Ein Matrosenskat
[724] Ein Matrosenskat. (Zu dem Bilde S. 709.) An Bord eines Kriegsschiffes ist eigentlich niemand – am allerwenigsten der Kommandant – zu irgend einer Zeit dienstfrei. Selbstverständlich fehlt es nicht an den nötigen Pausen zum Schlafen und Essen, und es sind auch die sogenannten „Freizeiten“ da, an denen in der Regel der allgemeine Dienst ruht. Aber niemals sind Offiziere und Mannschaften sicher, daß sie nicht im nächsten Augenblick durch irgend ein unvorhergesehenes Ereignis zur Arbeit gerufen werden. Um so höher schätzt der Matrose die kargen Stunden der Freiheit, die ihm vergönnt sind, und jeder beeilt sich, denjenigen Gebrauch von ihnen zu machen, der seinen Neigungen oder Bedürfnissen am meisten entspricht. Dabei entstehen dann solche Bilder wie das, welches unser Zeichner festgehalten hat. Der eine schläft, der andere liest, ein dritter holt einen Brief aus der Heimat hervor, andere rauchen oder thun gar nichts oder „kibitzen“ bei dem Skat, den ein paar Kameraden zusammen „schmettern“. Denn der unvermeidliche Skat macht nicht bloß auf dem Lande, sondern auch auf dem Meere seine Herrscherrechte geltend, „soweit die deutsche Zunge klingt“, und unsere Blaujacken, die in der Auswahl ihrer Unterhaltungsmittel so knapp gestellt sind, nehmen natürlich gern zu ihm ihre Zuflucht. – Ueber dem ganzen Bilde lagert der Eindruck des Behagens, um so fühlbarer für den, der weiß, wie spärlich solche Augenblicke im Seedienst zugemessen sind.