Ein merkwürdiges Summen in der Luft

Textdaten
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Autor: K.
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Titel: Ein merkwürdiges Summen in der Luft
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 227
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[227] Ein merkwürdiges Summen in der Luft. Wenn man zur Sommerszeit, besonders an sehr warmen, heiteren und windstillen Tagen, sich fern von dem Geräusch menschlicher Wohnorte in der freien Natur befindet und ringsum völlige Stille herrscht, so vernimmt man sehr häufig ein leises Summen in der Luft, ähnlich demjenigen, welches durch summende Insekten hervorgerufen wird. Es dürfte wohl wenige geben, die unter solchen Umständen dieses Summen nicht schon gehört hätten, und sicherlich hat sich jeder auch dabei beruhigt, daß es wirklich von schwirrenden Insekten, ja von Mückenschwärmen hervorgebracht werde. Aber nicht nur auf freiem Felde, besonders über Wiesen, sondern auch im Walde kann man dieses sommerliche Summen vernehmen, zumal an Stellen, wo der Wald nicht allzu dicht ist. Niemals vernimmt man diese Töne dagegen an Flußufern oder gar auf dem Wasser, ebensowenig auf steinigen oder sandigen Flächen. Wenn man dieses summende Geräusch, wie gewöhnlich, Insektenschwärmen zuschreibt, so entsteht die Frage, wo sich dieselben befinden. Direkt wahrgenommen hat solche noch niemand, stets scheint das Summen aus einer gewissen Entfernung zu kommen, aber es ist ganz unmöglich, den Ort anzugeben, wo es entsteht. Die Insekten, welche es verursachen, müßten in ziemlicher Höhe über dem Boden schweben und ungeheuer zahlreich sein, wenn sie wirklich diese Töne verursachten. Wenn in der That ein summendes Insekt, eine Biene oder Fliege, sich dem Beobachter nähert, so erkennt er augenblicklich den gewaltigen Unterschied, der zwischen jenem leisen Summen in der Luft und dem Summen dieser Tiere besteht. Dazu kommt, daß viele Beobachter, darunter namhafte Naturforscher, sich große Mühe gegeben haben, die in der Luft schwebenden Insektenschwärme, welche as Summen verursachen sollen, aufzufinden, aber ohne jeden Erfolg. Wir müssen daher schließen, daß die wirkliche Ursache jenes seltsamen Geräusches eine ganz andere und uns noch völlig rätselhafte ist. – Vielleicht geben uns einige Erscheinungen, welche man nicht selten auf hohen Bergen beobachtet hat, Fingerzeige zur Erklärung. So bemerkten englische Touristen, die am 10. Juni 1863 die „Jungfrau“ bestiegen, daß in einer gewissen Höhe ihre Stöcke plötzlich lebhaft summten, ungefähr wie kochendes Wasser. Das Gleiche hatte schon früher der berühmte Naturforscher Saussure bei einer Bergbesteigung in Graubünden beobachtet. Er war damals von einem Hagelwetter überrascht worden und hatte Schutz unter einer Felspyramide gesucht. Nachdem der Stock angefangen hatte zu summen, bemerkte Saussure, daß sich auch seine Haare emporrichteten, und das Gleiche war bei seinem Begleiter der Fall. Die Luft war um diese Zeit gewitterhaft und ein ferner Donnerschlag mahnte die Bergbesteiger zum Aufbruch. Die Erscheinungen verloren sich, als die Reisenden in tiefere Regionen herabkamen. In diesem Falle handelt es sich entschieden um eine elektrische Erscheinung, um ein Ausströmen der Elektricität. Sollte ähnliches nicht auch bei dem sommerlichen Summen der Luft auf unsern Wiesen und in unsern Wäldern der Fall sein? Das Ausströmen von Elektricität aus einem Hälmchen ist freilich unhörbar, allein wenn solches Ausströmen aus Hunderttausenden von Spitzen geschieht, so kann dadurch gar wohl ein leises summendes Geräusch entstehen, dessen Ursprungsort eben deshalb nicht anzugeben ist. K.