Textdaten
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Titel: Ein alpiner Pflanzhort
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 875
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[875] Ein alpiner Pflanzenhort. Es giebt einige Tierarten die längst ausgestorben wären, wenn die Menschen sie nicht unter besonderen Schutz gestellt hätten. Wir erinnern nur an das Auerwild, das unter der Obhut der Kaiser von Rußland in der Bialowiezer Heide ein Asyl gefunden hat, und an den Steinbock, für dessen Erhaltung in den Alpen die Könige von Italien gesorgt haben. Bei gleicher Gefahr wie jene Tierarten wird auch eine Anzahl der alpinen Pflanzen bedroht. Diese Tatsache läßt bei dem Naturfreunde den Wunsch rege werden, für diese gefährdeten Pflanzen Zufluchtsstätten zu schaffen, einen alpinen Hort zu gründen, in dem sie gehegt und gepflegt werden können. In den „Mitteilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins“ giebt Eduard Sacher in Krems a. d. D. eine Anregung, die sehr beachtenswert ist und eifrige Unterstützung verdient. Da die Alpenpflanzen je nach ihrer Art einen bestimmte Hintergrund und eine bestimmte Höhenlage verlangen, könnte der Pflanzenhort räumlich nicht an eine Stelle gebunden sein, sondern müßte mehrere Räume in verschiedenen Höhenlagen umfassen. Einige der Anlagen müßten in den Centralalpen, andere in den Kalkalpen und andere wieder im dem Schiefergebirge gelegen sein. Jede Anlage sollte außerdem Stationen in verschiedenen Höhen von 600, 1100, 1600 und 2200 m haben. Außer der Fürsorge für die Erhaltung gefährdeter Pflanzenarten würden diese Horte noch andere wissenschaftliche Aufgaben verfolgen. Man könnte mit ihnen auch praktische Zwecke verbinden. Ein solcher wäre z. B. der Anbau von Getreide und anderen Samen in größeren Höhenlagen zum Zwecke der Abhärtung der Samenkörner, da solche erfahrungsgemäß, später in tiefere Regionen gebaut, sehr günstige Erträge liefern. Einen ganz besonderen Nutzen würden die Pflanzenhorte noch bringen, wenn man in ihnen Studierzimmer für Botaniker einrichte wollte, in welchen Gelehrte und Fachleute für einige Tage oder Wochen ihre Studien ablegen und gegen entsprechende Bezahlung Unterkunft und Verpflegung finden könnte. Ueberhaupt sollten die Pflanzenhorte zu botanischen Versuchsstationen ausgestaltet werden, sollten ein Gegenstück zu den an Tieresufern bereits vorhandenen Zoologischen Stationen bilden. Als vor Jahren Dohrn die erste Zoologische Station in Neapel gründete, konnte er selbst nicht wissen, daß sie im Laufe eines Vierteljahrhunderts die wichtigste Stätte zur Förderung der Zoologie werden würde. Der alpine Pflanzenhort kann vielleicht hinsichtlich der Botanik Aehnliches leisten. In erster Linie sind die Alpenvereine dazu berufen, die praktische Ausführung dieser Idee zu versuchen. Sie werden in ihrem Vorgehen sicher von Regierungen und landwirtschaftlichen Vereinen unterstützt werden, aber auch von privater Seite könnte dieser gewiß nützliche Plan eine wesentliche Förderung erfahren. Wiederholt haben hochherzige Stifter wissenschaftliche Institute, astronomische Observatorien etc. gegründet; in den Alpen bietet sich ihnen ein neues Feld zu einer solchen gemeinnützigen Thätigkeit.