Die groben Mittenwalder
[24] Die groben Mittenwalder Das hab ich lang nicht gewußt, daß die Mittenwalder so grobe Leut sind. Und gemerkt hab ich auch nichts, wie ich einmal mit ihrer sieben auf der Post zu Mittenwald gezecht habe von Ein Uhr Mittags bis nach Mitternacht. Aber in Oberammergau, da sind die polierten und höflichen Schnitzersleut und die sagen: grob sind sie halt, die Mittenwalder! Aber was hat der Herr Bischof eines Tags getan? Denen Oberammergauern hat er einen Pfarrer gegeben aus Mittenwald. Ujeh! Aber er hat gar nicht so wie ein Grober ausgeschaut, der Herr Pfarrer. [25] Hat sich aber doch bald heraus gestellt, daß er halt auch um kein Haar nicht besser ist als wie die andern Mittenwalder. Da hat sich ein Weiberl zum Sterben hingelegt, die war achtundsiebzig Jahr und hat ein Engerl werden wollen im Himmel. Und darum hat sie den neuen Herrn Pfarrer an ihr Sterbebett kommen lassen. „Hanni“, hat der Herr Pfarrer dann angefangen, „itzt werden wir halt an’s Sterben denken müssen!“ „Oho!“ hat die Hanni zurückgegeben, „Du grober Mittenwalder, Du, ist das auch noch ein Trost für ein Krankes?“ Und so ein Kraxentrager vom Ammergau, der ist auch an’s Sterben gegangen. War schon zweiundachtzig alt und hatte die Oberammergauer Herrgottle in seiner Kraxen durch das ganze Land verhausiert. Und darum hat der Herr Pfarrer mit einem schönen Vergleich angefangen: „Peter“, hat er gesagt, „itzt hast halt eine weite Reis vor Dir!“ [26] „Ja, Herr“, sagt der Peter, „und das wär mir schon recht und nach Ulm sollt ich schon lang wieder hinüber in’s Schwäbische; wann halt die Füß nur ein bissel besser wären!“ „Mein aber nit die Reis in’s Schwäbische, sondern aber die Reis in’s Himmlische, von der kein Mensch nit zurückkommen tut!“ „Bist halt ein grober Mittenwalder!“ sagte der alte Kraxentrager; und dann ist er gestorben. |