Ein hundertjähriger Veteran von 1813
[724] Ein hundertjähriger Veteran von 1813. (Mit dem untenstehenden Bildnis.) Im Laufe dieses Sommers feierte einer der wenigen Veteranen aus den Befreiungskriegen, die noch unter uns weilen (vergl. „Gartenlaube“ Jahrg. 1895, Seite 154 und 179), das seltene Fest seines hundertsten Geburtstages. Der würdige Greis, dem Gott eine eiserne Gesundheit geschenkt hat, heißt August Hering und wohnt gegenwärtig bei seinen Verwandten in Merseburg. Am 25. Juli 1796 erblickte er das Licht der Welt als Sohn des Gärtners und Försters Hering auf dem Rittergute Niegripp im Kreise Jerichow. Frühzeitig verlor er seine Mutter und kam nach deren Tode nach Burg bei Magdeburg, wo er die Bürgerschule besuchte und das Tischlerhandwerk erlernte. Im Jahre 1813 folgte der sechzehnjährige Jüngling dem Rufe seines Königs und nahm an der Erhebung des deutschen Volkes gegen Napoleon teil, indem er unter die Schützen des Landstnrm-Bataillons Burg trat. Er stand im Felde bei der Belagerung von Magdeburg und im siegreichen Treffen bei Möckern (Kreis Jerichow) am 5. April 1813. Später diente er beim 31. Regiment in Erfurt, wo er zum Feldwebel befördert wurde. Am 1. Januar 1834 trat Hering aus dem stehenden Heere aus und wurde zum Gendarm in Kösen ernannt. Neunzehn Jahre harrte er auf diesem Posten aus, bis er sich infolge körperlicher Leiden pensionieren ließ und nunmehr als Abschätzungs- und Versicherungskommissar der Landesbrandkasse der Provinz Sachsen beschäftigt wurde. 1879 mußte er auch aus dieser Stellung scheiden. Kaiser Wilhelm I. bewilligte dem alten Veteranen einen Zuschuß zu der Pension, so daß er an seinem späten Lebensabend von Nahrungssorgen frei ist. Der hundertjährige August Hering erfreut sich noch einer regen geistigen Frische; er kann ohne Brille lesen und nimmt lebhaften Anteil an den Zeitereignissen. Möge ihm diese Freude am Leben noch lange erhalten bleiben! *