Textdaten
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Autor:
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Titel: Ein Berliner Gaunerwitz
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 556
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[556] Ein Berliner Gaunerwitz. In Berlin giebt es einzelne Kellerschenken, wo die sogenannten Bauernfänger ihr Wesen treiben. Das heißt, ehrlich aussehende Bursche machen sich an ehrliche Landleute, denen ihr Fremdsein an der Stirne geschrieben steht. Sie werden ihre gefälligen, uneigennützigen Führer, tractiren auch zuweilen aus reiner Humanität die Fremden, und gerathen endlich mit ihnen in die Spelunken, wo dann dieselben auf mannichfache schlauere oder gröbere Weise ausgezogen werden, und zwar in der Regel durch das Spiel. Helfershelfer sind dabei allezeit zur Hand. Ein solcher Keller, in einer der Hauptstraßen Berlins, war längst bei der Polizei deshalb renommirt, aber aller angewandten Mühe ungeachtet war es noch nicht gelungen, die dort thätigen Künstler auf frischer That zu ertappen. Sobald ein verdächtiges Gesicht eintrat, waren die ehrlichen Leute verschwunden, und der Unfug dauerte doch fort. Ein Polizeimann betrachtete diese Sache als eine Ehrensache. Er verwandelte sich in einen ehrlichen, jungen, dummen Landmann; Rock, Stiefel, Bart, Perrücke lassen vor dem Spiegel nichts zu wünschen übrig. So tappt er in den Keller, aber mit aller Vorsicht; ein Gehülfe, als Bäuerin verkleidet, eine Kräze auf dem Rücken, muß, auf ihn wartend, seine Last vor dem Kellerhofe absetzen, ein dritter bleibt als Flaneur vor dem Laden gaffend stehen; an den Ecken stehen noch andere, die auf einen Pfiff zur Hand sind; denn bei derartigen Entdeckungen mag man auf den heftigsten Widerstand gefaßt sein. Im Keller wird auch in der That gespielt. Die Physiognomien locken den Polizeimann, er bittet um die Erlaubniß, mitspielen zu dürfen, die ihm gerne gewährt wird. Er hofft zu verlieren, aber er gewinnt, er hofft falsche Karten zu erhalten, aber es sind richtige, er hofft endlich auf hohes Spiel, aber die Leute sind die Solidität selbst und es handelt sich nur um Pfennige. Mißvergnügt wirft er endlich die Karten fort, und um sich in seinem Aerger zu zerstreuen, geht er in den Circus des Kunstreiter Renz, immer noch in seinem Costüm als ehrlicher Bauernbursch. Bald aber wird es um ihn und hinter ihm laut. Ein leises Kichern, lachende Blicke, endlich ein lautes Auflachen und aller Blicke auf ihn gerichtet. Sähe er denn wirklich gar so dumm aus? Jemanden, der ihn gar zu dummdreistig angafft, fährt er endlich, aus der Rolle fallend, an mit einem: „Herr, was unterstehen Sie sich?“ – „Belieben Sie nur auf Ihrem Rücken zu lesen,“ ist die Antwort. Auf seinem Rücken stand, deutlich mit Kreide geschrieben, sein Name und seine Charge.