Textdaten
Autor: Walther Kabel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein Mann, der von Gift lebte
Untertitel:
aus: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1909, Zehnter Band, Seite 239–240
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1909
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart, Berlin, Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[239] Ein Mann, der von Gift lebte. – Albert Randler[WS 1] trat schon in jungen Jahren als Diener in den Haushalt der Geheimrätin Charlotte Ursinus ein, jenes dämonischen Weibes, das zu den berüchtigtsten Giftmischerinnen aller Zeiten gehörte und nach Vergiftung ihres um viele Jahre älteren Gatten, ihrer vermögenden Tante und eines holländischen Offiziers zu lebenslänglicher Festungshaft auf der Festung Glatz verurteilt wurde.

Auch an ihrem Bedienten Randler hat die Ursinus verschiedene Vergiftungsversuche vorgenommen. Sie reichte ihm des öfteren in Speisen und Getränken Arsenik, welches sie bei ihren Mordtaten stets benützte, ohne daß Randlers Gesundheit dadurch irgendwie angegriffen wurde. Der Bediente wußte um ihre Heiratspläne und hat wohl auch sonst das Treiben seiner Herrin beargwöhnt; daher suchte sie ihn aus dem Wege zu schaffen. Eine mit Arsenik vergiftete Pflaume, die sie ihm gab, wurde endlich zum Verräter an ihr. Randler zeigte sie an, und nun kamen auch ihre anderen Verbrechen ans Tageslicht. Sie leugnete jedoch alles ab und gab an, sie habe auch den Diener nicht töten, sondern nur durch geringe Dosen die Wirkungen des Giftes an ihm probieren wollen.

[240] Bevor sie dann verurteilt wurde, setzte sie Randler noch eine lebenslängliche, sehr reich bemessene Pension aus; und dieser, dem das mehrfach genossene Gift nicht im geringsten geschadet hatte, lebte noch dreiundzwanzig Jahre lang in angenehmsten Verhältnissen als Rentier. Der Volksmund aber hatte ihm bald den Beinamen gegeben „der Mann, welcher vom Gifte lebt“.

Seine frühere Herrin überlebte ihn noch um zehn Jahre, denn sie starb erst 1836 in Glatz. Ihr Testament enthielt vielerlei Legate an Privatpersonen und Wohltätigkeitsanstalten, und auch den Nachtkommen Albert Randlers hatte sie noch eine namhafte Summe vermacht.

W. K.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Nach Wikipedia war der Name des Dieners Benjamin Klein.