Die verdorrte Linde zu Schildersdorf

Textdaten
<<< >>>
Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die verdorrte Linde zu Schildersdorf
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 70–71
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[70]
42. Die verdorrte Linde zu Schildersdorf.

Herzog Otto der Dritte war der letzte Pommersche Herzog aus dem Hause zu Stettin. – Auf seine hinterlassenen Länder machten mehrere Fürsten Ansprüche, unter andern auch der Markgraf von Brandenburg. Dieser hatte deshalb ein geheimes Verständniß mit dem Bürgermeister von Stettin, Albrecht Glinden, welcher ein Märker war, und dem Markgrafen versprach, auf seiner Seite zu halten. Als nun im Jahre 1464 Herzog Otto gestorben war, und er in Gegenwart der ganzen Pommerschen Landschaft, die man zu seinem Begräbnisse beschrieben hatte, begraben wurde, da nahm Albrecht von Glinden den Schild und Helm des Herzogs und warf ihm das nach in das Grab, sprechend: Da liegt unsere Herrschaft von Stettin! um also das Land zu dem Markgrafen zu führen. Aber Einer von den anwesenden Adeligen, Lorentz Eickstedt geheißen, sprang in das Grab hinein, holte Schild und Helm wieder heraus und sagte: Nein, nicht also; wir haben noch erblich geborne Herrschaft, die Herzöge von Pommern und Wolgast; denselben gehört der Schild und Helm! Daraus ist ein großer Zwist entstanden zwischen denjenigen, so gut Märkisch waren, und denjenigen, so Pommerisch geblieben. Die Märkischen aber, als der schwächere Theil, mußten weichen.

Danächst beschloß Albrecht Glinden, die Sache seines Markgrafen, dem er sich ergeben, in einer anderen Weise zu verfechten. Er schrieb deshalb an denselben und bat [71] ihn, daß er etliche von seinen getreuesten Räthen möchte in das Land schicken, daß er alle Sachen mit ihnen beschlösse, welches der Markgraf also gethan. Diese Räthe ließ Glinden auf eine Nacht zu sich auf den Kirchhof zu Schildersdorf bescheiden, wohin er auch die von Garz, Greifenhagen, Pyritz und von anderen Städten entbot, die an der Märkischen Grenze lagen. Es kamen aber nur allein die Garzischen, denn die anderen Städte blieben aus.

Die Erschienenen versammelten sich nun unter einer großen Linde auf dem Kirchhofe, und beschlossen allda, daß der Markgraf das Spiel versuchen, und auf Vierraden und Garz ziehen sollte, denn Vierraden hatten die Stettiner inne auf Schloßglauben. Dieselben Städte sollten sich zum Scheine zur Wehr stellen, aber sich dennoch ergeben; alsdann wollte Albrecht Glinden dem Markgrafen eine Nacht anzeigen, wann er zu Stettin sollte eingelassen werden.

Dieser verrätherische Anschlag mißglückte zwar; aber die Linde auf dem Kirchhofe, unter der er verhandelt war, ist von Stund’ an verdorret.

Kantzow, Pomerania, II. S. 122. 123.
Sell, Geschichte des Herzogthums Pommern, II. S. 162.