Die verschiedene Weise der Moral
Auf offnem Markte mit Gebieterton
Erschien in Herrscherpracht der Gott Imperativus.
„Ich bin das Ich, der ächten Weisheit Sohn,
Ein Vocativ der Pflicht, des Rechts Nominativus.
Ich bin der kleinsten Schuld Fiscal-Accusativus,
Und hinter mir dort steht zu Büttelstraf’ und Lohn
Ein dunkler Schlußstein noch, der Gott Infinitivus. – –
Doch wer bist du“?
Ein Flehender, der blöde Optativus,
Doch selbst mein Wunsch, mein Streben wird mir Lohn:
Denn hier ist mein Genoß, der helfende Dativus,
Ein guter Mann“. –
Und rufet lauter aus mit Pauken und Trommeten:
Der Menschheit Würde wird befohlen, nicht erboten“.
Vorüber zog der Lärm; die sanfte Menschenliebe
Mit ihren Wünschen, ihrer Hoffnung blieb,
„Ihr Menschen, liebet euch und seyd einander lieb.
Verzeihet gern: wir müssen Alle fehlen.
Und hofft das Beßre stets: denn Hoffnung stärkt die Seelen.
Erwartet wenig, um so reichlicher zu geben;
Statt Haben und Besitz ist Streben“. –
Entflohen war der Lärm; sein Trommeln war vorüber,
Die sanfte Stimme, zart und schwach,
Sie tönete in Aller Herzen nach;
Und jeder Wunsch, so leise man ihn sprach,
Ging strebend auf die fernste Nachwelt über.