Textdaten
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Autor: Ernst Meier
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Titel: Ei so beiß!
Untertitel:
aus: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben, S. 241-242
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: C. P. Scheitlin
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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67. Ei so beiß!

Ein armer Holzhauer war das ganze Jahr hindurch mit seiner Frau im Walde und machte Holz; bei jedem Hiebe aber, den er mit der Axt that, sagte er seufzend: „ei, so beiß!“ Da kam ein vornehmer Graf des Wegs daher und hörte dem Manne eine Weile zu, und fragte ihn endlich: weshalb er denn immer „ei so beiß!“ sage? Ach, antwortete er, hätte Eva nicht in den Apfel gebißen, so wären wir noch im Paradiese und ich brauchte hier kein Holz zu hauen! So oft ich daran denke, muß ich seufzen und werde bös auf die Eva.

Darauf nahm der Graf die armen Leute mit auf sein Schloß und gab ihnen Eßen und Trinken so gut, als sie es nur haben wollten. Einmal gab er ihnen auch ein Fest und hatte alles mögliche für sie kochen und auftragen laßen; darunter war auch eine verdeckte Schüßel, von der sagte der Graf, daß sie dieselbe ja nicht aufmachen sollten; sie dürften sie bloß ansehen! Dann ließ er sie allein in ihrem Zimmer. – Nun hätte die Frau aber gar zu gern gewußt [242] was in der verdeckten Schüßel war; bald dachte sie an dieß, bald an das. Endlich aber trieb sie die Neugier so sehr, daß sie nicht widerstehen konnte und den Deckel nur ein wenig aufhob. Aber in demselben Augenblick sprang auch eine Maus aus der Schüßel und als die Frau sie wieder fangen wollte, da war sie längst in ihrem Loche.

Als nachher der Graf kam und sah, daß die Maus fort war, so sprach er zu dem Manne: „jetzt beklage Dich nicht mehr über die Eva! deine Frau würde es ebenso gemacht haben!“ Und dann behielt er die Leute nicht länger in seinem Schloße, und sie mußten wieder im Walde durch Holzhauen sich ihr Brod verdienen. Bei jedem Hiebe, den der Mann jetzt that, mußte er an das gute Leben auf dem Schloße und an die Fürwitzigkeit seines Weibes denken und sagte deshalb nicht mehr: „ei so beiß!“ sondern: „ei so guck!“ Und wenn er nicht aufgehört hat oder gestorben ist, so kannst Du ihn wohl noch im Walde hauen und klagen hören.

Anmerkung des Herausgebers

[315] 67. Ei so beiß. Mündlich aus Derendingen, Bühl, und sonst sehr bekannt.