugen unterzeichnet. Des andern Tags bei ruhigerer Betrachtung fühlte Mrs. Fitzherbert Zweifel und Unruhe und sie sandte einen Protest an Lord Southampton, in dem sie erklärte, daß sie nur unter dem Druck der Ereignisse gehandelt habe. Gleich darauf verließ sie England und zog sich nach Aachen und dann nach Holland zurück. Der Generalstatthalter Prinz von Oranien und seine Familie erwiesen ihr große Höflichkeit und Freundlichkeit; da nun damals die Verbindung einer Prinzessin von Oranien mit dem Prinzen von Wales der Gegenstand von Verhandlungen zwischen der englischen und holländischen Regierung war, so wurde Mrs. Fitzherbert durch ihre Beziehungen zu der Prinzessin in nicht geringe Verlegenheit gebracht. Doch hat sie jederzeit versichert, es sei damals ihr aufrichtiger Wunsch gewesen, ihr Verlöbniß zu lösen. Auch das nächste Jahr hindurch versuchte sie ihre Verbindung mit dem Prinzen hinauszuschieben. Bis nach Frankreich und in die Schweiz, wohin sie von Holland aus gegangen, folgten ihr Couriere mit Briefen und Anträgen des Prinzen. Die französische Regierung schöpfte aus der großen Anzahl derselben Verdacht und ließ zu drei verschiedenen Zeiten Boten anhalten und in’s Gefängniß werfen. Einer dieser Briefe enthielt siebenunddreißig von der Hand des Prinzen geschriebene Seiten; unter Anderem gab er darin an, daß sein Vater mit der gewünschten Verbindung einverstanden sei.

Endlich gab Mrs. Fitzherbert nach und ihre Einwilligung, des Prinzen Gattin zu werden, unter gewissen Bedingungen, welche ihr Gewissen beruhigten, da nach dem Wortlaut des Gesetzes diese Ehe nicht anerkannt werden konnte. Sie kehrte nach England zurück, und unmittelbar darauf wurde sie mit dem Prinzen im Empfangszimmer ihres Hauses durch einen protestantischen Geistlichen getraut. Die Trauzeugen waren: der Oheim der Braut, Starry Errington, ihr Bruder Jack Smythe und der Geistliche, welcher sie eingesegnet hatte. Das Document, welches die Zeugen unterzeichneten, war durchaus von der Hand des Prinzen geschrieben und mit seiner und Mrs. Fitzherbert’s Unterschrift versehen.

Der Charakter des Prinzen war nicht geeignet, eine Frau glücklich zu machen. The first gentleman of Europe nannte man ihn später – doch ausgenommen große persönliche Liebenswürdigkeit, besaß er keine Eigenschaft, die ihn jener Vezeichnung würdig gemacht hätte. Seine Ausschweifungen und seine Verschwendung brachten ihn fortwährend in Geldverlegenheit, und die ihm ausgeworfene Apanage erwies sich für seine Bedürfnisse als weitaus ungenügend. Der König weigerte sich seinem Sohne zu Hülfe zu kommen und so ließ dieser endlich durch seine Freunde im Parlament die Erhöhung seines Einkommens beantragen; bei dieser Gelegenheit kam auch die Verbindung des Prinzen mit Mrs. Fitzherbert zur Sprache. Mancherlei der Wahrheit sehr nahe kommende Gerüchte waren in Umlauf und man richtete an Fox, den Freund und Vertrautem des Prinzen, die Frage, wie es sich damit verhalte. Da nun nach einem Gesetze die Ehe mit einer Katholikin – dies war Mrs. Fitzherbert – von der Thronfolge ausschließt, widersprach Fox jedem solchen Gerüchte aus das Bestimmteste. [559] Das Parlamentsglied Mr. Rolle fragte noch, ob Fox ermächtigt sei, diese Erklärung abzugeben, was dieser ebenso bestimmt bejahte. Mrs. Fitzherbert, empört über diese ihr angethane Schmach, wollte den Prinzen augenblicklich verlassen, und nur das eifrigste Zureden und die wiederholten Versicherungen desselben, Fox habe ohne seinen Auftrag gehandelt, vermochten sie davon abzuhalten. In ihrer Gegenwart forderte der Prinz Mr. Gray zu einer Berichtigung von Fox’s Worten im Parlament auf; dieser lehnte ab, weil er nicht geneigt war, Fox zu widersprechen und so übernahm es Sheridan, doch leistete er keine Ehrenerklärung, sondern forderte seine Collegen nur auf, aus Rücksicht für die dabei betheiligte liebenswürdige und ehrenwerthe Dame die Sache nicht weiter zu verfolgen. Eine Entschädigung und Genugthuung wurde jedoch der Dame von Seiten der Londoner Gesellschaft zu Theil, indem den Tag, nachdem Fox seine anzügliche Rede gehalten, Mrs. Fitzherbert so viele Besuche der angesehensten und vornehmsten Personen erhielt, daß, wie sie sich selbst ausdrückte, der Thürklopfer ihres Hauses nicht eine Minute ruhig blieb und sie ihr Empfangzimmer keinen Augenblick verlassen konnte.

Die erste Trennung Mrs. Fitzherbert’s von dem Prinzen erfolgte plötzlich und unerwartet; sie erhielt die erste Anzeige hiervon durch ein Billet, welches ihr übergeben wurde, als sie eben mit dem Bruder des Prinzen von Wales, dem Herzog von Clarence, sich zu Tische setzen wollte. Von dieser Zeit an sah sie den Prinzen nicht mehr, welcher bald darauf sich mit der Prinzessin von Braunschweig vermählte. Nach der Meinung Mrs. Fitzherbert’s waren die Schulden des Prinzen, welche das Parlament im Falle seiner standesgemäßen Vermählung zu tilgen versprochen hatte, sowie der Einfluß einer Geliebten, Lady Jersey, welche einen hohen Posten im Hofstaat einzunehmen wünschte, seine Hauptbeweggründe zu diesem Schritte.

Wie unglücklich diese Ehe ausfiel, ist bekannt. Der Prinz entfernte sich schon nach Jahresfrist von seiner Gemahlin, gegen die er eine außerordentliche Abneigung hegte, und suchte erst vorsichtig und dann mit der früheren Leidenschaft und Heftigkeit sich Mrs. Fitzherbert zu nähern und wieder mit ihr in Verbindung zu treten. Ihre Freunde, unter welche sie alle königlichen Prinzen zählen konnte, waren ihr treu geblieben, und auch von König und Königin hatte sie fortwährend Gunstbezeigungen erhalten, jetzt bemühten sich sogar Mitglieder der königlichen Familie, ihre Versöhnung mit dem Prinzen herbeizuführen. Möglich, daß man hierdurch hohen Ortes einer schlimmeren Alternative vorzubeugen wünschte. Mrs. Fitzherbert, von allen Seiten gedrängt und in Zweifel, was eigentlich ihre Pflicht sei, unterbreitete diesen Gewissensfall dem Papste. Die Antwort war ein Breve aus Rom, worin sie angewiesen wurde, sich wieder mit dem Prinzen zu vereinigen. Sie gehorchte; doch verlangte sie, daß diese Vereinigung öffentlich geschehe und nicht in der Stille, wie der Prinz wünschte, und an dem Tage, wo er wieder zum ersten Male ihr Haus betrat, lud sie eine große Gesellschaft zu einem feierlichen Frühstück, obgleich, wie sie Mr. Longdale sagte, sie kaum wußte, wie diese Prüfung zu überstehen.

Die folgenden acht Jahre waren, wie Mrs. Fitzherbert sagte, die glücklichsten ihrer Verbindung, obgleich das Paar sich oft in solcher Geldverlegenheit befand, daß, als einst eine Uebersiedlung von Brighton nach London beschlossen wurde, der Prinz und Mrs. Fitzherbert gemeinschaftlich nicht mehr fünf Pfund Sterling aufbrachten. Bei dieser Gelegenheit wollte ein alter Hausdiener ihnen mit Gewalt sechszig Pfund Sterling, welche er sich in ihren Diensten erspart hatte, aufdringen und ließ sich mit seinem Anerbieten kaum abweisen Die zweite und dauernde Trennung Mrs. Fitzherbert’s von dem Prinzen erwuchs aus der Liebschaft desselben mit Lady Hertford. Mrs. Fitzherbert war mit der Lady befreundet gewesen und sah sich genöthigt, ihre Verwendung in Anspruch zu nehmen, damit ihr nicht die Vormundschaft über ihre Adoptivtochter Mrs. Seymour entzogen werde. Die vielen Kränkungen und Demüthigungen, welchen sie sich damals ausgesetzt sah und die sie sich gefallen lassen mußte, aus Furcht, das Kind könne ihr sonst genommen werden, zerstörten fast ihre Gesundheit. Es kam vor, daß der Prinz, der die Vormittage fast immer in Mrs. Fitzherbert’s Hause in Brighton zubrachte, nachdem er auf das Freundlichste von ihr geschieden, sie, wenn er ihrer Nachmittags im Pavillon ansichtig wurde, nicht zu kennen schien – nur um Lady Hertford keinen Anlaß zur Unzufriedenheit zu geben.

Ein Diner zu Ehren Ludwig's des Achtzehnten, von dem Prinzen veranstaltet, gab schließlich Veranlassung zu vollständiger Lösung der Verbindung. Bis dahin war, aus Rücksicht für Mrs. Fitzherbert, bei solchen Gelegenheiten keinerlei Etiquette in Bezug auf die Reihenfolge der Plätze bei Tische beobachtet worden; diesmal meldete man ihr, daß die Gäste nach ihrem Range sitzen sollten. „Wo wird denn mein Platz sein?“ fragte sie den Prinzen, und er antwortete. „Sie wissen, Madame, daß Sie keinen Platz haben.“ „Ganz richtig,“ erwiderte Mrs. Fitzherbert, „keinen, als welchen Sie, Sir, für gut befunden, mir anzuweisen.“ Sie entfernte sich und ließ der königlichen Familie kund thun, daß von nun an ihre Verbindung mit dem Prinzen von Wales unwiderruflich ein Ende haben müste. Da jede Vermittlung, welche der Herzog von York versuchte, ohne Erfolg blieb, gab die Königin Charlotte und die Prinzen endlich widerstrebend ihre Einwilligung, und von diesem Tage an öffnete Mrs. Fitzherbert nie mehr ihr Haus dem Prinzregenten

Am Abend des Tages ihrer Trennung war Mrs. Fitzherbert gezwungen, einer Gesellschaft in Devonshire-House beizuwohnen, und die Herzogin forderte sie auf, den Herzog, welcher an der Gicht krank, auf seinem Zimmer zu besuchen. Als sie am Arme der Herzogin die Zimmer durchschritt, erblickte sie in einem den Prinzregenten tête-â-tête in eifrigem Gespräch mit Lady Hertford. Die Erinnerungen, welche bei diesem Anblick auf die arme Frau einstürmten (die Herzogin von Devonshire-House war Zeugin ihrer Verlobung mit dem Prinzen gewesen), brachten sie einer Ohnmacht nahe, sie überwand jedoch diese Anwandlung von Schwäche, trank ein Glas Wasser und schritt ruhig weiter.

Während der letztem Krankheit Georg’s des Vierten schrieb Mrs. Fitzherbert an ihn und bot ihm ihre Dienste und ihre Pflege an, er soll sehr gerührt gewesen sein bei Empfang des Schreibens, aber er war nicht mehr an Stande es zu beantworten. Nach seinem Tode zeigte der Herzog von Wellington der Dame an, daß der König wiederholt befohlen hatte, ein gewisses Bild an einem Bande seiner Leiche um den Hals zu hängen und in die Gruft mitzugeben – und aus dem Umstand, daß Mrs. Fitzherbert’s Bild nicht unter der Verlassenschaft zu finden, schließe er, daß es dieses gewesen. Der Bischof von Chichester bestätigte diese Erzählung, da er das Portrait auf der Brust des Königs im Sarge gesehen hatte. Es scheint also, als habe einige Zuneigung für Mrs. Fitzherbert bis zuletzt bei ihrem Gemahl bestanden; vielleicht hatte er auch Reue über sein gewissenloses Verfahren gegen sie gefühlt.

Nach Georg’s des Vierten Tode begab sich Mrs. Fitzherbert in ihr Haus nach Brighton. König Wilhelm der Vierte, sein Nachfolger, als Herzog von Clarence ihr befreundet, ließ sie wiederholt auffordern, ihn zu besuchen, und sandte endlich die Anfrage, warum sie seiner Aufforderung nicht nachkomme. Sie erwiderte, die schwierige Stellung, in der sie sich befinde, ließe sie wünschen, Seine Majestät möchte ihr früher die Ehre erweisen, sie in ihrem Hause aufzusuchen, damit sie die Befehle und den Rath des Königs einholen könne. Wilhelm der Vierte kam auch bald, und Mrs. Fitzherbert legte ihm ihre Documente vor: den Trauschein, einen Brief des Prinzen von Wales an sie, in den zärtlichsten Ausdrücken abgefaßt, und worin er sie wiederholt seine rechtmäßige Gattin nennt, und mehrere andere wichtige Papiere. Bei der Durchsicht derselben traten dem König die Thränen in die Augen und er fragte Mrs. Fitzherbert, was er thun könne, um sie für das erlittene Unrecht zu entschädigen und ihr seine Bewunderung und Anerkennung der Geduld und Langmuth, die sie zeither bewiesen, kund zu thun. Er war bereit sie zur Herzogin zu ernennen. Dankend weigerte sie sich dessen. „Ich habe bis nun immer den Namen Fitzherbert geführt und ich glaube in Ehren, ich will ihn auch jetzt nicht gegen einen anderen vertauschen“ –

Lange vorher schon hätte sie das Herzogskrönlein erhalten können. Fox hatte es ihr angetragen, um sie, die seit dem Vorfall im Parlament nie mehr ein Wort mit ihm sprach, zu versöhnen war aber damit abgewiesen worden. –

Wilhelm der Vierte forderte nun Mrs. Fitzherbert auf, Trauer für seinen Bruder anzulegen, und bestand darauf, daß sie ihre Dienerschaft in die königliche Livree kleide. Auch bat er, sie möge den nächsten Sonntag mit ihm und seiner Familie speisen; als sie angefahren kam, eilte er die Treppen hinunter, sie zu [560] empfangen, hob sie aus dem Wagen und stellte sie der königlichen Familie als eine Angehörige vor. Er änderte auch sein Benehmen nie und bewies ihr bei jeder Gelegenheit die gleiche Aufmerksamkeit und Achtung. Die freundliche, entgegenkommende Aufnahme, welche Mrs. Fitzherbert von Seiten der Familie Louis Philippe’s, während ihres Aufenthalts zu Paris im Jahre 1833, zu Theil wurde, schrieb sie ebenfalls König Wilhelm dem Vierten zu.

Oft und eingehend besprach der gutmüthige König auch mit ihr die Angelegenheit, welche ihr am meisten am Herzen lag: ihre Rechtfertigung vor der Nachwelt, und gab seine Einwilligung zu Erhaltung und Aufbewahrung derjenigen Papiere, welche sie zur einstigen Herstellung ihrer Ehre am besten geeignet hielt. Mit seiner Beistimmung wurde zwischen Mrs. Fitzherbert und den Testamentsexecutoren Georg’s des Vierten eine Vereinbarung geschlossen und in Folge dessen ihre Correspondenz mit dem verstorbenen König verbrannt, jedoch mit Ausnahme derjenigen Briefe, welche sie aufbewahren wollte. Der Herzog von Wellington und Lord Albemarle verbrannten die Papiere in Gegenwart Mrs. Fitzherbert’s und nach reiflicher Ueberlegung verfiel den Flammen auch der Eingangs erwähnte siebenunddreißig Seiten lange Liebesbrief – dieses Muster und Beispiel der Unzuverlässigkeit von Liebesschwüren.

Mrs. Fitzherbert lebte bis zum Jahre 1837 meist in Brighton, wo sie auch starb. Ihre Adoptivtochter Mrs. Lionel Dawson Damer (Miß Seymour) ließ ihr ein Monument setzen, auf welchem die Figur der Verstorbenen, mit drei Trauringen an dem vierten Finger der linken Hand, angebracht ist, als Zeichen, daß sie dreimal vermählt gewesen.

Mrs. Fitzherbert’s Papiere waren von ihr in dem Bankhause Coutts deponirt worden, und sie hatte in ihrem Testament verfügt, daß dieselben zu geeigneter Zeit veröffentlicht werden sollten. Im Jahre 1841 kam die Sache zwischen den beiden Testamentsexecutoren Lord Stourton und Lord Albemarle zur Sprache, aber der Herzog von Wellington, dessen Siegel auch auf dem Briefpaket befindlich waren, widersetzte sich der Lösung derselben, und seinen Gründen gaben die beiden Lords nach. Nach Lord Stourton’s Tode blieb Lord Albemarle allein die Verfügung über diese Papiere; auch er starb, ohne daß sie veröffentlicht wurden, und nun bemühte sich Mr. Charles Longdale, Lord Stourton’s Bruder, von den Erben Lord Albemarle’s die Erlaubniß zur Veröffentlichung der bei Coutts hinterlegten Schriften zu erhalten. Es gelang ihm nicht, aber was er dann, gestützt auf die Aufzeichnungen und Erzählungen seines Bruders, die Erinnerungen von Zeitgenossen und das, was er aus dem eigenen Munde der Dame gehört, zusammenstellte und dem Publicum mittheilte, enthält alles Interessante daraus, und sollten die Siegel des Archivs einst gelöst werden, so wird der Inhalt des Pakets doch nichts Neues mehr bieten.