Die chemischen Bleichereien der Herren Diener

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Autor: Diverse
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Titel: Die chemischen Bleichereien der Herren Diener
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 2, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 2, Seite 82–84
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Chemische Bleicherei v. H. Diener in Nutzung-Ober-Lungwitz .

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Chemische Bleicherei v. J. D. Diener in Wüstenbrand.

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Die chemischen Bleichereien der Herren Diener.


Ein Hauptsitz der chemischen Bleichereien Sachsens ist die Gegend von Chemnitz, wo diese Etablissements, hervorgerufen durch die hier lebhaft betriebene umfangreiche Strumpfwaarenfabrikation, sich besonders zahlreich vorfinden und zum Theil sehr ansehnlichen Umfang besitzen; zu den ansehnlichsten Etablissements dieser Branche, nicht nur in der chemnitzer Gegend, sondern überhaupt in Sachsen, gehören die chemischen Bleichereien der Herren

Johann Daniel Diener in Wüstenbrand und
F. Hermann Diener in Nutzung-Ober-Lungwitz,

welche sich durch umfangreichen Betrieb, Güte ihrer Leistungen und zweckmäßige Einrichtungen gleich sehr auszeichnen.

Betrachten wir diese Etablissements im Einzelnen.

Die chemische Bleicherei von J. D. Diener in Wüstenbrand.

Wüstenbrand ist ein Fabrikdorf mit 100 bewohnten Gebäuden und 1014 Einwohnern, und liegt dicht an der Grenze der schönburgischen Herrschaften, an der von Hohenstein nach Chemnitz führenden [83] Chaussee und berührt von der Chemnitz-Zwickauer Eisenbahn, welche hier eine Station hat. Von Chemnitz ist es drei Stunden, von Hohenstein und Ernstthal drei Viertelstunden und von Limbach eine und eine halbe Stunde entfernt.

Hier finden wir dicht an der Chaussee die chemische Bleicherei von J. D. Diener, welche an Gebäuden drei Haupt- und drei Nebengebäude besitzt, als

ein Hauptgebäude, die Wohnung des Besitzers enthaltend;
ein dergleichen, wo sich im Parterre Fässer zum Fixen der Waaren, sowie Apparate zum Waschen und im ersten Stock ein Saal zum Trocknen der Waaren befinden;
ein drittes Hauptgebäude, wo im Parterre die Kessel zum Kochen, sowie diverse Apparate zum Waschen aufgestellt sind, im ersten Stock aber sich gleichfalls ein Trockensaal befindet;
ein Nebengebäude mit Arbeiterwohnungen, Wagenremisen und Ställen;
ein zweites Nebengebäude mit eingebautem Faß zum Aeschern der Waare, und
eine Scheune.

Hierzu gehören zwanzig Scheffel Feld und Wiesen.

Gegründet wurde dieses Etablissement im Jahre 1788 von Johann Daniel Diener, dem Großvater des jetzigen Herrn Besitzers.

Wenden wir uns nach Nutzung-Ober-Lungwitz, einem Seitenflügel des langgestreckten, volkreichen Dorfes Langenlungwitz im Lungwitzthale, von Hohenstein und Ernstthal drei Viertelstunden und von Chemnitz drei Stunden entfernt. In der Nähe befindet sich der durch seine Diebereien berüchtigte Steinberg, wo sich vor nicht langer Zeit erst eine zahlreiche Bande von Diebsgenossen gebildet hatte, deren Verbindungen bis weit nach Böhmen hineinreichten und die das halbe Erzgebirge durch ihre Streifereien und nächtlichen Einbrüche beunruhigte, bis endlich die Mehrzahl dieser sauberen Burschen aufgehoben und in Zuchthäusern versorgt wurden.

Hier liegt in der Mitte zweier ähnlichen Etablissements die

chemische Bleicherei von F. H. Diener

mit ihren neuen ebenso geschmackvollen als freundlichen Gebäuden, deren Complex umfaßt

ein gut eingerichtetes großes Wohngebäude mit eingebauten großen Niederlagen für Bleichmaterialien;
ein großes, massives, drei Stockwerk hohes Bleichgebäude, welches Parterre in den großen gewölbten Räumen, die zur Bleicherei nöthigen Utensilien, wozu vortheilhaft angelegte größere Wasserleitungen, einige Wasserkraft zum Betrieb der Wasch- und Trockenmaschinen, so wie ein eingebauter Trockenofen für Luftheizung gehören, enthält, während im ersten und zweiten Stock sich Waarenniederlagen und Trockenstuben befinden;
ein ziemlich geräumiges Trockenhaus mit eingebauter Remise und Stallung; und
eine Scheune mit eingebauter Stallung.

Hieran schließen sich ein großer Trockenplan, sowie ein schöner Gemüse- und Blumengarten; auch gehören noch mehrere Scheffel Feld dazu.

In diesem Etablissement werden ein Werk- und ein Geschäftsführer und abwechselnd dreizehn bis achtzehn Arbeiter beschäftigt.

Dieses Etablissement wurde von dem Vater des vorigen Besitzers, August Friedrich Beckert, zur Zeit der Rasenbleicherei gegründet, von letzterem zu seiner jetzigen Bedeutung erhoben und bis zum Jahre 1852 bewirthschaftet, wo es, nach A. Beckerts tragischem Tode, in Besitz des Herrn Hermann Diener gelangte.

In den beiden genannten Etablissements sind die Einrichtungen ziemlich gleich und die in ihnen vertretenen Branchen sind [84]

das Bleichen von Strümpfen, langen Waaren, baumwollenen und wollenen Garnen, sowie
das Reinigen bunter Waaren und Stärken derselben.

Die Waaren gehen, nachdem sie nach Wunsch bearbeitet sind, wieder an die Lieferanten, größere Handelshäuser in Stollberg, Glauchau, Hohenstein, Ernstthal, Lichtenstein, Chemnitz und der ganzen Gewerbe treibenden Umgegend, zurück, von wo aus sie dann zum größten Theil exportirt werden.

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Wir benutzen die Gelegenheit, um hier zugleich Einiges über das interessante Langenlungwitz zu sagen, unter welchem Namen man die einzelnen Theile dieses Dorfes Abtei-Oberlungwitz, Ober-Lungwitz, Nutzung-Ober-Lungwitz und den schon erwähnten Steinberg zusammen bezeichnet, und welches das größte Dorf des Erzgebirges ist, da es sich in einer Länge von fast zwei Stunden ausdehnt. Die Bevölkerungszahl ist dieser Länge entsprechend. Abtei-Oberlungwitz, welches zu dem Gerichtsamt Stollberg gehört, zählt 87 bewohnte Gebäude mit 957 Einwohner, Ober-Lungwitz mit der Nutzung und dem Steinberg zu den schönburgischen Receßherrschaften gehörend, zählt mit den genannten einzelnen Theilen zusammen 353 bewohnte Gebäude, in denen 4074 Einwohner leben. 1816 befanden sich hier etwas über 2000 Bewohner, es hat sich also deren Zahl in der Zeit von noch nicht fünfzig Jahren mehr als nur verdoppelt.

Dieses Dorf zeichnete sich schon in früheren Jahrhunderten durch seinen regen Gewerbfleiß aus und es wurde darin durch die Aebte in Grünhain, denen es zum Theil gehörte, aufgemuntert. Frühzeitig auch erfreuten sich die Bewohner mancher Vorrechte. So wurde das Dorf bereits im sechszehnten Jahrhundert dahin privilegirt, daß die dasigen Einwohner, so viel deren angesessen waren, ein jeder für sich brauen, das gebraute Bier verzapfen, Wein schenken, Salz zum Verkauf einlegen und jedes Handwerk treiben könne, ohne von Jemand daran behindert zu werden. Dieses Privilegium wurde am 20. Juni 1681 zum letzten Male von dem Kurfürst Johann Georg III. erneuert.

Die wichtigste Beschäftigung der Einwohner ist die Strumpfwirkerei, und dann die Baumwollenweberei. Die Strumpfwirker bilden eine Innung, die 1757 gegründet wurde, der gegenwärtig über 120 Meister angehören, und die ein eigenes Meisterhaus besitzt. Die Zahl der mit Strumpfwirkerei beschäftigten Stühle dieser Meister beläuft sich über 1000.

Das Dorf besitzt neun Mahlmühlen, zum Theil mit Bret- und Oelmühlen verbunden, und unter diesen auch eine Dampfmühle, in deren Gebäuden sich früher eine ziemlich großartig betriebene Baumwollspinnerei (die Tetznersche) befand. Außerdem findet man hier vier Brauereien, nämlich bei jedem Gasthofe eine.

Außerdem finden jetzt auch viele Bewohner bei dem Steinkohlenbergbau Beschäftigung, da hier ebenfalls ein Kohlenwerk entstand, und weitere ansehnliche Kohlenwerke sich in der Nähe befinden.