Ein newes Christlichs Lied Dadurch Deudschland zur Busse vermanet

Textdaten
Autor: Johann Walter
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Titel: Wach auff, wach auff, du Deudsches Land
Untertitel:
aus: Ein newes Christlichs Lied/ Dadurch Deudschland zur Busse vermanet/ Vierstimmig gemacht Durch Johan: Walther
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1561
Erscheinungsdatum: 1561
Verlag:
Drucker: Georg Rhaw Erben
Erscheinungsort: Wittemberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft: Einzeldruck
Quelle: Commons = Diglib Wolfenbüttel.
Kurzbeschreibung:
Kirchenlied, EG 145, „Wach auf, wach auf, du deutsches Land“
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[6]

Ein Newes Christ=

lichs Liedt / da durch Deudschland

zur Buss[WS 1] vermanet.


WAch auff / wach auff / du Deudsches land /
     Du hast genug geschlaffen /
     Bedenck was Gott an dich gewand /
     Wozu er dich erschaffen /

5
     Bedenck was Gott dir hat gesand /

     Vnd dir vertrawt / sein höchstes pfand /
          Drumb magstu wohl auffwachen.

Gott hat dich Deudschland hoch geehrt /
     Mit seinem Wort der Gnaden /

10
     Ein grosses Liecht dir auch beschert /

     Vnd hat dich lassen laden /
     Zu seinem reich welchs Ewig ist /
     Darzu du denn geladen bist /
          Wil heilen deinen schaden.

15
Gott hat dir Christum seinen Son /

     Die Warheit vnd das Leben /
     Sein liebes Euangelion /
     Aus lauter gnad gegeben /
     Denn Christus ist allein der Man /

20
     Der für der Welt Sünden gnug gethan /

          Kein werck hilfft sunst darneben.

Du lagst zuuor im finstern gar /
     Mit blindheit hart gekrencket /
     Bey dir kein liecht der Warheit war /

25
     Dein hertz war gar gelencket /

     Zur lügen vnd Abgötterey /
     Falsch Gottesdiensts vnd heucheley /
          Jns Teuffels Reich versenckt.

[7]

Du hast zuuor den Antichrist /

30
     Sein Teuffels ler gehöret /

     Vnd seine lügen / stanck / vnd mist /
     Als Göttlich ding geehret /
     Du gabst jm noch / als deinem Herrn /
     Dein leib vnd gut auch willig gern /

35
          Der keins dich nicht beschweret.


Von solcher lügen falschem schein /
     Hat Gott dein hertz getrennet /
     Durch Luther den Propheten dein /
     Gantz Deudschland solchs bekennet

40
     Hat dich gezogen gnediglich /

     Zu seinem reich gar Veterlich /
          Wohl dem ders recht erkennet.

Fur solche gnad vnd güte gros /
     Soltu Gott billich dancken /

45
     Nicht lauffen aus seim gnaden schos /

     Von seinem Wort nicht wancken /
     Dich halten wie sein Wort dich lert /
     Dadurch wird Gottes Reich gemehrt /
          Geholffen auch den krancken.

50
Du soltest bringen gute frucht /

     So du rechtgleubig werest /
     Jn lieb vnd trew / in scham vnd zucht /
     Wie du solchs selbs begerest /
     Jn Gottes furcht dich halten fein /

55
     Vnd suchen Gottes Ehr allein /

          Das du niemand beschwerest.

Ob du solchs thust / das ist am tag /
     Darff nicht erweiset werden /
     Es zeugt jtzt die gemeine klag /

60
     Das erger nie auff Erden /

     Auch weil die Welt gestanden ist /
     Noch nie gewest / solch tück vnd list /
          Jn worten vnd geberden.

[8]

Es ist nicht auszusprechen mehr /

65
     Die bosheit Sünd vnd schande /

     Die grausam Gottes lestrung schwer /
     So jtzt in Deudschem Lande /
     Solch Sünde ist so hoch gebracht /
     Das auch dafür der Himel kracht /

70
          Erschuttert seine bande.


Gott hat sein Wort gegeben drumb /
     Das wir vns zu jm wenden /
     So kert Deudschland das bletlein vmb /
     Thut seinen namen schenden /

75
     Jst erger worden denn zuuor /

     All Sünde schwebt jtzt hoch empor /
          Drumb wird Gott straffen senden.

Der Wucher / Geitz / betriegerey /
     Wird jtzt für kunst gelobet /

80
     Ehebruch / vnzucht vnd füllerey /

     Wird auch noch wol begabet /
     Falsch tück vnd list / vorreterey /
     Vntrew / Falscheit / gros büberey /
          Jr viel jtzt hoch erhebet.

85
Die Jugent wird gezogen jtzt /

     Jn mutwil frech gewenet /
     Das sie in schalckheit so verschmitzt /
     Was ehrlich ist / verhönet /
     Jr kleidung mus fein bübisch sein /

90
     Das Weibsvolck gibt sehr bösen schein /

          Mit zirligkeit beschonet.

Wer jtzt nicht Pluderhosen hat /
     Die schir zur erden hangen /
     Mit zotten wie des Teuffels wat[WS 2] /

95
     Der kan nicht höfflich prangen /

     Es ist solchs so eine schnöde tracht /
     Der Teuffel hats gewis erdacht /
          Wird selbs sein also gangen.

[9]

Denn welcher Christ solch kleidt anblickt /

100
     Der wird fur trawren klagen /

     Sein hertz fur Gottes zorn erschrickt /
     Wird bey jm selbs offt sagen /
     Ach Gott / Deudschland das dringet dich /
     Das du must straffen hertiglich /

105
          Mit schweren grossen plagen.


All stendt sind jtzt so gar verterbt /
     Wil niemand sich erkennen /
     Mit gutem schein / doch so geferbt /
     Thun all sich Christen nennen /

110
     Vnd wird der Göttlich Name tehwr /

     Zur Sünd gebraucht so vngehewr /
          Deudschland wird sich abrennen.

Was vormals vnrecht / sünd vnd schand /
     Das thut man jtzt gut preisen /

115
     Was vormals Bley vnd Zin genand /

     Das heist man jtzt hart eisen /
     All ding han sich so gar verkert /
     Vnrecht hat sich sehr hoch gemehrt /
          Solchs thut die that erweisen

120
Die warheit wird jtzt vnterdruckt /

     Wil niemand warheit hören /
     Die lügen wird gar fein geschmückt /
     Man hilfft jr offt mit schweren /
     Dadurch wird Gottes Wort veracht /

125
     Die Warheit hönisch auch verlacht /

          Die lügen thut man ehren.

Dieweil denn Deudschland gar nicht wil /
     An Gottes Wort sich keren /
     Vnd heufft der Sünden teglich viel /

130
     Es lest jm niemand wehren /

     So wird auch Gott / ein scharffe Ruth /
     Viel straffen senden wie ein flut /
          Vnd Deudschland mores leren.

[10]

Wer augen hett / vnd sehen künd /

135
     Der würde freilich spüren /

     Am Himel / Erden / Lufft vnd Wind /
     Die Gottes straffe rüren /
     Viel zeichen lest geschehen Gott /
     Vorwar Er was im sinne hat /

140
          Wil vns zur busse führen.


Martinus Luther Gottes man /
     Hat Deudschland offt vormanet /
     Man solt von Sünden abelan /
     Ein grosse straff jm anet /

145
     Gott würd an Deudschland straffen hart /

     Den vndanck an seim gnaden Wort /
          Keins vndancks Gott nicht schonet.

Wach auff Deudschland / ist hohe zeit /
     Du wirst sonst vbereilet /

150
     Die straff dir auff dem halse leit /

     Ob sichs gleich jtzt verweilet
     Vorwar die Axt ist angesetzt /
     Vnd auch zum hieb sehr scharff gewetzt /
          Was gilts ob sie dein fehlet.

155
Gott warnet teglich für vnd für /

     Das zeugen seine zeichen /
     Denn Gottes straff ist für der thür /
     Deudschland las dich erweichen /
     Thu rechte busse in der zeit /

160
     Weil Gott dir noch sein gnad anbeut /

          Vnd thut sein hand dir reichen.

Das helffe Gott vns allen gleich /
     Das wir von Sünden lassen /
     Vnd führe vns zu seinem reich /

165
     Das wir das vnrecht hassen /

     HErr Jhesu Christe hilff vns nhu /
     Vnd gib vns deinen geist darzu /
          Das wir dein warnung fassen.

[11]

O Gott gib das der Name dein /

170
     Durch falsche Lehr nicht geschendet /

     Von deinem Wort vnd Lehre rein /
     Nicht werden abgewendet /
     Dein wille dempff all menschen tant /
     So von der Warheit abgewend /

175
          Durch Teuffels list vorblendet.


Amen spricht der dies liedt gemacht /
     Gott tröste die nott leiden /
     Vnd stürtze bald der lügen pracht /
     So warheit stets thut neiden /

180
     Vnd mach zu schand was vnrecht ist /

     Sterck vnsern glauben Jhesu Christ /
          Wenn wir von hinnen scheiden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage:Bsus
  2. Kleidung