Textdaten
<<< >>>
Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die brennende Mütze
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 304–306
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[304]
256. Die brennende Mütze.

In der Gegend von Greifenhagen lebte einmal ein Amtmann, der sehr reich war. Sein Getreide gedieh immer am besten auf dem Felde, und seine Heerden vermehrten sich von Jahr zu Jahr. Da nahm er zuletzt einen Schäfer an, dem er auf dessen eigene Gefahr seine Schafheerde verpachtete. Von Stund’ an ging die Heerde zu Grunde. Es ging beinahe kein Tag vorbei, daß nicht ein paar der schönsten Schafe starben. Der Schäfer mußte sie mit schwerem Gelde ersetzen, so daß er zuletzt so arm wurde, daß er kein Brod mehr im Hause hatte. Bald darauf starb der reiche Amtmann.

[305] Um diese Zeit ging der Schäfer einmal in den Wald, um sich etwas trocknes Holz zu suchen, damit er sich und seine Kinder gegen die Kälte schützen könne. In dem Walde fand er einen Strick, und wie er gerade recht über sein Elend nachdachte, so nahm er in großer Verzweiflung denselben, um sich daran aufzuhängen. Auf einmal kam ein kleiner Mann auf ihn zu, der ermahnte ihn, von seinem Vorhaben abzustehen, und erst mit ihm zu den Wohnungen der Bösen zu gehen. Das war der Schäfer zufrieden, und der kleine Mann führte ihn zu den Wohnungen der Bösen. Hier sah er lauter brennende Menschen, die mitten in den heißesten Flammen steckten. Unter denselben erkannte er auch seinen verstorbenen Herrn, den Amtmann. Dieser brannte schrecklich, und bat den Schäfer, er möge seine Frau von ihm grüßen. Der Schäfer versprach ihm das, aber er meinte, die Frau werde ihm nicht glauben, wenn er kein Zeichen von ihm habe. Darauf warf der Amtmann ihm eine brennende Mütze zu, die aber sogleich aufhörte zu brennen, als der Schäfer sie aufhob. Dabei sagte er zu diesem, die solle er seiner Frau geben. Als hierauf der Schäfer gehen wollte, sagte der Amtmann noch zu ihm, daß er ihn mit den gestorbenen Schafen betrogen habe, und er trug ihm auf, sich seinen Schaden von seiner Frau ersetzen zu lassen.

Der Schäfer ging zuletzt mit dem kleinen Manne wieder fort. Dieser begleitete ihn bis an sein Haus, und sagte unterwegs zu ihm, daß er ja die Mütze nicht behalten solle, weil er sonst dahin müsse, wo der Amtmann sey. Am anderen Tage ging der Schäfer zu der Amtmannsfrau; der brachte er den Gruß von ihrem Manne und gab ihr auch die Mütze, wogegen er den Ersatz für die bezahlten Schafe erhielt. Die Mütze behielt die Frau; aber sie hatte von dem Augenblicke an, daß dieselbe in [306] ihrem Hause war, keine Ruhe und kein Glück mehr. Sie ließ deshalb den Schäfer wieder kommen, und bat ihn, die Mütze zurückzunehmen; das wollte dieser Anfangs nicht, als ihm die Frau aber 6000 Thaler bot, da ließ er sich verblenden und nahm das Geld und die Mütze. Doch so wie er damit in sein Haus kam, wurde er auf der Stelle gefährlich krank, worauf er alsbald Mütze und Geld wieder auf das Amthaus schickte. Die Amtmannsfrau wollte die Mütze aber auch nicht behalten, und sie ließ sie daher in der Kirche des Dorfes einmauern, wo sie sich noch befindet.

Mündlich.