Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Die glückliche Ehe
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Zweytes Buch. S. 135-136
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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[135]
Die glückliche Ehe.


Gedankt sey es dem Gott der Ehen,
Was ich gewünscht, hab ich gesehen:
Ich sah ein recht zufriednes Paar;
Ein Paar, das ohne Gram und Reue,

5
Bey gleicher Lieb und gleicher Treue,

In kluger Ehe glücklich war.

     Ein Wille lenkte hier zwo Seelen.
Was sie gewählt, pflegt er zu wählen,
Was er verwarf, verwarf auch sie:

10
Ein Fall, wo andre sich betrübten,

Stört ihre Ruhe nie. Sie liebten,
Und fühlten nicht des Lebens Müh.

     Da ihn kein Eigensinn verführte,
Und sie kein eitler Stolz regierte:

15
So herrschte weder sie, noch er.

Sie herrschten; aber bloß mit Bitten.
Sie stritten; aber wenn sie stritten,
Kam bloß ihr Streit aus Eintracht her.

     So wie wir, eh wir uns vermählen,

20
Uns unsre Fehler klug verhelen,

Uns falsch aus Liebe hintergehn:
So ließen sie auch in den Zeiten
Der zärtlichsten Vertraulichkeiten
Sich nie die kleinsten Fehler sehn.

25
[136]
     Der letzte Tag in ihrem Bunde,

Der letzte Kuß von ihrem Munde
Nahm, wie der erste, sie noch ein.
Sie starben. Wenn? – – Wie kannst du fragen?
Acht Tage nach den Hochzeittagen;

30
Sonst würden dieß nur Fabeln seyn.