Textdaten
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Autor: E. B.
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Titel: Ehevertrag
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aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 448
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[432]

Der Ehevertrag.
Nach einem Gemälde von S. Viniegra.

[448] Der Ehevertrag. (Zu dem Bilde S. 432 und 433.) Der bekannte spanische Maler Viniegra y Lasso führt uns in dem Bilde die Schließung eines Ehevertages in der Sakristei vor. Das Bräutchen ist ein allerliebstes Exemplar jener fächerschlagenden Pepitas oder Lolas, wie man ihnen in den Delicias, den prachtvollen Promenaden von Sevilla, begegnet. Ob dem ehrenwerten Sevillaner aber zu ihrem Besitz zu gratulieren war? Hier macht’s den Eindruck, als sei er etwas verwirrt; – beinahe hätte er seinen Namen an die unrechte Stelle gesetzt, wenn der Herr Pfarrer ihn nicht zurückgehalten und ihm die richtige gewiesen hätte. Pepita hat’s bemerkt – sie ist so leicht nicht aus dem Konzept gebracht. „Der gute Junge – ich werd’ ihn mir erziehen müssen,“ scheint der spöttische Zug um den Mund zu sagen, während sie langsam den Fächer hin und her bewegt. Sie hat dabei nicht vergessen, daß der Saum ihres Brautkleids auf den Kirchenfliesen leiden könnte, und weiß genau, wie sie die Schleppe aufzuheben hat, um ihre kleine Hand aufs vorteilhafteste zu zeigen. In holder Unbefangenheit beobachtet dagegen ihre jüngere Schwester den Vorgang am Tisch – lange wird’s nicht währen, da nimmt sie wohl selbst den Platz der Braut dort ein. In ernstes Erinnern an die Vergangenheit scheint die Mutter versenkt, die Hände im Schoß gefaltet, während der Trauzeuge ihr zur Seite mit gespannter Aufmerksamkeit auf das Wort des Pfarrers wartet, das auch ihn zum Eintragen ins Kirchenbuch rufen wird. Träge auf ihrem Stuhl dahingegossen, die kleinen Füße im Absatzschuh nachlässig vorgestreckt, ruht rechts von der Mutter eine anmutige Frau, die sicher unlängst erst den Bund fürs Leben schloß. Neben dem Prosit der Schwester hebt sich in wirksamem Kontrast der schöne Kopf einer nicht mehr ganz jungen Brünetten in schwarzer Mantille ab. Sie kennt die Welt und lächelt eben über die naive Frage, die eine reich geschmückte junge Anverwandte ihr zuflüstert. Mit schlauer Verständigkeit schaut der Letzte der Gruppe – ein echter Andalusier – über die andern hinweg nach der Hauptperson. Gil aber, der Kirchendiener, ist einer Scene gegenüber, die sich so oft vor ihm erneuert, völlig teilnahmlos und nur bemüht, seine Hände über dem letzten Rest der Kohlen des Braseros zu erwärmen. Große Sorgfalt hat der Maler auf den Raum verwendet, in dem die Scene sich abspielt. Man könnte meinen, er habe seine Studien in der Sakristei des Sevillaner Domes selbst gemacht. Schade nur, daß man durch das Gitter nicht gleich in diese herrlichste aller spanischen Kirchen eintreten kann! C. B.