Die zweite Nacht
[118] Die zweite Nacht.
Drum komm, o komm, noch einmal schweigt
so voll ins Feld, so weiß und weit
der Mond ins Feld; noch einmal zeigt
die weite Nacht,
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die zweite Nacht, uns unsre nackte Seligkeit.
O komm, o komm, ich will dich sehn –
und silbern rauscht der Eichenhain;
die langen Wiesenhalme stehn
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so still, so weich am kleinen Teich,
und schimmernd tauchen wir hinein.
Und schimmernd, schimmernd heb’ich dich
heraus ins dunkelgrüne Kraut,
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dein schwarzes Haar umrieselt mich, der Tau wird warm,
und Arm um Arm
erkennt den Bräutigam die Braut.
Und dann, o komm – oh flieh! denn dann:
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wir hatten Schooß in Schooß geruht: von einer gelben Blüte rann,
du sahst es nicht,
im bleichen Licht
ein Tropfen Blut – Dein Tropfen Blut.