Textdaten
<<< >>>
Autor: Otto Beneke
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ditmar Kohl
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 194–196
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Hamburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[194]
68. Ditmar Kohl.
(1525–1563.)

Den beiden tapfern Anführern, deren glorreicher Sieg über die Kniphoff’sche Flotte so eben erzählt ist, gebührt wohl noch ein besonderes Wort der Erinnerung.

Von Simon Parseval, dem damaligen Admiral, ist freilich nichts weiter zu erzählen. Vielleicht kehrte er ins Privatleben zurück, aus welchem dann sein Name nicht wieder hervorgetreten ist; vielleicht auch ist er bald hernach verstorben. Vermuthlich war der Simon Parseval, welcher 1570 Senator wurde und 10 Jahre später, vom Rathhause heimgehend, auf der Reimersbrücke todt niederfiel, sein Sohn oder Enkel. Sein Wappen: zwei Hände, die mit zwei Hakenstöcken einen Fisch fangen, wäre allenfalls auf des Admirals glücklichen Fisch- oder Seezug zu deuten. Mit einem um 1620 in Hamburger Kriegsdiensten gestandenen Hauptmann Parseval scheint dieser Name erloschen zu sein.

Herr Ditmar Kohl aber, der sich bei jenem Zuge so äußerst rühmlich ausgezeichnet, und viel Preis und Ehre bei Rath und Bürgerschaft, auch wohl einen guten Antheil an der ehrlichen Kriegsbeute davon getragen hatte, wurde zwei [195] Jahre darauf in den Rath gewählt. Auch in diesem höheren Amte hat er sich in Kriegs- wie Friedenszeiten sehr verdient gemacht. Er beförderte die Kirchen-Reformation, an deren friedlicher Einführung seine Vermittlungsgabe großen Antheil hatte. Im Jahre 1539 versuchte er sich wieder im Waffenwerk als Admiral der Hamburger Schiffe auf der Unterelbe, und wehrte erfolgreich den Uebergang der Truppen des Pfalzgrafen Friedrich ab, welche von Hadeln aus in Holstein einfallen wollten. Darnach verwaltete er das Amt Bergedorf, dem er eine Kirchenordnung gab. Seit 1548 zur Bürgermeister-Würde erhoben, leitete er 1559 die Vertheidigung Moorburgs gegen die Angriffe Herzogs Otto von Lüneburg-Harburg. Nachdem er 1562 als Gesandter in Copenhagen gewesen war, starb er hieselbst den 22. September 1563 und wurde in der St. Nicolai-Kirche bestattet. Von seinen Nachkommen ist ein Enkel Ditmar Oberalter, und dessen ebenfalls Ditmar genannter Sohn Rathsherr gewesen. Mit dem Lic. Albert Kohl starb 1716 dieses Geschlecht aus.

So viele auffallende Aehnlichkeiten nun auch unseres Ditmar Kohl’s Lebenslauf mit dem seines Vorwesers Simon von Utrecht darbietet, so ist ihm doch kein kirchlicher Denk- und Ehrenstein gesetzt, wie diesem. Dennoch gab es vor Zeiten eine Art Denkmal, welches gewissermaaßen an seine größte That, und zwar auf dem Elemente derselben, erinnert: eine der großen Hamburger Seetonnen, welche das Fahrwasser zwischen der Insel Neuwerk und Vogelsand bezeichnen, führte den Namen „Ditmar Kohl’s Tonne.“

Für ein solches Sicherungsmittel der Schifffahrt war es in der That eine glücklich gewählte Bezeichnung, wenn man ihm den rühmlichen Namen des Mannes beilegte, der einst mit dem Schwerte in der Hand so Großes für den verwandten Zweck geleistet hatte. Darum ist es Schade, daß [196] eine Ditmar Kohl’s Tonne (vielleicht wegen späterer Veränderung des Fahrwassers) jetzt nicht mehr vorhanden ist. Genaue Erkundigungen bei den Lootsen zu Cuxhaven und Neuwerk haben nicht einmal eine Erinnerung an solchen Namen irgend einer Seetonne zu Tage gefördert.

Die alten Römer setzten ihren Seehelden eine Denk- und Ehrensäule aus erbeuteten Schiffsschnäbeln. Statt solcher Rostrata war die Deutsche Seetonne ein gar bescheidenes Gedächtnißmal; und auch dieses ist, wie so manches Denkzeichen der mittelalterlichen Größe Hamburgs, untergegangen. Schon durch ihre leicht zu beschaffende Wiederherstellung würde die dankbare Erinnerung an einen unserer verdienstvollsten Vorfahren aufgefrischt werden. Noch passender aber erscheint vielleicht der Gedanke: mit den glorreichen Namen und Bildern unserer alten Seehelden die Wacht-, Signal- und Leuchtschiffe bei Cuxhaven zu schmücken, und die besten derselben zu taufen: Simon von Utrecht und Ditmar Kohl.

Anmerkungen

[382] Geschichtlich, nach denselben Quellen, und: Wilckens Ehrentempel S. 14. Buck, geneal. Notizen S. 29. Die Kohls-Tonne kommt auf Melchior Lorich’s großer Elbcharte 1568 vor. (Verkleinert mit Commentar herausg. von Lappenberg. S. 29.) Die Erkundigungen in Cuxhaven verdanke ich der Güte des Herrn Inspector Kerner daselbst.