Ein Pariser Theaterskandal

Textdaten
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Titel: Ein Pariser Theaterskandal
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aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 836
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[836] Ein Pariser Theaterskandal. Welche Erbitterung zwischen den politischen Parteien in Frankreich herrscht, das zeigten vor einiger Zeit die Vorgänge bei der Aufführung eines Spektakelstückes „Juarez“ von Gassier. Das Publikum war schon vorher benachrichtigt worden, daß Oesterreich und Belgien ein Verbot der Aufführung dieses Stückes gewünscht hatten, während Paul de Cassagnac sich an seine Landsleute wandte mit der Aufforderung, sie sollten eine Beschimpfung des Kaisers Napoleon III. und des Kaisers Maximilian nicht dulden. In Folge dessen waren zwei Parteien in dem Volkssaale anwesend: die Republikaner von heute und die Kaiserlichen von gestern, jene in den obern Rängen, diese im Parkett und den Logen. Die Polizei hatte alle Vorbereitungen getroffen, um blutige Auftritte zu vermeiden. Von dem, was auf der Bühne gesprochen wurde, vernahm man oft gar nichts, so daß man glauben konnte, eine Pantomime werde aufgeführt. Wenn der mexikanische Republikaner Juarez erschien, wurde er vom Parterre mit Thierlauten begrüßt; dann regneten von der Galerie Aepfel, Kastanien und Nüsse auf das Parkett nieder. Erschienen die Jesuiten mit ihren großen Hüten, so brachen die Galerien wieder in ein Hohngelächter aus; dazwischen ertönte Katzengeschrei, Rabengekrächze, Froschgequake. Einig waren die feindlichen Parteien nur in ihrer Verurtheiluug des Marschalls Bazaine. „Das ist ein Verräther!“ ertönte es von allen Seiten, und der arme Darsteller des Vertheidigers von Metz wurde mit faulen Aepfeln bombardirt.

Diese die halbe Nacht hindurch andauernden Lärmscenen bewiesen zur Genüge, wie gefährlich es für unsere dramatischen Dichter ist, Stoffe aus der nächsten Zeitgeschichte zu wählen, obschon die Poesie offenbar dazu berechtigt ist. Das Stück „Juarez“ ist jedenfalls nur ein dramatisches Lärmstück; aber auch talentvolle deutsche Dichter wie J. G. Fischer haben diesen Stoff behandelt. In Deutschland würde bei der Aufführung eines Dramas „Maximilian“ das dichterische Interesse und die ruhige Theilnahme an dem Stoffe überwiegen; in Frankreich ist ein solcher Stoff ein Zankapfel der Parteien und kann nur die Wuth derselben entfesseln. †