Ein muthmaßlicher und ein tatsächlicher Meteorsteinfall

Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Ein muthmaßlicher und ein tatsächlicher Meteorsteinfall
Untertitel:
aus: Annalen der Physik und Chemie, Band LX
Herausgeber: Johann Christian Poggendorff
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: Johann Ambrosius Barth
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans auf Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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XVI. Ein muthmaßlicher und ein thatsächlicher Meteorsteinfall.


In einem Schreiben aus Rheine im Westphälischen Merkur vom 8. Aug. d. J. liest man: In der Nacht vom 6. auf den 7. d., zwischen 1 und 2 Uhr, wurde hier eine Erscheinung in der Luft bemerkt, die ihrer Eigenthümlichkeit und Schönheit halber, auch weil sie ihrer anscheinend großen Nähe wegen vielleicht nur hier gesehen worden, wohl der öffentlichen Mittheilung werth seyn dürfte.

Bei ziemlich sternhellem Himmel entstand nämlich im Südwesten, anscheinend ganz nahe in einer Höhe von etwa 41 Graden über dem Horizont, plötzlich eine etwa 10 Zoll große kugelförmige Scheibe von äußerst hellglänzendem, weißem Feuer, welche fast im Augenblicke ihres Entstehens sich in eine Menge herunterschießender, theilweise schlangenförmiger Strahlen von gleich glänzendem Feuer und bedeutender Länge auflöste; die Strahlen selbst aber verschwanden, nachdem am Ende eines jeden derselben ein Stern von noch hellerem Licht wie bei einer Leuchtkugel erschien, und ohne daß während ihres Sichtbarseyns die Länge ihrer vom Kern der Scheibe ausgebenden Linie unterbrochen worden, alle gleichzeitig und plötzlich nach einer Dauer von etwa vier Secunden. Etwa fünfzehn Secunden später ertönte ein dumpfer, langsam nach Südosten hin verhallender Donner. Referent dieses, welcher die Erscheinung im Freien, etwa fünf Minuten von hiesiger Stadt, ganz genau beobachtete, bemerkte noch, daß während deren Dauer die Gegenstände umher wie von weißem bengalischem Feuer [157] erleuchtet erschienen, ganz verschieden von dem blendenden Lichte des Blitzes, so wie, daß von diesem Lichte die Südwestseite der Häuser selbst in der Stadt, wie von Mehreren gesehen worden, erleuchtet war.

[Wenn es mit dem Donner seine Richtigkeit gehabt hat, so ist das Meteor offenbar eine innerhalb der Atmosphäre zerplatzte Feuerkugel gewesen, und es wäre daher zu wünschen, daß man suchte der niedergefallenen Steine habhaft zu werden. P.]

Man meldet aus Erfurt, sagt die Vossische Zeitung vom 6. Oct. d. J.: — Am 16. September d. J., Nachmittags gegen 4 Uhr, waren die Ehefrau des Holzhauers Caspar Schulze, geb. Köthen, aus Kleinwenden, und der Webergeselle Heinrich Schwarzburger, ebendaher, Augenzeugen einer seltenen Naturerscheinung. Sie befanden sich Beide um die genannte Zeit in der Nähe der Königl. Domaine Münchenlohra, im landräthlichen Kreise Nordhausen. Der Himmel war ganz hell, nirgends umwölkt, auch eine Gewitterschwüle durchaus nicht bemerkbar. Plötzlich vernahmen sie einen außerordentlich starken Knall hoch in der Luft, welchem etwa 2 Secunden ein Gesause und zuletzt ein Geprassel folgte. Die erschreckten Leute hatten bemerkt, daß dabei etwas aus der Luft zur Erde gefallen war. Anfangs wagten sie sich nicht heran. Nach einer Weile faßten sie aber Muth, und fanden, 66 Schritte von ihrem Standpunkte entfernt, einen mit der Spitze 5 Zoll tief in die Erde eingedrungenen schwarzen Stein, der noch so heiß war, daß, als die etc. Schulze darauf spuckte, der Speichel ohne Zischen sofort verdampfte. Nach einiger Zeit griffen sie den Stein an, fanden ihn aber noch so warm, daß sie erst nach längerem Warten denselben aufzuheben wagten. Später wurde dieser Stein dem Landrath von Byla zu Nordhausen zugeschickt, welcher ihn dem Director der dortigen Realschule, Fischer, und dem Oberlehrer Dr. Kützing zur näheren Untersuchung vorlegte. [158] Beide Herren haben ihn für einen Meteorstein anerkannt. Er hatte ungefähr die Gestalt einer vierseitigen Pyramide und wog 6 Pfund. Bei seinem Niederfallen ist weder eine Lichterscheinung, noch ein Geruch nach Schwefel oder Phosphor bemerkt worden.