Textdaten
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Autor: Alois Wilhelm Schreiber
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Titel: Eine Parabel
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aus: Wünschelruthe - Ein Zeitblatt. Nr. 26, S. 104.
Herausgeber: Heinrich Straube und Johann Peter von Hornthal
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Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Vandenhoeck und Ruprecht
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Erscheinungsort: Göttingen
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Eine Parabel.




Es ereigneten sich einst allerlei seltsame Erscheinungen, worüber die Menschen in Sorge und Angst gerieten, weil nur eine schlimme Vorbedeutung darin erkannt werden konnte. Feurige Drachen stiegen aus der Erde, und einer verschlang den andern; Todtensärge schwebten in den Lüften, und drüber her lagen weiße Knochen und blanken Schwerter; Gräber öffneten sich, und bleiche, grinzende Larven gingen daraus hervor, mit drohender Bewegung.

Die Leute standen da, fast starr vor Schrecken, und seufzten über diese Zeichen. Unter der Menge befand sich aber auch ein Mann, der lachte höhnisch und sprach: die Umstehenden möchten wohl bethört seyn, ja vielleicht wahnsinnig, denn Er sehe von alle dem nichts, der Himmel sey vielmehr ungewöhnlich klar, und der Boden habe noch nie so viele Blumen und Kräuter getragen.

Die ihm zunächst standen, blickten den Mann mit Erstaunen an, aber bald merkten sie, daß er die Augen hinten am Kopfe habe, und unverrückt nach der Seite hinstarre, wo auch in der That von den furchtbaren Erscheinungen nichts wahrgenommen werden konnte. Sie wollten ihn darüber belehren, der Mann aber hieß sie dummes Gesindel, vom lieben Gott mit Blindheit geschlagen. Er allein sey sehend, und wolle alsbald nach Haus gehen, und es ausrufen und auch drucken lassen, daß sie den Verstand verloren hätten.

A. Schreiber.