Die drei Mönche im Dome zu Colberg

Textdaten
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Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
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Titel: Die drei Mönche im Dome zu Colberg
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 104–106
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Scans auf Commons
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67. Die drei Mönche im Dome zu Colberg.

Die St. Marien- oder Dom-Kirche zu Colberg, deren erster Bau schon zu den Zeiten des heiligen Otto angefangen haben soll, ist eine der schönsten und größten Kirchen in Pommern. Ihre Länge beträgt 205 Fuß, die Breite 128, und die Höhe 74. Sie hat nur einen Thurm, der nach der Westseite hin befindlich ist, der aber drei Spitzen hat. Die mittlere von diesen ist die höchste, und bei weitem höher, als die zu beiden Seiten. Dieser Thurm ist bis an das Dach 136 Fuß, und das Dach ist 100 Fuß hoch, so daß die ganze Höhe des Thurmes 236 Fuß beträgt. Er kann zur See in einer Entfernung von sieben Meilen gesehen werden. Von der Erbauung dieses Domes erzählt man sich Folgendes:

[105] Die Colberger begannen zuerst den Bau. Es fehlte ihnen aber bald an Geld, und sie mußten mit dem Weiterbauen einhalten. Da traten drei fromme Mönche auf, die erboten sich, durch die ganze Christenheit zu pilgern, um Geld zu dem Bau der Kirche zu sammeln. Damit sie aber sicher wären, ob ihr Vorhaben dem Himmel auch angenehm sey und gelingen werde, so baten sie Gott, daß er ihnen Jedem ein Wunder im Traume bescheren möchte. Der Eine wollte die Sonne mit seiner Hand umfassen; der Andere wollte, daß sein Haupt von einem Berge bedeckt werde; was der Dritte gewünscht hat, das weiß man nicht mehr. Und siehe, in der folgenden Nacht wurden sie wirklich im Schlafe der Wunder theilhaftig, die sie sich gewünscht hatten. Darauf machten sie sich denn voll Zuversicht auf den Weg, jeder für sich allein, und durchwanderten die ganze christliche Welt, und sammelten so viele fromme Gaben, daß sie genug hatten, das herrliche Gebäude davon zu errichten, und noch etwas mehr. Das gesammelte Geld lieferten sie getreulich ab, und es wurde jetzt der Bau bald vollendet. Als hierbei nun von dem Gelde noch etwas übrig geblieben war, da beschlossen die Mönche, daß jeder von ihnen eine besondere Spitze auf dem Thurme der Kirche wolle aufführen lassen. Das geschah auch, aber zwei von ihnen starben über diesem Bau weg, und nur derjenige, der die Sonne im Traume mit seiner Hand umfasset hatte, erlebte das Ende desselben. Dieser Mönch war es, der die mittlere Spitze bauen ließ; die ist daher auch höher geworden als die beiden anderen.

Zum dankbaren Andenken an die drei Bettelmönche hat man schon in ganz alten Zeiten ein Gemälde errichtet, welches noch vorhanden ist. Dasselbe befindet sich am westlichen Hauptpfeiler des Thurms, unter der Orgel und in der Nähe des Haupteinganges der Kirche. Es ist auf Holz [106] und sieht sich so alt an, daß es gewiß vor mehr als 500 Jahren schon muß gefertigt sein. Die drei Mönche sind darauf abgebildet, der Eine trägt ein graues, die beiden Anderen ein schwarzes Habit. Alle drei sind in einer liegenden Stellung, gleichsam um anzuzeigen, daß sie von ihrer weiten und beschwerlichen Pilgerreise ausruhen. Der Eine hält in der linken Hand ein Buch, darin geschrieben steht: Pater, magnificavi nomen hominibus, d.i.: Vater ich habe deinen Namen den Menschen verklärt. Der Zweite liegt ganz ermüdet und schlafend.

Im Jahre 1741 hat man das Gemälde, welches ganz verwittert war, neu aufgefrischt.

Mündlich, und
Geschichte und Beschreibung der St. Marien-Dom- Kirche zu Colberg, von Maaß, S. 69 folg.