Eine Hinrichtung in Granada

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Titel: Eine Hinrichtung in Granada
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aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 465, 480
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Beschreibung eines Gemäldes von Théophile Lybaert
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[465]

Photographie von Franz Hanfstaengl Kunstverlag in München.

Eine Hinrichtung in Granada.
Nach einem Gemälde von T. Lybaert.

[480] Eine Hinrichtung in Granada. (Zu dem Bilde S. 465.) Vierhundert Jahre sind es her, seit die Herrschaft der Mauren in Granada zusammenbrach; jener 2. Januar 1492, an dem Ferdinand von Aragonien und Isabella von Kastilien einzogen in die langumstrittene Stadt, war ein Tag des Jubels in der Christenheit und er gab auch der Seele Isabellas jenen höheren Schwung, in welchem sie Kolumbus seine drei Schiffe zur Westfahrt nach Indien bewilligte. So steht der Fall von Granada mit der Entdeckung Amerikas in einem ursächlichen Zusammenhang.

Aber zu so hohem Glanze er auch das kastilische Herrscherhaus emporhob, für die Stadt selbst war er der Anfang vom Ende. Unter den Mauren war Granada ein blühendes Gemeinwesen von 400 000 Einwohnern, heute zählt es deren wenig über 70 000. Und was von der Stadt gilt, das gilt von der ganzen umliegenden Provinz.

Der Maler Theophile Lybaert führt uns in das maurische Granada, an ein Thor der Alhambra, jener herrlichen Burg hoch über der Stadt, die heute noch die Besucher in Entzücken versetzt. Aber der Akt, der auf unserem Bilde sich abspielt, steht in rauhem Gegensatz zu der künstlerisch schönen Umgebung. Es ist eine Hinrichtung. Drinnen in dem weitläuftigen Bauwerk liegt ein prächtiger Saal, der „Saal der Gerechtigkeit“[.] Dort, darf man annehmen, ward zu Gericht gesessen über den Verbrecher – und alsbald führt man den Verurtheilten hinaus vor das Thor, wo er durch den Strang vom Leben zum Tode gebracht wird. In grausamer Neugier drängt das Volk zu dem aufregenden Schauspiel – darin nicht besser und nicht schlechter als unsere eigenen Altvordern bis in unser Jahrhundert herein – kaum zurückgehalten durch die berittene Wache, starrt es nach dem am Boden liegenden Delinquenten. Ist’s ein gemeiner Räuber oder Dieb, oder ist’s ein gedungener Meuchelmörder, den ein vertriebener Prätendent gegen den König von Granada aussandte? Das Bild giebt uns darauf keine Antwort. Aber die Geschichte berichtet uns, daß die maurischen Herrscher in Spanien selten ihres Thrones und Lebens sicher waren[.]