Die araner mundart/Lautlehre
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§ 1. Da die auf den Araninseln gesprochene mundart durch die übliche irische schreibung nur in höchst unvollkommener weise wiedergegeben werden kann, so wird in diesem buche statt oder neben der gebräuchlichen orthographie eine durch kursiven druck gekennzeichnete, im wesentlichen phonetische umschrift angewandt werden.
Da es jedoch ohne typographische schwierigkeiten und ohne beeinträchtigung der übersichtlichkeit kaum angeht, jeden durch analyse der rede zu gewinnenden einzellaut durch ein besonderes zeichen wiederzugeben, so sind nahverwandte laute zu einer gruppe zusammenzufassen und als einzellaute zu betrachten.
Deshalb wird in diesem buche ein alphabet von nur 54 buchstaben zur anwendung kommen. Die abweichungen von den durch diese buchstaben dargestellten normallauten werden bei der besprechung eines jeden derselben erörtert, jedoch nicht besonders bezeichnet werden.
§ 2. Von den 54 buchstaben dienen:
- 19 zur bezeichnung von vokalen, nämlich ī i ē e ǣ æ ǡ ȧ a ā ą o ō u ū y ȳ ø ə (die kombinationen ai au oi iə uə bezeichnen diphthonge);
- 5 zur bezeichnung stimmhafter oraler verschlusslaute, nämlich b d ȷ g ǵ;
- 5 zur bezeichnung stimmloser oraler verschlusslaute, nämlich p t c k ḱ;
- 6 zur bezeichnung stimmhafter nasaler verschlusslaute, nämlich m n̄ ń n ŋ ŋ́;
- 11 zur bezeichnung stimmhafter reibelaute, nämlich v w z ž j ʒ l̄ ĺ l r ŕ;[1]
- 6 zur bezeichnung stimmloser reibelaute, nämlich f s š ç x h;
- 2 zur bezeichnung halbvokalischer übergangslaute, nämlich ĭ ŭ.
Anm. Ausserdem kommen noch drei nebenzeichen zur anwendung, und zwar ˳ ´ -. Der kreis wird unter l̄ ĺ l r ŕ m n̄ ń n gesetzt, wenn die durch diese buchstaben bezeichneten laute silbenbildende funktion haben. Der akut dient zur angabe des wortakzents, wird jedoch nur dann gebraucht, wenn der ton auf einer andern silbe als der ersten ruht. Der bindestrich soll die durch ihn zusammengefassten lautkomplexe als glieder eines kompositums kennzeichnen, dessen zweiter bestandteil einen starken nebenakzent trägt. Ist das zweite glied das stärkstbetonte, so wird es mit dem akut versehn.
§ 3. Die langen vokale sowie die diphthonge ai und au werden als träger der am meisten hervorgehobenen silbe bei nachdrücklicher rede in einer reihe von wörtern mit zweigipfliger exspiration hervorgebracht. In diesen fällen nehmen die langen vokale beide gipfel in sich auf, während bei den diphthongen der nebengipfel dem zweiten komponenten zufällt. Diese art der silbenbildung scheint mir der zirkumflektierten oder geschleiften betonung der niederrheinischen mundarten am nächsten zu stehn. Das intervall zwischen dem mit dem hauptgipfel verbundenen musikalischen hochton und dem mit dem nebengipfel verbundenen musikalischen tiefton ist jedoch im irischen wahrscheinlich geringer als in den niederrheinischen mundarten.
Vgl. hierzu K. Nörrenberg, Ein niederrheinisches akzentgesetz, Beiträge zur geschichte der deutschen sprache IX 402 ff.; derselbe, Anzeiger für deutsches altertum XII 376 ff.; Diederichs, Unsere selbst- und schmelzlaute (auch die englischen) im neuen lichte, oder dehnung und brechung als solche und letztere als verräterin alltäglicher, vorzeitlicher und vorgeschichtlicher wortwandlungen, Strassburg 1886; Emil Maurmann, Grammatik der mundart von Mühlheim a. d. Ruhr, Leipzig 1878, s. 4 ff.
§ 4. Wörter, bei denen ich zweigipflige betonung festgestellt zu haben glaube, sind:
ai aiə „gesicht“, air. aged; aiəl̄ ail̄ „hitze“ (vgl. II 251, 14), air. adall?; aiən „kessel“, air. aigen; aiərk airk (vgl. II 251, 15) „horn, geweih“, air. adarc; auən̄ aun̄ (vgl. II 251, 15) „fluss“, air. abann; ā „glück, darrofen, furt“, mir. ág, mir. áith, air. áth; āwul āwl̥ „glücklich“, ághamhal (Molloy 49: áthúil); bau „bogen“, mir. boga, aengl. boga; bauər baur (vgl. II 251, 16) „taub“, air. bodar; bā „zuneigung“, mir. báid báde (Molloy 35: báighe); bā „ertränken, baden“ (Molloy 81: bághthadh), air. bádud; bāĭm „ertränke, mache nass“, mir. báidim; bēl „mund“, air. bél; bēl (neben biəl) „beil“, air. biail; bēs bēsə (vgl. II 262, 26 und Molloy 33) „sitte, betragen, gewohnheit“, air. bés; bǡ „nahrung“ (vgl. II 263, 15), beathughadh, Keat., bĭaiəx „tier“, beathadhach, Keat., beide von beatha, air. bethu; bĭai bai, 3. sing. fut. zu tāĭm „ich bin“, air. biaid bieid; bĭō „lebendig“ air. béo bíu; blā „blüte, blume“, mir. bláth; blāklī́ blāḱlī́ „Dublin“, Baile-atha-cliath (die erste silbe als schwach betonte ist eingipflig); blāx „buttermilch“, mir. bláthach; blā „melken“, wohl neugebildete infinitivform zu bleaghaim, O’R., statt blighim nach bleaghan aus mir. blegon, dabei unter einfluss von blāx „buttermilch“ (blān „melken“, mir. blegon, scheint eingipflig zu sein); blīm „melke“, mir. bligim; bō „kuh“, air. bó; bōhr̥ „weg“, mir. bóthar; bōhŕīn „feldweg, gasse“, von bōhr̥; brāhŕ̥ „klosterbruder“, air. bráthir; brāx „jüngstes gericht“, air. bráth; brōg „schuh“, mir. bróc, aengl. bróc, anord. brókr; bŕǡ „schön“, mir. breagha (O’Clery); bŕǡxə bŕǡxcə „schönheit“, von bŕǡ; bŕēg „lüge“, air. bréc; bŕēgān „spielzeug“, von bŕēg; bŕēgəx „lügnerisch“, mir. brécach; bŕīȷ „Brigitta“, air. Brigit; bŕō „bedrücken“, Keat. breódh; bŕōĭm „bedrücke“, Keat. breódhaim, breóghaim; dauəx daux, f., „fass“ (vgl. II 251, 15. 266, 5), aschott. dabach (Bk. of Deer); dauən daun „welt“ (vgl. II 251, 16), air. domun; dauən daun „tiefe“, air. domain; dəlī́ ȷlī (neben dəlíə) „gesetz“ (vgl. II 251, 17), air. dliged; dəlū? „kette, werfte“ (des gewebes) (vgl. II 266, 23), air. dlúth; dō „brennen“, Molloy 81: dóghadh, dōĭm „brenne, verbrenne“, dóghaim dóighim, mir. dóud dóim; ȷauəl ȷaul „teufel“, air. diabul; ȷēgə „göttlich“, diaga (Molloy 50) (Keat. diadha aus air. diade); ȷēŕḱə (nicht ȷēŕḱ, wie II 80, 32) „almosen“, déirc (Molloy 35: déirce) mir. déarc, desheirc, air. dearc, deircc, desercc aus de-shercc; ȷēs „ähre“, air. días; ȷō in gə ȷō „je“, air. diud, dativ zu déad „ende“ (oder deo „atem“, O’R., schott. deó?); ȷŕauhr̥ (neben ȷŕehūr) „schwester“, dearbh-sheathar, Keat. (Molly [sic! Molloy] 30: drichiúr, 42: drichiuir, vgl. Atk. 636: derbshiúr), dearbh air. derb; seathar aus mir. sethar (fethar) zum nom. siur (fiur), air. siur; ȷrāhŕ̥ „bruder“, air. derbráthir (vgl. ȷŕauhr̥); ȷŕēxt (neben ȷŕiəxt, vgl. II 269, 5 ff.) „zauber“ aus mir. druidecht mit ȷ statt d wie in ȷilōg „blättchen“, duilleóg von mir. duille „blatt“, ȷilesk „essbarer meertang“ (halymenia edulis, halymenia palmata), mir. duilesc, oder aus mir. drécht, wogegen Pedersen (II 269, 6); ēr „luft“, air. aér aier; ēd „eifersucht“, air. ét; ēg „tod“, air. éc; ēskə „leicht, schnell“, mir. escid aus air. é- (für an- vor c t p s), negativpräfix, und air. scíth „ruhe“, ēšcəxt „horchen“, air. éitsecht, ēšcĭm „horche“, air. étsim; faiȷ (neben faiəd) „geduld“, air. foditiu „toleratio“ (vgl. II 271, 22 ff. und foiti T.-L.-S. VI 83); fā „grund, ursache, anlass“, mir. fáth; fāī „prophet“, air. fáith; fāĭm „finde, bekomme“, fághbhaim, mir. fagbaim aus fo-gabim (aber fāl „finden, bekommen“, mir. fagbail, mit eingipfliger exspiration); fī „zwanzig“ (neben fi fihə), air. fiche; flaur „mehl“, engl. flour (vgl. flúr, Gen. 18, 6 und plūr „mehl, blume“, mir. plúr, mit eingipfliger exspiration); gau „schmied“, air. goba; gauəl gaul „zweizinkige grosse gabel“, air. gabul; gauer gaur „ziege, ziegenbock“, air. gabor; gaulōg „kleine zweizinkige gabel“, von gauəl gaul; gēl „irländer“, mir. góedel; gēləx „irisch“, mir. góedelach; gēlǵə „irische sprache“, mir. góedeilg (Molloy 35: gaéilge); glȳ „rufen, wecken, auffordern, krähen“ (Molloy 35: gluighe), mir. glóed gláed, davon glȳx glēx (zu ē statt ȳ vgl. ēn „ein“, air. óin óen; gēl „irländer“, mir. góedel; bēš „vorliebe“, mir. baes; galērəx „seife“, gallaoireach [Molloy 26], gallaoileach [O’R.]); plēsk „hirnschale“, plaosg, O’R.; glȳĭm glȳxĭm „rufe“ etc., mir. gloidim; gnāx „üblich“ (Molloy 46: gnách), mir. gnáthach; gnō (gnū ist seltener zweigipflig) „geschäft“, gnó, O’R.; gauĭm gōĭm „nehme, empfange, greife“ air. gabaim; grā „liebe“, mir. grád; grō (vgl. II 275, 8) „eisenstange“, gródh, O’R., engl. crow-[bar]? (zu g statt k vgl. pus „lippe“, mir. bus; gax „jeder“, gach, air. cach cech; ir. práis prás „messing“, mengl. bras; nir. blaosc,mir. blaesc, kymr. blisc „schale“, nir. plaosg, manx. pleaysc, kymr. plisg. etc.); ǵē „gans“, mir. géd; ǵēg „äst“, mir. géc; ǵǝr „scharf“, air. gér; ǵlē „eiweiss“, air. glé; ǵlēs „kleid, instrument“; ǵlēsĭm „bekleide, mache fertig“, mir. glés (vgl. II 275,25 ff.); ǵȴō „lärm“, mir. gleó; ǵlōvr̥ von ǵlō; ǵrēsī „schuhmacher“, zu mir. gréss; hŕēš „nach“, tar éis; hūkr̥ (II 139 irrtümlich: hūḱr̥), engl. hooker; īntəx (neben iəntəx) „erstaunt“, mir. ingantach; īntəs (neben iəntəs) „wunder“, mir. ingantus; ī „nacht“ (neben ihə iə īhə), air. aidche; ī īhə „essen“ (neben īə iə) (Molloy 81: ighthe), mir. ithe; īhŕ̥ „ackerfeld“, mir. ithir; īxtr̥ „unterer teil“, air. íchtar; īm „esse“, air. ithim (aber īm „butter“ mit eingipfliger exspiration); kā „spreu“, air. cáith; kȧ kǡv, verbalsubst. zu kȧhĭm „verzehre“ etc., mir. caithem; klai „steinumzäunung“ (vgl. II 153), mir. clad; kōtə „rock“, engl. coat; kū (neben kuə) „kummer“, mir. cuma; kūŋ „eng“, air. cumang; kūŕ „gegenwart“, mir. comair; kūŕt (neben kuəŕc) „besuch“, air. cuairt (dagegen kūŕc „court“ in der regel eingipflig); ḱǡŕ „vier“ neben ḱȧhŕ̥, air. cethir; ḱē „wer, was, obwohl“, air. cia; ḱēxtə (vgl. II 284, 1) (Molloy 33: céchta) „pflug“, mir. cécht; ḱēsĭm „kreuzige“, air. céssaim; ḱēšc „frage“ (neben ḱešc II 284, 2); ḱēšcuə „examen“, mir. ceist, lat. quaestio; ḱēš „sau“, céis, O’R.; ḱēv „schiffslände“, engl. quay (vgl. II 284, 5); ḱlēv gen. sing. und nom./acc. plur. zu ḱliəv, cléibh; ḱō, ḱōvr̥, ḱōbr̥nəx (vgl. II 284, 32) „nebel, neblig, nebligkeit“, mir. ceó (zu ḱōbr̥nəx nicht ḱobr̥nəx wie irrtümlich II 284, 32, folgendes: ceobhraonach (O’R.) „mizzling, misty“, von ceobhráin „heavy dew falling like rain“, ceobhráon ceobhrán „small rain, mizzling rain“; braon „tropfen“, Keat., air. bróen „pluvia“, Z.-E. 31); ḱŕē „thon, erde“, air. cré; ḱŕīx „ende“, air. crích (Molloy 23: criach); ḱīx „weibliche brust“, mir. cích (Molloy 23: ciach); ḱŕīst „Christus“, air. Críst; l̄aibrərī „bibliothek“, engl. library; l̄ai l̄aiə „liegen“, luighe (Molloy 80: luigheadh), air. lige; l̄aiĭm „liege“, mir. laigim; l̄aiəd „kleinheit“, mir. laiget; l̄aiəŕḱīn (vgl. II 285, 3), mir. ladar; l̄auə l̄au „verfaulen“, l̄auĭm „verfaule“, air. lobad; l̄ā „tag“, air. láthe etc.; l̄āx (neben l̄ahəx) „schmutz“, mir. lathach; l̄uə l̄ū (vgl. 251, 16) „weniger“, air. lugu; ĺaiəs „heilen“, mir. leges, davon: ĺaisĭm: ĺauər „buch“, air. lebor, lat. liber; ĺǡn (vgl. II 285, 30) (neben ĺȧhn̥) „breit“, air. lethan; ĺǡv „schmelzen“ (neben ĺȧəv ĺȧhəv), air. legad; ĺēhn̥̄ (neben ĺehn̥̄) „lektion“, air. légend; ĺēv „lesen“, mir. legud; ĺīhrōȷ „fussball“ (Molloy 21. 25: liaróid), air. liathróit; mail (vgl. II 286, 14) „verzug“ (Molloy 28: moill); māhŕ̥ „mutter“, air. máthir; mēs „schüssel“ (neben miəs), mir. mias; mĭaig „molken“, mir. medg; n̄ū (neben n̄uə) „neu“, air. nuide; n̄ūs n̄ōs „art, weise“, mir. nós; n̄ȳ „neun“, air. nói; ōstə (neben ostə) in cȧx ōstə „gasthaus“, mengl. ooste hóst, afr. oste; pēšcə (vgl. II 289, 7) „wurm“, air. béist (Molloy 24: péist); plēsk „schale“, plaosg, kymr. plisg (pl.), mir. blaesc, kymr. blisg; prē „beute“, engl. prey; rau „wahl“, air. rogu; rauər „fett“, mir. remor remar; rā „sagen“, air. rád; rēsūn „vernunft“, mir. résún, mengl. reisun; rīm „laufe“, air. rethim; rōd „weg“, mir. ród rót, mengl. rode, aengl. rád; rōgəŕə „schurke“; rōgəŕəxt „schurkerei“, engl. rogue (vgl. II 290, 1); rōpə „seil, tau“, mengl. rope, aengl. ráp; rōcə „gefroren“ zu air. réud; sāx „gesättigt“, mir. sáthach; sēx „gefäss, fahrzeug“, mir. soithech saithech; sīm „sitze“, mir. sudim; sī (vgl. II 251, 17) „sitzen“, neben siə (Molloy 36: suidhe), air. suide, sude; skā „schatten“, air. scáth; snād snāhəd „nadel“, air. snathed; snā snāhə (Molloy 33: snátha) „faden“, air. snáthe; stēḱəxī stēǵəxī „eingeweide“, stéigeacha, O’R.; strōkĭm strōḱĭm „zerreisse“, strócaim, O’R.; šīs „hinab“, air. sís; sḱēl „erzählung“, air. scél; šḱī „ruhe“ (Molloy 35: sgíghe), air. scíth; šĺauən šĺaun „glatt“, air. slemun slemon; šĺāən „torfspaten“, sleaghan, O’R.; tau „wahl“, air. toga, togu; tauĭm „wähle“, air. togaim; taur „turm“, mir. tor; trā „zeitpunkt“, mir. tráth; trā „strand“, tráig; trāv „ebbe“, air. trágud; ūnīn „lämmchen“, mir. uainín.
§ 5. Hinsichtlich der entstehung der zweigipfligen silbenbetonung im irischen wird man annehmen dürfen, dass sie in den meisten fällen durch kontraktion oder durch ausfall eines im altirischen noch vorhandenen lautes bezw. lautkomplexes hervorgerufen worden. (Aber ein derartiger lautschwund hat andrerseits durchaus nicht immer zweigipfligkeit veranlasst, z. b. nicht in bŭī „gelb“, mir. buide, bŭīx „dankbar“, mir. buidech, dūxəs „heimat“, mir. dúthchus zu air. dúthoig und anderen.) Wo neben kontrahierten formen noch ursprünglichere vorkommen, da nehmen diese, die meist nicht reste eines älteren sprachbestandes, sondern durch die schrift veranlasste neubelebungen sind, die silbenbetonung der verkürzten an, z. b. brāhŕ̥, māhŕ̥, dauən etc., mit zweigipfliger betonung nach dem vorbilde von brāŕ̥, māŕ̥, daun etc.
Schwieriger ist es, die entstehung der zweigipfligen betonung in den wörtern zu erklären, die seit air. zeit keine lauteinbusse erlitten haben, wie bēsə, bĭō, ḱīx etc.
An einen ersatz für laute, die schon in voririscher zeit geschwunden sind, ist nicht zu denken; selbst ein auf den ersten blick nicht völlig unwahrscheinlicher zusammenhang der zweigipfligen betonung mit einem zum ersatz für einen geschwundenen konsonanten gedehnten e, wie in air. éc (vgl. kymr. angeu, korn. bret. ancou), air. scél (vgl. kymr. chwedl, korn. whethl, bret. quehezl) und anderen, ist wohl kaum anzunehmen, da verschiedene sehr gebräuchliche wörter mit ersatzdehnung stets eingipfliges ē aufweisen, wie ḱēd „hundert“, air. cét, kymr. cant, körn. cans, bret. kant, in ēǵn̥ „gewalt, zwang“, air. écen, kymr. angen; çēd „erster“, air. cét, kymr. cyntaf, bret. kint- kent-, korn. kyns, gall. cintu‑s etc., und andere.
Zweigipflige betonung scheint auf irischem gebiete vielmehr in allen fällen neueren ursprungs zu sein und auf verschiedene, mir noch nicht erkennbare ursachen zurückzugehn. Statt einer vollen erklärung muss ich mich daher mit einigen vermutungen begnügen.
Im allgemeinen scheint eine neigung vorzuliegen, betonte auslautende lange vokale und solche, denen ein stimmhafter konsonant, vor allem g, folgt, mit zweigipfliger exspiration zu sprechen. Vgl. die verwandte englische erscheinung, behandelt von Sweet, A Handbook of Phonetics, s. 59. In lehnwörtern aus dem englischen, wie rōpə, kōtə, ḱēv, rōgəŕə etc., ist die diphthongische aussprache der nächstverwandten mit zweigipfliger exspiration angepasst worden. In īxtr̥, ḱīx, ḱrīx, ḱēxtə hat der notwendige übergangslaut vom palatalen vokal zum gutturalen konsonanten die zweigipfligkeit veranlasst.
Dass eine scharfe grenze zwischen einsilbigkeit mit doppelgipfel und zweisilbigkeit mit zwei selbständigen gipfeln nicht zu ziehen ist, versteht sich von selbst. Dies rechtfertigt auch die schreibung dauən „welt“ (vgl. II 251, 14 ff.) zum unterschied von daun „braun“. Ein besonderes zeichen wäre vielleicht noch besser gewesen (etwa daũn „welt“ neben daun oder dàun „braun“). Der wunsch, möglichst wenig nebenzeichen zu gebrauchen, hat mich jedoch bestimmt, davon abzusehn.Dass die paragraphen 3–5 einer ganz besonderen, auf lange erfahrung und beobachtung zu gründenden korrektur bedürftig sind, möchte ich, meinen kritikern zuvorkommend, hier noch ausdrücklich bemerken.
§ 6. Der buchstabe ī bezeichnet im anlaut und nach palatalisierten konsonanten stets den im deutschen „fiel, ziel“ vorliegenden langen, geschlossenen vokal (Vietor § 56). Dieser normallaut erleidet nach indifferenten konsonanten eine auf mehr oder weniger starker zurückschiebung der zungenhebung beruhende modifikation, und zwar mehr bei flüchtiger aussprache als bei sorgfältiger artikulation. Den stärksten einfluss in diesem sinne üben w und ŭ aus, nach denen zuweilen statt eines ī der durch ȳ dargestellte laut (vgl. § 67) erscheint, meist jedoch ein vokal, der zwischen ȳ und dem russischen y in ryba, syn, dym etc. liegt. Der dem russischen y qualitativ entsprechende laut (Sweet’s high-mixed-narrow) scheint nach d t g k n l̄ die regel zu sein. Nach s und r erscheint, soweit ī sich nicht rein erhält, ein dem russischen i in živ qualitativ gleicher laut (Sweet’s high-mixed-narrow-advanced). Nur in einigen wörtern scheint ī ganz durch ȳ oder einen diesem naheliegenden laut verdrängt worden zu sein, z. b. in l̄ȳv, sȳxān.
In zweigipfligen silben (vgl. §§ 3. 4) wird statt eines ī zuweilen der diphthong iə gesprochen. So kommt neben ḱīx auch ḱiəx vor, neben šīs auch šiəs etc. Unmittelbar vor starkbetonten silben findet häufig eine verkürzung statt, z. b. si šīs statt sī šīs, ńi h‑ȧ statt ńī h‑ȧ etc.
§ 7. In den meisten fällen ist ī durch kontraktion eines stimmhaften palatalen reibelautes mit vorausgehendem palatalem vokal entstanden. Beispiele sind: ‑īm, endung der 1. pers. sing. ind. praes. act., air. ‑igim ‑aigim; ‑fŭī ‑fī, endung des cond. pass., air. ‑fide; æŕī „reue, busse“, air. aithrige; bŕīȷ „Brigitta“, air. Brigit; ȷlī (neben dəlíə, vgl. II 266, 19) „gesetz“, air. dliged; gadī „dieb“, mir. gataige gadaige; impī „bitte“, mir. impide; šlī „gewerbe“, mir. slige; cī, gen. sing. und nom. pl. zu cȧx, „haus“, air. tige; əšcī́ „drinnen“, zu air. tig, dat. sing. zu teg tech. In manchen wörtern hat sich der dem reibelaute vorausgehende palatale vokal, und zwar i, in folge einer akzentverschiebung aus einem palatalen gleitlaute entwickelt (vgl. § 12). Beispiele sind: bŭī „gelb“, air. buide; bŭīx „dankbar“, mir. buidech, sīm „sitze“, mir. suidim sudim, air. suidigur suide; ī (neben īhə īə iə) „nacht“, air. aidche (adaig); əmŭī́ „draussen“, mir. immaig; snīm „knoten“, mir. snaidm. In den wörtern aiŕī (neben aiŕə, vgl. II 252, 25) „aufstehn“ und garī „garten“ ist der dem reibelaute vorausgehende vokal als svarabhakti aufzufassen: aiŕī aus *aiŕijə aus *aiŕjə aus *ēŕjə, air. éirge érge; garī aus *garijə aus *garjə aus *garđə, mir. garrda, aisl. garđr.Neben ī erscheint da, wo dem stimmhaften palatalen reibelaute früher noch ein h folgte, oft ijə, namentlich in der endung des part. perf. pass. der verba auf ‑īm und in der endung des praes. pass. der verba auf ‑īm, z. b. bæn̄ijə „gesegnet, geweiht“, beannuighthe neben bæn̄ī (vgl. II 251, 17 ff.); kruijr̥ (kruəjr̥) „es wird gehärtet“, cruadhuigthear neben kruīr kruhīr.
§ 8. In einer nicht gleich grossen, aber immerhin beträchtlichen zahl von fällen entspricht ī einem air. bezw. mir. langen i. Beispiele sind: ȷīrəx „gerade“, air. dírech; fīr „wahr“, air. fír; īkĭm „bezahle“, air. íccaim; īxtr̥ „unterer teil“, air. íchtar; īšl̥ „niedrig“, air. ísel; ḱīx „weibliche brust“, mir. cích; ḱīr „kamm“, air. cír; ḱīs „pacht“, air. cís; ḱŕīx „ende“, air. crích; ḱŕīn „vertrocknet“, air. crín; ĺīn „flachs, netz“, air. lín; mīlə „tausend“, air. míle; ńī „nicht“, air ní; šīl „same“, air. síl; cīŕ „land“, air. tír; pīpə (vgl. II 289, 15) „pfeife“, mir. píp; ȷīšlī „würfel“, mengl. dys; šḱŕīvĭm „schreibe“, air. scríbaim.
§ 9. ī vor – früher doppelten – palatalisierten nasalen und liquiden geht oft auf ursprünglich kurzes i zurück, das zum teil noch neben dem langen vokale vorkommt. Beispiele hierfür sind: bīń „angenehm klingend“, air. bind; əḱī́nc „quidam“ mir. écin; īm „butter“, m.ir. imb; īnšīm „erzähle“ (neben inšīm inšĭm), mir. innisim indisim; mīĺĭm „verderbe“ (transitiv), air. millim; cīń „krank“, mir. tind.In einigen wörtern hat sich das kurze i infolge von akzentverschiebung aus dem palatalen gleitlaute entwickelt, der dem konsonanten vorausging, z. b. in drīm „rücken“, air. druimm; rīńc „anteil“, aus einem ei̯/i-stamme zu air. rann (vgl. mir. roinded); kīvnīm „erinnere mich“ (neben kivnīm kimnīm mir. cúimnigim; sīvnəx sīmnəx „ruhig“, suaimhneach, Keat.
§ 10. In einigen wörtern beruht ī, und zwar im falle starker betonung meist zweigipfliges ī, auf kontraktion eines i mit dem folgenden, wahrscheinlich schon frühzeitig reduzierten vokal, z. b. blāklī́ blāḱlī́ „Dublin“, Baile-atha-cliath; fīnišə „zeugnis“, air. fiadnaise; fīŕīn „gläubig“, air. fírian; ĺīrōȷ „fussball“, air. liathróit; mīn „wunsch“ air. mían; īntəs „erstaunen“ (neben iəntəs) mir. ingantus; īntəx „erstaunt, wunderbar“ (neben iəntəx), mir. ingantach; mīnəx „verarbeitetes metall“, mir. mianach.
§ 11. ī vertritt altes ē oder e in bŕīm „furz, farz“, mir. bréim; bŕīməxt „furzen, farzen“, bŕīmšāl „prahlhans“, von bŕīm; ǵīvŕə „winter“, mir. gemrad gemred; ǵŕīm „griff, halt“, air. greim greimm; ȷīnĭm „thue, mache“ (neben ȷēnĭm), mir. denaim; altes ái in sīlĭm „meine, denke“, mir. sáilim, altes ói in kasīȷ „klage, beschwerde“, air. cossóit.
§ 12. Der buchstabe i bezeichnet den im deutschen „mit“ vorliegenden kurzen, offenen vokal (Vietor § 56). Vorausgehende indifferente konsonanten modifizieren den laut in einer § 6 besprochenen weise. Es erscheinen jedoch in allen fällen offene vokale.
§ 13. i im anlaut und nach palatalisierten konsonanten ist in fast sämtlichen fällen die fortsetzung desselben air. bezw. mir. vokals. Beispiele hierfür sind: āŕlikn̥ „leihen, verleihen“ (vgl. II 254, 36), air. airliciud; bir „spitze“, air bir; bišəx „besserung“, mir. bisech; bitālcə „branntwein“, mir. bitáill, afranz. vitaille; pŕiāl „brühe“ (vgl. II 264, 28), mengl. frien; bŕisk „brüchig“, mir. brisc; bŕišĭm „breche“, air. brissim; ȷiȷ „brustzitze“, mir. did; efiǵə „bureau“ mir. oifficc, lat. officium; fiŕ, gen. sing. und nom. plur. zu fȧr „mann“, air. fir; fihə (neben fī fi) „zwanzig“, air. fiche; fihəd „zwanzig“ (neben fīd), air. fichet; fihĭm „webe“, mir. figim; fiĺĭm „wende mich“, air. fillim; filə „dichter“, air. fili; fin̄ „blond“ (neben fĭūn̄), air. find; fis „wissen“, air. fiss; ǵliḱ „schlau“, air. glicc; iməxt „fortgehn“, air. imthecht; imləkān „nabel“, mir. imlecán; imørkə „überschuss“, mir. imarcraid; imū „mancher“, air. immde (vgl. II 277, 16); ińəx „einschlag“, mir. innech; impī „bitte“, mir. impide; ińń̥ „gehirn“, air. inchind; ińūn „amboss“, mir. indeóin, air. indéin (ińūn „zwiebel“ s. § 65); inəd „stätte“, mir. inad; iniš „insel“, air. inis; inīn „tochter“, air. ingen; is „ist“, air. iss; ḱinə „geschlecht“, mir. ciniud; ḱintəx „schuldig“ air. cintach; ḱitəx ḱitōg „link, linkisch“, kymr. chwith; ḱlišĭm „verfehle“, mir. clissim; ḱlišcə „geschickt, gewandt“, mir. cliste; ḱŕis „wollgürtel“ (vgl. II 176), air. criss; mil „honig“, air. mil; spŕid „geist“, air. spirud spiurt; šib „ihr, euch“, air. sib; šin „jener“, air. sin; sinə „zitze“, mir. sine; cimpl̥̄ „um – herum“, air. timchell; cin̄əs „krankheit“, mir. tinnes (vgl. cīn § 9).
§ 14. In einigen wörtern vertritt i altes e oder ē. Der dem i folgende konsonant ist bei den meisten ein nasal oder eine liquida oder ein aus m hervorgegangenes v. Beispiele sind: ȷivn̥ „sicher“ (vgl. II 268, 20), air. demin; ȷivəs „schermesser“, mir. demess: ḱin „liebe, zuneigung“ (neben ḱøn), mir. cen, air. fochen; ḱināl „zucht, art“, air. cenél; ḱiŋ́ḱīš „pfingsten“, mir. cencaiges (cincaigis), lat. quinquagesima; milĭm „mahle“, air. melim; min „mehl“, air. men; miniḱ „häufig“, air. menicc; minšōg „junge ziege“, zu menān minān „zicklein“; šinĭm „musizieren“, air. sennim; šiŋān „ameise“, mir. sengán; cinə (neben cenə) „feuer“, air. tene. i aus e oder ē vor andern konsonanten zeigen fisōg (neben fīsōg) „bart“, mir. fésóc; ḱišān ḱišōg „korb“, mir. ceiss; ĺigĭm (neben ĺegĭm) „lasse zu“, air. lécim léiccim; miḱ gen. sing., voc. sing. und nom. plur. zu mak, „sohn“, mir. meicc, air maicc.
§ 15. Nach indifferenten konsonanten sowie einige male im anlaut vertritt i ein altirisches u vor palatalisiertem konsonanten. In diesen fällen hat es sich auf grund einer akzentverschiebung aus dem palatalen gleitlaute entwickelt, der dem konsonanten vorausging, während das ursprünglich silbentragende u gleitlaut geworden oder ganz verstummt ist, z. b. urkelt. *dunjós „mensch“, air. *duńə > duińə > duińə > duińe > dińə dinə. Beispiele sind: driȷĭm „rücke heran“, mir. drut; ȷiləsk „essbare art meertang“ (halymenia edulis und halymenia palmata), mir. duilesc (vgl. § 4); ȷilōg „blättchen“ (vgl. II 268, 20 und § 4), duilleog, mir. duille; fŭil „blut“, air. fuil; fŭińšōg „esche“, mir. fuindseog, air. h‑uinnius (aber fŭińōg „fenster“, aus mir. fuindeoc, mengl. windoge); giŕīn (neben gyŕīn) „pustel“, mir. guirín; givĭm „bete“, air. guidiu; ilə (neben ylə) „jeder“, air. uile; iln̥̄ „ellbogen“, air. uilin; imə „deshalb“, air. uimbi; bŭiĺə „schlag“, mir. buille bulle; ińūn „zwiebel“, mir. uindiun, mengl. onion, franz. oignon, lat. unionem; išḱə „wasser“, air. uisce usce; kiȷ (neben kyȷ) „anteil“, air. cuit; kilān „junger hund“, mir. culén; kilōg „fliege“, mir. cuil; kiŋ́ŕ̥ „ein seil, mit dem zwei ziegen oder schafe zusammengebunden werden“, mir. cuing; kiŕĭm „setze“, mir. cuirim, air. cuiriur; kišlə „puls“, mir. cuisle, air. cusle; klifə „spiel“, mir. cluche; mŭiĺn̥̄ „mühle“, air. muilend mulenn; mŭiĺōŕ „müller“, mir. mulleóir; mŭināl „hals“, mir. muinél; mŭinīn „vertrauen“, mir. muinigin; mŭincŕ̥ „volk, leute, angehörige“, air. muinter muntar; mŭiŋ „mähne“, air. muing; mŭir „see“, air. muir; mŭiŕə „maria“, mir. muire muri; tilə „flut“, air. tuile; ciǵĭm „verstehe“, air. tuiccim tuccim; ciĺə „zuwachs“, mir. tuilled; cicĭm (neben ticĭm) „falle, fallen“, air. tuitim tutimm.
§ 16. Der § 15 behandelte vorgang scheint sich nach andren vokalen als u nur in vereinzelten fällen vollzogen zu haben, so vielleicht in rińĭm (neben rīńĭm) „teile“, mir. roinded; šilə-šiān „speichelfluss“, air. saile, falls nicht e als vorstufe anzusetzen ist (vgl. jedoch əmŭī́ und snīm).
§ 17. Der buchstabe ē bezeichnet den im deutschen „see, meer“ vorliegenden langen, geschlossenen vokal (Vietor § 52).
§ 18. ē vertritt in den meisten fällen air. bzw. mir. ē sowohl vor palatalisierten wie vor indifferenten konsonanten. Beispiele sind: ȧfēl ȧfēr afēləx (vgl. II 256, 10) „bedauern, bedauernd“, mir. méla; bēr-, ȷēr-, vēr-, futurstamm zu beŕĭm „trage“, ȷerĭm „sage“, verĭm „gebe“, air. bēr- (vgl. Z.-E. 451-454, 475); bēl „mund“, air. bél; bērlə „englische sprache“, air. bélre bélra; bēs bēsə „sitte“ (vgl. II, 262, 26), air. bés; blēn „schamleiste“, mir. blén; bŕēg „lüge“, bŕēgān „spielzeug“, bŕēgəx „lügnerisch“, air. bréc; bŕēn „stinkend“, mir. brén; ȷē, gen. s. zu ȷiə „gott“, air. dé; ȷēg „zehn“, air. déc; ȷēlāl „engl. dealing“, mengl. delen, aengl. dǣlan; ȷēnĭm (häufiger ȷīnĭm) „thue, mache“, air. dénim; ȷŕēmŕə „leiter“, mir. dréimm; ēd „eifersucht“, air. ét; ēdāl „beute, fang, gewinn“, mir. étail; ēdəx „kleid, anzug“, air. étach; ēdn̥ „gesicht“, air. étan; ē, negativpräfix, air. é aus an vor s t k p: ēdoln̥ „unerträglich“, mir. étualang; ēdrm̥ „leicht“, air. étrom; ēdrōkəŕəx „unbarmherzig“, mir. étrócar; ēkrāv „ungläubigkeit“, kymr. annghreffydd (kymr. creffydd = air. crabud); ēkrāfəx „ungläubig“, mir. écraibdech; ēskə „leicht“, mir. escid escaid (vgl. šḱī); ēg „tod“, air. éc; ēgȳn „wehklagen“, mir. écaine; ēǵn̥ „gewalt, zwang“, air. écen; ēn „vogel“, air. én; ēŕń̥ „Irland“, air. Érenn; ēšḱ gen. sing. u. nom. pl. zu iəsk „fisch“, air. éisc; ēšcəxt „horchen“, air. éitsecht; ēšcĭm „horche, höre zu“, air. étsim; fē „gebühr, bezahlung“, mengl. fee; fēdĭm „kann“, mir. fétaim; fēȷŕ̥ „möglich“, mir. fétir; fēlə „fest, festtag“, air. féil; fēn (neben hēn pēn) „selbst“, air. féin; fēr „gras, rasen“, air. fér; ǵē „gans“, mir. géd; ǵēg ǵēgān „ast, zweig“, mir. géc; ǵēr „scharf, sauer“, air. gér; ǵlē „eiweiss“, air. glé; ǵlēs „kleid, instrument“ (vgl. II 275, 25); ǵlēsĭm „bekleide, bereite“, mir. glés; gŕēsī „schuhmacher“, mir. gréss; ǵŕēnə gen. sing. zu ǵŕiən „sonne“, air. gréine; hŕēš „nach“, aus *har ēš air. éis; ḱēd „hundert“, air. cét; ḱēxtə (vgl. II 284, 2) „pflug“, mir. cécht; ḱēlə „genosse“, air. céle; ḱēĺə ḱēĺ, gen. dat. sing. zu ḱiəl̄ „verstand“, air. céille céill; ḱēm køšḱēm „schritt“, air. céimm; ḱēnə ḱēn̄ə „derselbe“, air. cétna; ḱērd „was?“, mir. crét; ḱēsĭm „kreuzige“, air. céssaim; ḱlēv pl. zu ḱliəv „korb“, mir. cléib; ḱŕē „thon, erde“, air. cré; fēxĭm (neben fiəxĭm) „sehe, sehe zu, prüfe“, mir. féchaim; ĺēm „sprung“, ȧlēm „rücksprung“, ĺēmĭm „springe“, ĺēmnəxt „springen“, air. léimm; ĺēn „weh, sorge“, air. lén; ĺēnə „hemd“, air. léne; ĺēŕ „deutlich, klar“, air. léir; mē „ich, mich“, air. mé; mēd mēȷ „quantität“, air. méit mét; mēr „finger“, air. mér; ńēl ńēl̄ „wolke“, air. nél; pēšcə „wurm“ (vgl. II 289, 7), air. béist; rē „bereit“, air. réid; rē „zeit“ (in riv-rē vgl. II 289, 35), air. ré; rēbŭĭm „zerreisse“, mir. rébaim; rēltə (vgl. II 289, 30) „stern“, mir. rétla; rēsūn „vernunft“, rēsūntə „mässig“, mir. rēsūn (mengl. resoun reisun); šē „er“, air. sé; šē (neben še) „sehr“, air. sé; šēȷĭm „blase, wehe“, mir. sétim; šēnĭm „leugne“, mir. sénaim; šēpēl „kapelle, katholische kirche“, mir. sépél (mengl. chapelle); šḱēl „erzählung, neuigkeit“, air. scél; cēd „tau, seil“, air. tét; cŕēn „stark“, air. trén; cŕēȷĭm „verlasse“, mir. trécim.
§ 19. In einer kleinen zahl von wörtern geht ē auf kurzes, zum teil erst durch umlaut entstandenes e zurück. Die länge beruht in diesen fällen auf kontraktion oder auf dem einfluss eines folgenden r n l z. b. in drēd (neben drehəd) „brücke“, air. drochet; sēx „gefäss, fahrzeug“, mir. soithech saithech (falls dieses als soithech saithech aufzufassen ist); bērū „scheren“ (neben bǡrə) (vgl. II 262, 16), air. berraim; ēlū ēlīm „beanspruchen“, mir. eiligud; kocēn̄tə coitchionnta, O’R. „customary, habitual, familiar, ordinary, vulgar, universal, oecumenical“ zu air. coitchenn (nur einmal belegt: ĺeən̄ šē šḱŕīviń xocēn̄tə gə rī wȧ, ax ńīl is eǵə le filiəxt ə ĺēv „er liest prosa recht gut, aber verse kann er nicht lesen“); ĺēdə ĺēȷ „art, weise“, mir. lethet; ĺēŕ, gen. sing. zu ĺȧhr̥ „leder“, mir. lethir; rēl „sixpence“, span. real; mēləx mēləxt „blöken“, mir. meglim; rēhəxt rēvəxt „bockigkeit, hitze“ (vgl. II 289, 28), mir. rethe.
In den fremdwörtern ȷīnēŕ „hauptmahlzeit“, kaurnēr „ecke“, buȷēl „flasche“, buḱēd „eimer“, džȧkēd džȧkēt „jacke“, pŕivēdəx „privat“ ist die länge vielleicht nach analogie irischer suffixe wie ‑ēl ‑ōŕ eingeführt.
§ 20. ē entspricht älterem oe oi oder ae ai in bēš „vorliebe“, mir. baes; ēn „ein“ (neben ȳn vgl. das wörterb.), air. óen óin; ēnəxt „gleichzeitig“ (neben ȳnəxt), mir. oenfecht; gēl „Irländer“, mir. góidel góedel; gēləx „irisch“, mir. góedelach; gēlǵə „irische sprache“, mir. goedeilg; glēx (neben glȳx glȳ) „rufen, wecken, auffordern, krähen“, mir. gloed.§ 21. Häufig erscheint ē an stelle des diphthongen iə, namentlich bei schwacher betonung und nachlässiger aussprache. So wechseln šiəd und šēd ziemlich regelmässig je nach der betonung. ē statt iə wird fast ausnahmslos gebraucht in ȷēgə „göttlich“, air. diade; ȷēn „schnell“, air. dían; ȷēs „zähre“, air. días; ȷŕēxt „zauber“ (vgl. II 269, 6), mir. druidecht (vgl. hinsichtlich des ȷ § 4); ȷē „tag“, ai. dia die.
§ 22. Das ē in ḱēn̄əs „wie“, air. cindas, verdankt seinen ursprung wohl einer volksetymologischen umdeutung, da ḱēn̄əs fast allgemein für eine verkürzte form von ḱē n̥ n̄ūs gehalten und demgemäss auch oft durch letzteres ersetzt wird.
§ 23. Der buchstabe e bezeichnet den im deutschen „fett“ vorliegenden kurzen, offenen vokal (Vietor § 52). An stelle dieses im auslaut stets erscheinenden normallauts wird vor palatalisierten oder früher palatalisiert gewesenen konsonanten ein etwas geschlossenerer, vor indifferenten konsonanten ein etwas offenerer vokal gesprochen. Ausserdem kommt gelegentliches schwanken nach ø hin vor.
§ 24. e vertritt in den meisten fällen air. e im auslaut oder vor palatalisierten konsonanten, z. b. be „sein“ (inf. zu „ich bin“) mir. beith; beŕĭm „trage“, veŕĭm „gebe“, ȷeŕĭm „sage“, air. berim; ȷe (neben ȷē) „zehn“, air. deich; ȷefŕ̥ „eile“, mir. deithbhirech; ȷeŕə „ende“, air. dered; eȷŕ̥ „zwischen“, air. eter iter etar; ḱlecə „feder“, Keat. cleite, gael. cleit; ḱŕeȷĭm ḱŕeȷə „glaube“, air. cretim; çeŕə „vier“, mir. cethri; ĺehəd „breite“, air. lethed; ĺehn̥̄ (neben ĺēhn̥̄) „lektion“, air. legend; ĺešḱ „faulheit“, mir. lesci leisce; mehl̥ „abteilung feldarbeiter“, mir. methel; meŕəǵ „rost“, meŕəǵəx „rostig“, air. meirg meirc; meŕəv „schwül“, mir. meirb; ńev „gift“, air. nem, pl. neimi (s-stamm); reḱ „verkaufen“, air. recc reicc; ecə „flosse“, air. ette; evn̥̄ evn̥ „epheu“, mir. edenn; ḱelĭm „verberge“, air. celim; šesə „sechster“, air. sessed; šešŕ̥ „ihrer sechs“, air. sesser; ce „heiss“, mir. te (air. té tee geht wohl auf eine längere form zurück); cehĭm „fliehe“ mir. techim (air. teichthech); cenə (neben cinə) „feuer“, air. tene.
§ 25. Nur in wenigen wörtern vertritt e ein air. e vor indifferentem konsonanten (vgl. ȧ æ § 34), z. b. ȷerfə (neben ȷȧrfə) „bestimmt, gewiss“, ȷerfīm „versichere“, air. derb; ĺekn̥ „wange“, mir. leccan, gen. zu lecco; men̄ān „zicklein“, mir. menn; ǵerān „kastriertes männliches füllen von vier jahren an“ (vgl. II 274, 19, wo ǵerān statt ǵərān zu lesen ist), mir. gerrán zu gerr; ǵelān „helle“ (vgl. II 270, 16), air. gel; ǵerəmān „Deutschland“, gearmain, ǵerəmōnəx „deutsch“ gearmáineach; ḱle „latte, rute“, air. cleth; šeləv „besitz“, air. selb.
§ 26. Etwas häufiger vertritt e ein älteres ȧ æ, das auf air. a vor palatalisiertem konsonanten (vgl. § 98) zurückgeht, z. b. in deŕĭm „bespringe“, mir. dairim; eȷə in eȷə fȳšcn̥ „beichtvater“, air. aite; eḱī eḱə „bei ihr“, air. aci; elə „anderer“, air. aile; sevŕ̥ „reich“, mir. saidber; elĭm „nähre“, elūn eləvn̥ „ernährung“, air. ailim; eŕ „auf“, air. air ar; eŕəd eŕid „menge, mass“, air. airet; geŕĭm „rufe“, mir. gairim; heŕ „im osten“, air. tair; seŕ „nach osten“, air. sair; ənéŕ „von osten“, air. anair; tre „fuss“ (als mass), air. traig.
§ 27. Nur in einigen wörtern geht e auf älteres ø, air. o vor palatalisiertem konsonanten (vgl. § 98) zurück, z. b. in bŭeləḱ, gen. sing. zu bolək „leib“, mir. boilc; drehəd „brücke“ (neben drēd), air. drochet; efiǵə „bureau“, mir. oiffice, lat. officium; kreḱn̥̄ „haut“ (neben kræḱn̥̄), air. crocenn; treȷ „kampf“, mir. troit trot.
§ 28. e aus i erscheint in ĺecə „stirabout“, mir. littiu; ĺecŕ̥ „brief“, mir. liter, lat. litera; men „eid“, mir. mind; e aus u vor palatalisiertem konsonanten (vgl. § 98): felń̥c „leiden“ (neben følń̥c fulń̥c), air. fulang; knev krev „wurm“, air. cruim.
§ 29. ǣ bezeichnet den im schwedischen „lära“ durch ä dargestellten langen, geschlossenen vokal (Sweet’s low-front-narrow), ǡ bezeichnet den im französischen „rage“ vorliegenden palatalen a-laut (Vietor § 50). Den vokal ǣ habe ich nur in der interjektion ǣ (ǣ šȧfōg!) gehört. ǡ kommt ziemlich häufig vor, wechselt vielfach in demselben worte mit ȧ, zuweilen auch mit ā.
§ 30. ǡ entspricht meist einem air. e vor indifferentem nasal oder indifferenter liquida (vgl. § 98), z. b. bǡrĭm „schere, rasiere“, air. berraim; bǡrnə „öffnung, bresche“, mir. berna; ȷǡrnə, enkl. perf. zu ȷīnĭm air. derninn; fǡr „besser“, air. ferr; ǵǡl̄ „pfand, versprechen“ (neben ǵȧl̄), ǵǡl̄ĭm „verspreche“ (neben ǵȧl̄ĭm), ǵǡl̄ə „versprechen“ (neben ǵȧl̄ə), ǵǡl̄təməs (neben ǵȧl̄təməs) „versprechen“, air. gell; ǵǡr „kurz“, mir. gerr; ǵǡrĭm „kürze“, mir. gerraim; gĺǡn̄ [sic! ǵlǡn̄] „thal“, mir. glen glend; ḱǡn̄ „köpf“, air. cend cenn; ḱǡrtə „schmiede“, air. cerddchae; ńǡv „himmel“, air. nem.
§ 31. In mehreren wörtern ist ǡ durch kontraktion eines ȧ mit einem reduzierten vokal entstanden, z. b. in kǡ kǡv (neben kȧ kȧhə) „verzehren“, mir. caithem; ḱǡŕ (neben ḱȧhŕ̥) „vier“, ceathair, air. cethir; ĺǡv „schmelzen“ (neben ĺȧəv ĺȧhəv), air. legad; ĺǡn (neben ĺȧhn̥) „breit“, air. lethan; šĺǡn (neben šĺāən) „torfspaten“, mir. sleg; bŕǡ „schön“, O’Clery breagha.
§ 32. Vereinzelte fälle anderen ursprungs sind: ǡglə „furcht“, mir. ecla, air. ecal; ǡgləš „kirche“, air. eclais; fǡšḱĭm (neben fāšḱĭm) „schraube herunter (die lampe)“, mir. faiscim; knǡv (neben knāv) „knochen“, air. cnáim; tǡŕńə „nagel“, mir. tairnge.
§ 33. Der buchstabe æ bezeichnet den im englischen „man“ vorliegenden kurzen offenen vokal. Der buchstabe ȧ bezeichnet das palatale a des französischen „madame“ (Vietor §§ 50. 53). Beide laute können zusammen behandelt werden, da sie sich hinsichtlich ihrer herkunft nicht von einander unterscheiden.
§ 34. ȧ bzw. æ entspricht meist einem air. e vor indifferentem konsonanten (vgl. § 98). In diesem falle ist ȧ die vorherrschende, jedoch keineswegs alleinherrschende aussprache. Beispiele sind: ȧ „es“, air. ed (vgl. II 255, 33 ff.); ȧdāńə ȧdṓnəx „Italien“, air. Etail; ȧx „pferd“, ȧxmŕ̥c „rossigkeit“, air. ech; ȧl̄əx „vieh“, air. ellach; ȧlə „schwan“, air. ela; ȧrə „gut, ware“, mir. errad; ærəx „frühling“, air. errech errach; æskn̥ „aal“, air. escung; æsōg (vgl. II 259, 13) „wiesel“, air. ness; æspə „mangel“, mir. esbuid; æspəg æspōg „bischof“, air. espoc epscop; bȧhə bæhə „leben“, air. bethu; bȧx „biene“, air. bech; bȧləx (neben baləx) „weg“, mir. belach (vgl. II 260, 17); bȧltənə „mai“, mir. beltena belltaine; bȧn̄əxt „segen“, bæn̄īm „segne, grüsse“, air. bendacht; bæn „frau“, bænōg „jungfrau, frau“ (vgl. II 262,4); bæn-liə „krankenpflegerin“ etc., air. ben; bȧrt „betragen“, bȧrtəx „listig“, mir. bert; bŕȧk „gestreift, gefleckt, fisch“, mir. brecc; bŕȧn̄īm „blicke“, air. breth; bŭænīm bŭȧnīm „schlage“ etc., air. benim (bŭ statt b nach analogie von bŭȧnc bŭænc, air. buain, vgl. § 32); ȷȧ- „gut“, air. deg‑; ȷȧx „gut“, mir. dech; ȷȧxə enkl. perf. zu caim „ich gehe“, air. dechud; ȷȧrək „rot“, ȷȧrəgə „erhitzen“, ȷȧrəgĭm „erhitze“, air. derg; ȷȧrməd ȷȧrməȷ „vergessen“, ȷȧrmədəx „vergesslich“, ȷȧrmədĭm „vergesse“, air. dermet; ȷȧs „recht, hübsch, südlich“, air. dess; ȷȧtəx „rauch“, mir. detach (neben dethach detfadach); ȷŕȧx „aussehn, miene“, mir. drech; ȷŕȧm „volk, menge, bande“, mir. dremm; fȧ „länge“, mir. ed; fȧmn̥ „meertang“, mir. femmuin; fȧr „mann“, air. fer; fȧrəg færəg „zorn“, air. ferg ferc; fȧrn̥̄ „land“, mir. ferand; fȧrn̥̄ „regen“, mir. ferthain; fŕȧgŕ̥c „antwort“, mir. freccra; frȧstl̥ „bedienung, aufwartung“, air. frestal fresdel; ǵȧl̄ „pfand“, ǵȧl̄ə „versprechen“, ǵȧl̄ĭm „verspreche“, ǵȧl̄təməs „versprechen“ (neben ǵǡl̄ ǵǡl̄ə ǵǡl̄ĭm ǵǡl̄təməs), air. gell; ǵȧl „weiss“, ǵȧləx „mond“, mir. gel; ǵȧn „zuneigung“, mir. gen; ǵȧrəb „schorf“, ǵȧrəbəx „schorfig“, mir. gerbach; hȧnə hæn „vorher, bereits“, mir. chena, air. cene; ḱȧd „erlaubnis“, air. cet; ḱȧhŕ̥ „vier“ (neben ḱǡŕ), air. cethir; ḱȧxtr̥ „der eine oder der andere“, air. cechtar; ḱȧl „mangel“, mir. cel; ḱȧləgəx „leidenschaftlich“, mir. celgach; ḱȧn̄əxt „kaufen“, mir. cennach; ḱȧn̄īm „kaufe“, mir. cennaigim; ḱȧŋlīm „binde“, mir. cenglaim; ḱȧp „stück grund“, mir. cep; ḱȧrt „recht, richtig“, mir. cert, ḱȧsəxt „murren“, mir. cessacht; ḱark (neben ḱørk) „henne“, mir. cerc; ḱńȧs ḱńæs „haut“, mir. cnes; ḱlȧxtə „gewohnheit“, mir. clechtaim; ĺȧ „hälfte“, air. leth; ĺȧbə „bett“, mir. lepaid lepad; ĺȧhn̥ „breit“, air. lethan; ĺȧhr̥ „leder“, mir. lethar; ĺȧĭm „schmelze“, air. legaim; ĺȧk „fliese“, mir. lecc; ĺȧxtə ĺȧxt (vgl. II 280, 33 und Molloy 33 leachta) „denkmal zu ehren eines verstorbenen“, mir. lecht; ĺȧnĭm „folge“, air. lenim; ĺȧnəv „kind“, mir. lenab; ĺȧs „vorteil“, air. less; mȧl̄ə „betrügen“, mȧl̄īm „betrüge“, mȧl̄tōŕ „betrüger“, mir. mellad, mellaim, melltoir; mȧnə „ahle“, mir. menad; mȧs „meinung, achtung“, mȧsĭm „denke, meine“, air. mess; mȧskĭm mæskĭm „mische“, mir. mescaim; ńȧd „nest“, mir. net; ńȧx „irgendeiner“, air. nech; ńȧntōg „nessel“, mir. nentóc; ńȧrt „kraft“, ńȧrtīm „kräftige“, air. nert; ńȧs „nahe bei“, air. nessa; pȧkə „sünde“, pȧkəx „sünder“, pȧkīm „sündige“, air. peccad; pȧn „schreibfeder“, mir. penn; šȧxt „sieben“, šȧxtn̥ „woche“, šȧxtū „siebenter“, air. secht; šȧn „alt“, air. sen; sȧnəxəs „erzählung“, air. senchas; šȧrəgĭm „vertrockne“, air. sergaim; šȧrək „liebe“, air. serc; šȧrəx „fohlen, füllen“, mir. serrach; šȧrəv „bitter, sauer“, air. serb; šȧsə „stehn“, mir. sessom; šȧsĭm „stehe“, mir. sessim; šȧsk „milchlos“, mir. sesc; šĺȧ „speer“, mir. sleg; tȧsdāl tȧstāl „wünschen“, tȧstīm tȧsdīm „wünsche“, air. testa; cȧxt „kommen“, air. techt; cȧx „haus“, air. tech; cȧmpl̥̄ „kirche“, air. tempul; cȧgəs „lehre“ (vgl. II 294, 31), mir. tecosc; cȧn̄ĭm (vgl. II 295, 8) „rücke“, mir. tennaim, air. tend; cȧŋə cȧŋgə „zunge, sprache“, air. tenge tengad; cȧs „hitze“, air. tess; cŕȧs „dritter“, air. tress.
§ 35. In einer grossen zahl von wörtern entsprechen die laute ȧ und æ einem air. a vor palatalisiertem konsonanten (vgl. § 98). In diesen fällen ist die aussprache æ die vorherrschende. Beispiele sind: ȧ‑, air. aith‑, in ȧfēl „bedauern“ (vgl. II 256, 10), ȧfēləx „bedauernd“, ȧlēm „rücksprung“; æhəš „tadelsucht“, æhəšəx „sarkastisch“, air. athis; æhńə „brennendes material“, air. aithinne; æhŕ̥ „vater“, air. athir (neuir. orthogr. athair); ȧl „fels“, air. ail; æmšŕ̥ „zeit, wetter“, air. amser; æńə ænə „kenntnis“, ænīm „erkenne wieder“, air. aithgne: æńr̥ „jungfrau, mädchen“, mir. ander; ænm̥ „name“, air. ainm; æŋ́ǵl̥ „engel“, air. angel; æŕə ȧŕə „aufmerksamkeit“ (neben āŕə), air. aire; æŕəǵəd „silber, geld“, air. arget; ærī „reue, busse“, air. aithrige; æŕīm ȧŕīm „fühle“, air. airigim; æšcəx „seltsam“, mir. aiste; æcn̥̄ „stechginster“, air. aitenn; brȧ „malz“, mir. mraich braich; bŭȧl „segen“, mir. bail; bŭȧlə bŭælə „dorf“, mir. baile; bŭæńə bŭȧńə „milch“ mir. bainne, air. banne; bŭæšcĭm „taufe“, air. baitsim; dȧŋn̥ dæŋn̥ „fest“, dȧŋnīm dæŋnīm „befestige“, air. daingen; dȧŕ „eiche“, air. dair; fŭȧcçəs fŭæcçīs (II 107, 23 irrtümlich: fȧcçəs fȧcçīs) „befürchtung“, mir. faitches, air. faitech; flæhəš „himmlisches reich“, flæhūl „gastfreundlich“, flæhūləxt „gastlichkeit“, air. flaith; fŭæŕəǵə fŭȧŕəǵə „see“, air. fairgge; gȧnə „sand“, mir. ganem; gȧŕəȷ (neben geŕəȷ) „kurz“, air. garit; gȧšḱiəx (neben gašḱiəx) „held“, mir. gascedach; kȧhĭm „verzehre“, air. caithim; kȧĺəx „hexe“, air. caillech (vgl. Z.-E. 811 und II 279, 3); kȧlīn „mädchen“, mir. caile; kȧnc „erzählen“, kȧncīm „erzähle“, mir. caint; kȧŕəǵəx (neben kaŕəǵəx) „felsig“, mir. caircech; klȧš „furche“, mir. class; klȧvə „schwert“, mir. claideb; kræg ḱŕæg (neben kreǵ ḱŕeg ḱŕeǵ) „felsen“, air. caric; mŭȧ „gut“, air. maith; mŭȧȷə „holz, stock“, mir. maite; mŭȧȷn̥ „morgen“, air. matin maten; mŭȧŕəǵ mŭæŕəǵ „weh“, mir. mairc; pŭȧȷŕ̥ „vaterunser“, mir. paiter, air. pater; ræńəx „farn“, mir. raithnech; tȧńīm tȧnīm tȧńĭm tȧnĭm „gefalle“, mir. taitnim; tȧŕnīm „ziehe“, mir. tairngim; tȧrn̥c „ziehen“, im anschluss an tȧŕnīm, neben tarn̥c, mir. tarraing; tæš „feucht“, tæšləx „feuchtigkeit“, mir. tais; tæšḱə „aufbewahren“ mir. taiscid.
In den wörtern bŭȧnc bŭænc „schlagen“ etc. air. buain; wæm „von mir“, air. úaim; wæc „von dir“, air. úait; wæń „von uns“, air. úain; wænə (neben uənə) „grün“, mir. úane, ist das dem æ (bezw. ȧ) zu grunde liegende vollbetonte a vor palatatalisiertem konsonanten (vgl. § 98) erst durch eine akzentverschiebung entstanden.
§ 36. In einigen wörtern vertreten æ und ȧ ein altes o vor palatalisiertem konsonanten (vgl. § 98), z. b. in ȧfŕn̥̄ „messopfer“, mir. oifrend (lat. offerendum); kȧĺĭm kȧĺə „verliere, verlieren“, mir. coll; kræḱn̥̄ „haut“ (neben kreḱn̥̄), air. crocenn; in einigen a vor indifferentem konsonanten (vgl. § 98), z. b. in ækəš „fluch“, ækəšəx „mürrisch“, mir. accais; ȧnəv „selten“, mir. andam; æšcŕ̥ „reise“, mir. astur; klȧn̄ (neben klan̄), nachkommenschaft“, air. cland; mŭȧŕīm mŭæŕīm „verbleibe, wohne“, air. maraim.
§ 37. Der buchstabe a bezeichnet den dem englischen o in „not“ entsprechenden kurzen ungerundeten vokal (Sweet’s low-back-wide). Schwankungen nach ȧ und o hin sind nicht selten.
§ 38. In den meisten fällen vertritt der durch a bezeichnete (vgl. § 98) laut ein air. a vor indifferentem konsonanten oder im auslaut. Beispiele sind: agəs „und“, air. acus ocus, akymr. ac, br. hag; ax „aber“, air. acht act; axə „ackerfeld“, air. achad; aləbn̥ „Schottland“, albənəx „schottisch“, air. Alba; alt „gelenk“, mir. alt; aməȷ „albernes altes weib“, mir. ammait; anr̥t „grobe leinwand“, mir. arnat; apstl̥ aspl̥ (vgl. II 253, 7 u. M’Curtin 103, 20: easbal) „apostel“, air. apstal; arm̥ „werkzeug, gerät“, air. arm; arūr „korn“, mir. arbar, air. arbe; asl̥ „esel“, mir. assal (lat. asellus); asnə „rippe“, mir. asna; at „geschwulst“, air. att; avrəs (neben anvres ąvrəs) „zweifel“, air. amairess; baxl̥̄ „bischofsstab“, air. bachall; baləv „stumm“, mir. balb (lat. balbus); banəv „ferkel“, mir. banb; barəv „zorn“, barəvəx „zornig“, mir. bara; batə „stock“, mir. bata (mengl. batte); ba pl. zu bō, „kuh“, air. ba; brat „tuch, decke“, air. bratt; damnīm „verdamme“, mir. damnaim; darə „zweiter“ (vgl. II 266, 13), air. dara (dagegen dārnə „zweiter“, mir. indarna); əmáx „hinaus“, mir. immach; fanĭm „warte, bleibe“, fanəxt „warten“, air. anaim; gad „ein aus zweigen geflochtener ring, mit dem zwei ziegen zusammengekoppelt werden“, mir. gat; gadī „dieb“, mir. gataige; galdrə „fieber“, air. galar; gal̄ „engländer“, gal̄də „englisch“ (neben gāl̄ gāl̄də), mir. gall; gar (neben gār) „nahe“, mir. gar; garəv „rauh, stürmisch“, air. garb; garī „garten“, mir. garrda; glakĭm „empfange“, mir. glacaim; glan „rein“, glanĭm „reinige“, air. glan; glas „grün, schloss“, mir. air. glass glas; har „vorüber“, air. tar; kabəŕə „schwätzer“, kabəŕəxt „geschwätz“, mengl. gabben; kahə „kampf“, kahəx „streitsüchtig“, air. cath; kak „kot“, mir. cacc; kapl̥̄ „pferd“, mir. capall; karəbəd „kinnlade“, air. carpat; karəȷ „freund“, air. cara carat; karəǵ „fels“, air. carric; kasĭm „drehe“, mir. casaim; kat (neben kot) „katze“, katəxəs „hitze der katze“, mir. catt; klan̄ (neben klȧn̄) „nachkommenschaft“, air. cland; knapə „knopf“ (Molloy 34: cnaipe), mir. cnapp (aisl. knappr, mengl. knap); l̄ag „schlaff“, l̄agə „ohnmacht“, mir. lac; l̄axə „ente“, mir. lacha; l̄an̄ə „schuppe“, mir. lann land; l̄asŕ̥ „blitz“, mir. lassair; madrə „hund“, mir. madrad; mak „sohn“, air. macc; maxə „weide“, mir. macha; maxəŕə „ebene, weide“, mir. machaire; mal̄īm „verfluche“, mal̄əxt „fluch“, air. maldacht; malə „augenbraue“, air. mala; malrəȷ „wechsel“, air. malairt; mant „zahnlücke“, mantəx „zahnlos“, mir. mant mantach; mar „wie“, mir. mar, air. immar; marəgə „markt“, mir. marggad (mengl. market); marəv „tot“, air. marb; markēxt „reiten“, air. marc; n̄ax „und nicht“, mir. nach; savn̥ „november“, mir. samuin samain samfhuin; savrə (neben sąvrə) „sommer“ mir. samrad; skalep „spalt, kluft“, mir. scalp; skawōgī „lungen“ mir. scaman; sl̄at „rute, stab“, mir. slat slatt; taxtə „ersticken“, taxtĭm „ersticke“, air. tachtad; talə „boden, grund“, air. talam; tanī „dünn“, mir. tanaide, air. tana; tapə „schnell“, mir. tapad; tarəhr̥ „bohrer“, mir. tarathar; tarəv „stier“, mir. tarb; tarsə (vgl. II 293, 17) „schwelle“, mir. tarsnu; tart „durst“, tartəv tartwr̥ „durstig“, air. tart.
§ 39. In einigen wörtern erscheint regelmässig a als vertreter eines alten o vor indifferentem konsonanten (vgl. § 98), z. b. in axr̥ „entfernung“, mir. ochar; badrālcə „zudringlich“, engl. bother; balə „geruch“, air. bolad; agm̥ agət agń̥ agī akəb „bei mir, bei dir etc.“, air. acum ocut ocainni ocaib; fad „länge“, fadə „lang“, air. fot fota; falə „groll“, mir. fola; faskə „obdach“, air. foscad; kablēre „flickschuster“, engl. cobbler; kafə „kaffee“, engl. coffee; kasīȷ „klage“, mir. casáit, air. cossóit; tarvə „vorteil“, tarəvəx „vorteilhaft“, air.; tarbe torbe, mir. torbach.
§ 40. Nur in vereinzelten fällen ist a auf andere laute zurückzuführen. In anm̥ „seele“ entspricht es einem air. a vor palatalisirtem konsonanten (air. anim), in abŕ̥ „sprich“, abrīt etc. zu air. epiur, und in raxə „werde gehn“, mir. ragat, air. doreg, liegt e zu grunde.
§ 41. Der buchstabe ā bezeichnet den dem englischen a in all entsprechenden ungerundeten vokal (Sweets low-back-narrow), gelegentlich zeigen sich schwankungen nach ǡ und ō hin.
§ 42. In den bei weitem meisten fällen ist ā die fortsetzung desselben air. lautes vor beliebigem konsonanten und im auslaut. Beispiele sind: ‑ān, air. ‑án, in bohān (vgl. II 251, 19) „hütte“, mir. bothán zu both; brān bŕān (vgl. II 263, 33) „nadel“ zu air. bir; ərān rān „brot“, mir. arán (vgl. arūr); bŕēgān „spielzeug“ zu air. bréc; ǵerān (vgl. II 274, 19, wo irrtümlich ǵərān statt ǵerān) „kastriertes männliches füllen“, mir. gerrán zu gerr (vgl. ǵār ǵar); ǵēgān „äst, zweig“ zu ǵēg mir. géc; kəsān „pfad“ zu air. coss, etc. etc.; ā „glück“, air. ág; ā „darrofen“, air. aith; ā „furt“, air. áth; āl „brut“, kymr. ael al; āl „angenehm“, air. áil; āməd „brennholz“, mir. ádmat; ār „blutbad“, air. ár; ārd „hoch, gross“, mir. árd; ārəx „seefahrzeug“, Keat. árthrach (vgl. jedoch auch: air. ethar „boot“); ārń̥ „Araninsel“, air. áru áran; āŕĭm „zähle“, mir. áirmim, air. áram; āc „platz“, mir. áitt; ȧdāńə „Italien“, air. Etáil; bā „zuneigung“, mir. báid báde; bā „ertränken“, bāĭm „ertränke“, air. bádug; bād „boot“, mir. bát (aengl. bāt, aisl. bātr), bān „weiss“, air. bán; bās „tod“, air. bás; blā „blüte“, mir. bláth; blāx „buttermilch“, mir. bláthach; brāhŕ̥ „klosterbruder“, ȷŕāhŕ̥ „bruder“, air. bráthir; brāx (neben brax) „jüngstes gericht“, air. bráth; dā ʒā „zwei“, air. dá; dān „gedicht“, air. dán; mārəx əmā́rəx „morgen“, mir. imbárach; ənā́l „atem“, air. anál; əwā́n „nur“, mir. amáin; fā „grund“, mir. fáth; fāgĭm „verlasse“, fāgāl „verlassen“, air. fácbaim foacbaim; fāī „prophet“, air. fáith; fāl „hecke“, air. fál; fāĺcə fālcə „willkomm“, air. fáilte; fāńə „ring“, air. ánne; fānə „schräg abwärts“, air. fán; fās „wachsen“, fāsĭm „wachse“, air. ásaim; fāsəx „wüste, wildnis“, air. fásach; gāŕə „lachen“, mir. gáire; gāv „gefahr“, gāfəx „anschaulich, gross aussehend, auffällig“, mir. gába gábud gaibthech; grā „liebe“, mir. grád; grān̄ə „garstig“, mir. gránna gránde; grāsə „gnade“, mir. grás; kā „spreu“, air. cáith; kāl „eigenschaft, charakter“, Keat. cail, kymr. cael; kānĭm „schmähe“, kānə „schmähen“, mir. cáined; kāš „käse“, mir. cáise (lat. cāseus); kāšḱ „ostern“, air. cásc (lat. pascha); klār „brett, tisch“, air. clár; knāv (neben knǡv) „knochen“, air. cnáim; krān „sau“, mir. cráin; l̄āȷŕ̥ „stark“, mir. laidir; l̄ān „voll“, air. lán; l̄ār „boden“, air. lár; l̄āŕ „stute“, air. lair; l̄āv „hand“, air. lám; mā „wenn“, air. má; māhŕ̥ „mutter“, air. máthir; mām „eine hand voll“, mir. mám; mās māsə „hinterer teil des oberschenkels“ (vgl. II 286, 26), mir. máss; n̄ān (vgl. II 202, 1) „verhängnis“, mir. dán; n̄āŕə „scham“, n̄āŕəx „schändlich“, mir. náre; n̄āwəȷ „feind“, air. náma námat; rā „sagen“, air. rád; rā „vierteljahr“, mir. ráithe; rāvə „ruder“, air. ráme; sā „sättigung“, sāx „gesättigt“, mir. sáith; sāĭm „stosse“, sā sāhə „stossen“, mir. sáthud; sāl „ferse“, air. sál; sāriəxt „angriff“, air. sáraigim sár; sāsīm „befriedige“, air. sásaim; sāv „ruhe“, air. sám; sl̄ān „gesund“, air. slán; snā snāhə „faden“, air. snáthe; snāv „schwimmen“, mir. snám; tā „ist“, air. tá; tālə tāĺə „lohn“, mir. táile; trāxĭm trāxtĭm „behandle, bespreche“, mir. tráchtaim (lat. tracto); trāv „ebbe“, mir. trágud.
§ 43. In einer reihe von wörtern vertritt ā ein air. kurzes a. Die dehnung beruht teils auf dem einfluss folgender nasale oder liquiden, teils ist sie ersatzdehnung oder ein kontraktionsprodukt. Beispiele sind: āhruə „sehr elend“, mir. attruag; ām (neben am) „zeit“, mir. am; ān‑, intensivpartikel in ān-cȧn „sehr alt“, ān-tyr [sic! ān-tȳr] „sehr billig“ etc., mir. an‑; ārȷ „richtung, himmelsgegend“, mir. aird; āŕəȷ „gewiss, bestimmt (quidam)“, mir. airid; āŕlikn̥̄ „leihen“, air. airliciud; āŕńə „schlehe“, mir. arni; bāl̄ „fleck“, mir. ball; bār „gipfel, spitze“, air. barr; bāšcə bāšcəx „regen“, mir. baistiud baitsed, vielleicht unter einfluss von bā „ertränken, nass machen“, air. bádud; dāl̄ „blind, thöricht“, mir. dall; dārnə „zweiter“, mir. indarna; dāv „ochse“, air. dam; fāĭm „finde, bekomme“, mir. fagbaim, air. ni fogbai; fāŕšńə „ausdehnung“, air. fairsing; fāšḱĭm (neben fŭȧšḱĭm) „quetsche, schraube“, mir. faiscim; fāšńiš „nachricht“, mir. faisnéis aisnéis; gār (neben gar) „nahe“, mir. gar; gān̄ „knapp, karg“, mir. gann gand; hāl̄ „drüben“, air. tall; kāȷə „wann?“, air. cate cote (vgl. II 278, 18); kā „wo?“ air. ca; kām „krumm“, air. camm; kār „karre“, mir. carr; kārn-ȳ́lə (vgl. II 278, 31) „düngerhaufen“ mir. carn (vgl. kornān § 49); krān̄ „baum, mast“, air. crann; l̄āx (neben l̄āhəx) „schmutz, schlamm“, mir. lathach; māl̄ „langsam, spät“, air. mall; māšcŕ̥ „herr“, mir. magisder; rān̄ rān „vers“, air. rann; slām „flocke“, mir. slamm.
§ 44. Das ā der endungen ‑āl und ‑ān vertritt zum teil ein älteres é. In diesen fällen hat es sich aus dem dem ē folgenden gutturalen übergangslaute entwickelt. Beispiele sind: ilān „insel“, mir. ailén; kilān „junger hund“, mir. culén; ḱināl „zucht, art“, ḱināltə „freundlich“, ḱināltəs „freundlichkeit“ (vgl. II 284, 8), air. cenél; mŭināl „hals“, mir. muinél. Vgl. drīm, rīnc, sīvnəx (§ 9), die beispiele der §§ 15, 53 und ȷox, flox (§ 50). In einigen wenigen wörtern erscheint regelmässig ā an stelle eines zu erwartenden ǡ oder ȧ, z. b. in mĭāl̄ „beule“, mir. mell; mĭān „mitte“, air. medon; fylān foilān „möve“, air. foilenn; blān blā „melken“, mir. blegon; spānə „zeigen“, spānĭm „zeige“, mir. taispenim taissfenim (air. asfenim); šl̄āən „torfspaten“, mir. sleg.
§ 45. Der buchstabe ą bezeichnet den dem deutschen a entsprechenden nasalvokal. Dieser laut ist sehr selten und beruht, wo er noch vorkommt, auf dem einfluss eines aspirierten m. Ziemlich regelmässig wird er nur in ąvrəs (neben anvrəs avrəs) „zweifel“, air. amaires, und sąvrə (neben savrə) „sommer“, air. samrad, gebraucht.
§ 46. Der buchstabe o bezeichnet den im deutschen „loch“ vorliegenden kurzen offenen vokal (Vietor § 44). Vielfach zeigt sich eine neigung ø statt o zu sprechen. Andrerseits erscheint auch o für ø, jedoch nicht gleich häufig.
§ 47. o entspricht in den meisten fällen einem air. o vor indifferentem konsonanten (vgl. § 98). Beispiele sind: bog „sanft, weich, mild“, air. bocc; bohān (vgl. II 251, 19) „hütte“, mir. bothán; boxt „arm“, air. bocht; bolək „leib“, air. bolc; bon̄ „sohle“ (neben bøn), air. bond; borəb „rauh, unhöflich“, air. borp; brok „dachs“, mir. brocc; brol̄əx „brust“, mir. brollach; brosk „schall, donner“, mir. brosc; doxr̥ (neben døxr̥) „harm“, mir. dochor; dorəs (neben dørəs) „thür“, air. dorus; dorxə (neben dørxə) „dunkel“ (Molloy 50: doracha), air. dorche; dorn̥ (neben daurnə) „faust“ (vgl. Molloy 33: dorna), air. dorn; drox „schlecht“, air. droch, drog; droŋ „bande“, mir. drong; ən̄óxt ənóxt „diese nacht“, air. innocht; fokl̥ „wort“, air. focul; folkə „benetzen“, folkĭm „benetze“, mir. folcud, air. folcaim; fordərəs „der obere teil des thürrahmens“, mir. fordorus; gob „schnabel“, mir. gop; gorm̥, (neben gørm̥) „blau“, mir. gorm; gort „feld, ackerfeld“, air. gort; klog „glocke“, klogīn „schelle“, air. clocc; klox „stein“, kloxān „halbkugelförmiges steinhäuschen“, mir. cloch; kogə „krieg“, air. cocad; kol̄ə „schlaf“, kol̄īm „schlafe“, air. cotlud; kolək „flachsschäbe, gerstengranne“ (vgl. II 280, 8), mir. colg; koləv (vgl. II 280, 26) „bettseite“, mir. colba; kolm̥ „taube“, mir. colum, colomb; korəb „der hölzerne teil des packsattels“, mir. corb; korəx „unstät“, korī „störung“, koriəx „störend“, mir. corrach; korkān krokān (neben kørkān) „topf, kessel“, mir. crocan; korp „leichnam“, air. corp; kos (neben køš koš „fuss“, aus dem gen. dat.), air. coss; l̄ox „see“, mir. loch (vgl. l̄ox „maus“ § 48); l̄oxt „fehler“, air. locht (vgl. l̄oxt „leute“ § 48); l̄om „nackt“, air. lomm; l̄orəg „spur“, air. lorc; l̄oskə „brennen“, mir. loscud; l̄oskān „frosch“, mir. loscann; mox „früh“, air. moch; molĭm „lobe“, air. molaim; molt „widder“, mir. molt; n̄oxtə „entkleiden“, n̄oxtĭm „entkleide“, air. nocht; n̄ol̄ək n̄olək nol̄ək „weihnachten“, mir. Notlaic (lat. natalicia); obŕ̥ „arbeit, werk“, mir. opair, oper; oxt „acht“, air. ocht; olək „schlecht“, air. olc; oln̥̄ „wolle“, mir. oland; orək „wildschwein“, mir. orc; osklīm „öffne“, mir. oslaicim; osnīl „seufzen“, air. osnad; ov „ei“, air. og; pobl̥ „volk, gemeinde“, air. popul; soləs „licht“, solus; sop „strohbündel“, mir. sopp; ton̄ „welle“, air. tonn; tobr̥ „quelle“, air. topur; torə „frucht“, air. torad.
§ 48. In einigen wörtern entspricht o einem air. u vor indifferentem konsonanten (vgl. § 98), z. b. doxəsəx „frauenhaar“ (Adiantum capillus Veneris), dubh-chasach, air. dub (vgl. II 266, 28); kol̄əx „eber, wildschwein“, mir. cullach, air. cullach, caullach, callach; kolə „anzug“ (vgl. II 280, 7), mir. culaidh; l̄ox „maus“, air. luch, gen. lochat (vgl. l̄ox „see“ § 47); l̄oxt „volk, leute“, air. lucht (vgl. l̄oxt „fehler“ § 47); l̄orgə (vgl. II 285, 16) „schienbein“, air. lurga; l̄os „kraut“, mir. luss, pl. lossa; oxt „brust“, air. ucht.
§ 49. In einigen wörtern vertritt o altes a, z. b. kornān „haufe“ (neben kārnān, vgl. II 281, 13), mir. carn; l̄oŋkəȷŕ̥ „ein seil zum verbinden eines vorderfusses mit dem entsprechenden hinterfuss, für ziegen gebraucht, um deren fortlaufen zu verhindern“, mir. langfiter; okrəs „hunger“, mir. accorus, occoras; gowāl „greifen“, gowālcə „arretiert“, gofŭī „arretiert“ setzen wohl o aus au als mittelstufe voraus (vgl. gōĭm § 55).
§ 50. Vereinzelte fälle andren ursprungs sind: ȷox „trank“, air. deug; flox (neben fløx) „nass“, air. fliuch (vgl. § 44. 9. 15. 53); olr̥ „adler“ (neben ølr̥), mir. ilur; oln̥̄ „scheune“, air. ithla ithland; oŋə „nagel“, mir. inga, mit einem durch akzentverschiebung veranlassten vokalwechsel.
§ 51. Der buchstabe ō bezeichnet den im deutschen „sohn“ vorliegenden langen geschlossenen vokal (Vietor § 44). Mehrfach erscheint wechsel mit ū, namentlich vor nasalen und liquiden.
§ 52. ō vertritt in den meisten fällen air. langes ō. Beispiele sind: die diminutivendung ‑ōg, air. ‑óc, wie aurdōg „daumen“, æsōg (vgl. II 259, 13) „wiesel“, bænōg (vgl. II 262, 4) „jungfrau“, fisōg „bart“, fŭińšōg „esche“, fȳnlōg „schwalbe“ etc.; bō „kuh“, air. bó; bōhr̥ „weg“, bōhŕīn „feldweg, gasse“, mir. bóthar; brō „mühlstein“, mir. bró; brōg „schuh“, mir. bróc (aengl. brōc, aisl. brōkr); brōn „kummer“, air. brón; dōĭm „verbrenne“, mir. dóim; fōd „sode“ (fōd mōnə „torfstück“), air. fót; glōr „stimme“, mir. glór; kōŕ „recht“, air. cóir; mōr „gross“, air. mór már; ōl „trinken“, mir. ól; ōstə in cȧx ōstə „gasthaus“, mengl. ooste, afranz. oste; pōg „kuss“, air. póc; pōsə „heiraten“, pōsĭm „heirate, verheirate“, mir. pósad pósaim; rōd „weg“, mir. ród (mengl. rode, aengl. rād); srōn (neben srūn) „nase“, air. srón; tōgĭm „hebe auf“, mir. tócbaim; trōkəŕə „barmherzigkeit“, air. trócaire.
§ 53. In einer reihe von wörtern ist das zugrunde liegende ō erst durch eine akzentverschiebung zum silbenträger geworden, z. b. in bĭō „lebendig“, air. beo biu; bŕō „bedrücken“, bŕōĭm „bedrücke“, Keat. breódhaim, kymr. briw; ȷō, in gə ȷō „immer, je“, air. deóid deód diud; ȷōn „freiwillig“, mir. deóin; fĭōl „fleisch“, air. feúil; fōs „bis jetzt“, mir. fós, beos, air. beus beius; ǵĺō „lärm, streit“, mir. gleó; ḱō „nebel“, ḱōvr̥ „neblig“, ḱōbr̥nəx „nebligkeit“ (vgl. § 4), mir. ceó; ḱōl „musik“, mir. ceól; ōləs „wissen“, mir. eólas, air. eulas; ōrnə „gerste“, mir. eorna; rōcə „gefroren“, air. réud; šōl „segel“, air. seól seol séol.§ 54. In einigen wörtern vertritt ō ein früheres kurzes o. In fōlm̥ „lernen“, air. foglaim, und fōvr̥ „herbst“ (neben fūvr̥), mir. fogamur, ist ō wohl durch kontraktion des o mit dem ihm ursprünglich folgenden, aus dem gutturalen reibelaut hervorgegangenen, vokal entstanden. Auf einfluss des folgenden nasallautes beruht die länge in kō- xō- „mit‑“, air. com, kōmə „gewand“, mir. comm; kōkriə kōḱriə „fremd“, coigcrigheach zu mir. cocrích (vgl. II 281, 27) aus *con-crích. Die länge des o in æspōg (neben æspəg „bischof“, air. epscog, ist wohl unter dem einfluss der wörter auf ‑ōg entstanden.
§ 55. In einigen fällen vertritt ō früheres au aus a mit folgendem gutturo-labialen reibelaute, z. b. in gōĭm gōm (neben gauĭm) „nehme, empfange, greife“, air. gabaim; ōrān (vgl. II 288, 28) „lied“, mir. ambran; ō „enkel“, air. aue; tōŕc „geben“, air. tabur.
§ 56. Der buchstabe u bezeichnet den im deutschen „mutter“ vorliegenden kurzen offenen vokal (Vietor § 40). Schwankungen nach ø hin sind ziemlich häufig. Nach palatalisierten konsonanten (vgl. § 98) erscheint oft der im norwegischen hus vorliegende vokal (Sweet’s high-mixed-narrow-round).
§ 57. In den meisten fällen vertritt u denselben älteren vokal nach indifferentem konsonanten (vgl. § 98). Beispiele sind: rug (neben røg) „trug“, mir. ruc rucc, air. rouic; bun (neben bøn) „unterer teil“, mir. bon; du (neben dø) „schwarz“, duwān (neben dəwān) duān (vgl. II 266, 24) „niere“, air. dub; fulń̥c (neben følń̥c felń̥c) „leiden“, air. fulang; fuləńĭm „leide“, mir. fulangim, air. fuloing; gu „stimme“, air. guth; hugm̥ (neben høgm̥) „zu mir“, air. cucum; kumə (neben kømə komə) „gleichgültig“, air. cumma; kru „zustand“ (vgl. II 282, 30), air. cruth; kruhīm „erschaffe“, mir. cruthaigim; muk „schwein“, air. mucc; punt (neben pønt pont) „pfund“, mir. punt; pus „lippe“, pusəx „mürrisch“, mir. bus; slugĭm „schlucke“, mir. slucim slocim; suī „russ“, suīx „russig“, mir. suide; šŕu „strom“, air. sruth; tumĭm „tauche ein“, mir. tummim; tug „gab“, mir. tuc.
§ 58. In einigen wörtern entspricht u einem alten o, z. b. in əvús „hier“, air. i foss; knuk kruk (neben knok krok knøk krøk) „hügel“, air. cnocc; kuməs (neben køməs koməs) „kraft, gewalt“, mir. commus; kumȳn „gemeinschaft“, air. commáin; kupān (neben køpān) „tasse“, mir. copan (lat. cūpa); kur (neben kør kor) „setzen, stellen“, mir. cor; pukān „bock“, air. bocc; bultə „riegel“, O’R. bolltadh, engl. bolt.
§ 59. Nur in vereinzelten fällen ist u anderen ursprungs. Altem a entspricht es in bul̄ān „eine natürliche felsaushöhlung, in der sich wasser ansammelt“, mir. ballan; frustə (neben frystə, vgl. II 272, 38) „leicht“, mir. urusa, air. asse; kudas „baumwolle“, mengl. cadas, afranz. cadas; (vgl. das wohl die mittelstufe darstellende ə in kəsān „pfad“, casán); – altem ū aus uə in fuĭm „nähe“, mir. fúagaim úagaim, air. úaimm; kruīm „härte“, Keat. cruadhuighim, zu kruə air. cruaid; in den wörtern əńú „heute“, air. indiu; lum (neben løm lom lm̥) „mit mir“, air. liumm; cu „dick“, mir. tiug; umpīm „drehe, wende“, air. impúd impúth, hat sich u aus dem gutturalen übergangslaut bezw. dem ursprünglich unbetonten komponenten eines diphthongen entwickelt.
§ 60. Der buchstabe ū bezeichnet den im deutschen „du“ „schuh“ vorliegenden langen geschlossenen vokal (vgl. Vietor § 40). Statt desselben erscheint im falle zweigipfliger betonung (vgl. § 3 ff.) zuweilen die durch uə dargestellte lautverbindung; weit häufiger jedoch wird diese durch den durch ū bezeichneten einfachen vokal ersetzt.
Hinsichtlich der herkunft des ū sind, von vereinzelten erscheinungen abgesehn (vgl. § 65), vier fälle zu unterscheiden:
§ 61. ū entspricht einem air. ú. Beispiele sind: brūĭm „quetsche“, brū „quetschen“, mir. brúim; drūxt „thau“, mir. drúcht; dūl „geschöpf“, air. dúil dúl; dūn „festung“, air. dún; glūn „knie“, air. glún; klū „ruf“, air. clú; krū „hufeisen“, mir. crú; kū „windhund“, air. cú; kūl „rücken“, air. cúl; l̄ūbŭĭm „beuge“, mir. lúpaim; mūxĭm „ersticke“ (transitiv), air. múchaim; mūn „urin“, mir. mūn; mūnĭm „lehre“, air. mūnim; rūn „geheimnis, absicht“, air. rún; sūl „auge“, air. súil.
§ 62. ū ist ein kontraktionsprodukt aus einem in der älteren sprache durch m oder b bezeichneten stimmhaften labialen reibelaute mit den ihm benachbarten vokalen. Beispiele sind: arūr „korn“, mir. arbar, air. arbe; dūrəs „ich sagte“, mir. adubartus; dūrəmr̥ „wir sagten“, mir. adubrumar adubramar; dūrədr̥ „sie sagten“, mir. adubratar; dūŕc „er sagte“, mir. adubairt; elūn „nähren“, mir. oilemain; knoxūr Conchobar, mir. Conchobar; kosūl køsūl „ähnlich“, air. cosmail; kūdīm „beschütze“, mir. cumdaigim; kūxtə „macht“, air. cumachte; kūnī „wohnen“, mir. comnaide; kūŋ „eng“, air. cumang; kūŕ „gegenwart“, mir. comair; kūŕlə „rat“, air. comairle; kūrsə „nachbar“, mir. comarsa.
§ 63. ū entspricht einem air. o oder ó vor oder (seltener) nach einem nasallaute. Beispiele hierfür sind: brūntənəs „geschenk“, zu mir. bronnaim brondaim; dūnə (neben dōnə) in ȷē dūnə „sonntag“, mir. domnaig (vgl. auch § 6); fūn̄ „wunsch“, mir. fonn; gnū (neben gnō) „geschäft“, nir. gnó; krūm „krumm“, air. cromm; krūn „krone“, mir. coróin corón; kūnə (neben kōnə) „helfen“, air. congnam; l̄ūn „nahrung“, mir. lón, air. loon; l̄ūn „amsel“, air. lon; l̄ūŋ „schiff“, mir. long; n̄ū (neben n̄ō) „oder“, air. nó; n̄ūs (neben n̄ōs) „art, weise“, mir. nós; srūn (neben srōn) „nase“, air. srón; trūm „schwer“, air. tromm.
§ 64. ū ist ein kontraktionsprodukt aus einem oder zwei kurzen u mit einem oder zwei in der älteren sprache durch g oder d bezeichneten reibelauten. Beispiele hierfür sind: die endung ū der zu den verben auf īm gehörenden verbalsubstantiva, wie bŕȧnū, ȷȧsū, ēlū, ǵŕȧmū etc., əmū́ „irre“, mir. i mugud; ǵūrən̄əx (vgl. II s. 275 z. 34) „seepocke“ (lepas balanus), zu air. giugrann.
§ 65. Seltenere erscheinungen als die in § 61–64 besprochenen sind folgende:
In einigen wörtern entspricht ū einem alten u vor jetzt verlorenem h, z. b. in brū „glut, wut“ (Molloy 36: brúgh), air. bruth; dūxəs „heimat“, mir. duthchus, zu air. duthoig; ū „euter“, air. uth; in einigen altem u vor n, z. b. in ənūn̄ „von diesseits“, air. inunn; ińūn „zwiebel“, mir. uindiun. In fūvr̥ (neben fōvr̥) „herbst“, aus mir. fogamur fogomur ist ū vielleicht durch einfluss des v entstanden. In kūǵ „fünf“, aus air. cóic, und in kūš „angelegenheit“, aus mir. cúis, air. cóis, ist ō wohl durch einfluss des folgenden palatallauts zu ū geworden (vgl. mūn „torf“, gen. mōnə). Ganz vereinzelte erscheinungen sind dūšĭm „wecke“, mir. dúiscim, air. 3. s. conj. diusgea; fĭūn̄ (neben fin̄) „blond“, air. find, wo ū aus dem gutturalen gleitlaute entstanden ist. (Vgl. § 15.)
§ 66. Der buchstabe y dient in diesem buche zur bezeichnung einer reihe von lauten, die dem einem deutschen u in „mutter“ entsprechenden ungerundeten kurzen vokal (Sweet’s high-back-wide) zustreben. Dieser erscheint rein, wo y aus einem älteren ȳ entstanden ist wie in fylān „möve“ (Molloy 19: faoilleón) neben foilān aus air. foilenn. Wo y air. u vor palatalisiertem konsonanten (vgl. § 98) vertritt, bezw. sich aus dem dem u folgenden palatalen gleitlaute entwickelt hat, bezeichnet es den dem russischen y in ryba „fisch“ entsprechenden offenen laut (Sweet’s high-mixed-wide), z. b. in dynə „mensch“ (neben dinə) aus air. duine (d. h. duine) (vgl. § 15). Bei wenig sorgfältiger artikulation wird dieser laut fast immer statt des im wörterbuch meist angesetzten i gesprochen. Ausgenommen sind jedoch die fälle, in denen der vorausgehende ursprünglich indifferente konsonant (vgl. § 98) palatalisiert worden ist, z. b. ȷilōg, ȷiləsk, cilə, ciǵĭm, cicĭm (vgl. § 15). y bezeichnet einen zwischen dem y in fylān und dem zweiten e in engl. better liegenden, etwas gerundeten laut in einigen wörtern, in denen es auf altes o vor palatalisiertem konsonanten (vgl. § 98) zurückgeht. Solche sind: kryȷ „buckel“, croit aus einer grundform *krotti- zu air. crot, kymr. crwth aus *krottā‑; kyńə „festsetzung, begegnung“, mir. coinne, coinde, conne; sl̄yńə „familienname“ (Molloy 34: sluinne) zu air. slondim slond (vgl. hierzu § 27). Verwandten ursprungs ist y in glyńə, glynə „glas“ (Molloy 34. 35: gluine), mir. gloine glaine, kymr. glain zu glan (vgl. hierzu § 26). In frystə (neben frustə „leicht“ ist y durch entrundung aus u hervorgegangen, mir. urusa von air. asse. Gleichen ursprungs ist es in tryskān „hausgerät“, truscan, O’R., abgeleitet von engl. truss, afr. trusser. In tryblōȷ „mühe“ (neben trøblōȷ trəblōȷ triblōȷ), mir. tréblait, lat. tribulatio, ist y durch den gutturolabialen gleitlaut zwischen i und b hervorgerufen worden (vgl. cu, ənú § 59, flox fløx § 50). In rybl̥̄ „schwanz“, mir. erball, und ryd (neben rød), air. rét ist wohl ein reduzierter vokal als vorstufe anzunehmen.
§ 67. Der buchstabe ȳ bezeichnet den dem deutschen ū in „du“ entsprechenden langen ungerundeten vokal (Sweet’s high-back-narrow). Zu den fällen, in denen ȳ statt ī erscheint und einen dahin neigenden vokal bezeichnet, wie drȳ „zauberer“, mir. drai drui; ə xȳn (vgl. II 283, 26), mir. chaidche choidchi; l̄ȳv „kraut“, air. luib; tȳ (neben tī tīv) „stroh“, Molloy tuighe, mir. tuga, vgl. § 6 ff.
§ 68. ȳ vertritt air. ai und oi beliebigen ursprungs. Beispiele sind: dȳr „teuer“, air. dóir; frȳx „haidekraut“, air. froech; fȳšcn̥ „beichte“, air. fóisitiu; fȳvr̥ „schärfe“, air. faibur; glȳ „rufen“, mir. gloed; gȳ „wind“, air. gáith; klȳnĭm „neige“, air. clóin; kȳx „kurzsichtig“, air. caech; kȳl „schmal“, air. cóil; kȳn „angenehm“, air. cáin; kȳnĭm „weine“, air. cóinim cáinim; kȳrə „schaf“, air. caera; l̄ȳ „kalb“, mir. lóeg; mȳl „kahl, hornlos“, air. máel máil; n̄ȳ „neun“, air. nói; skȳlĭm „binde los“, mir. scáilim: sȳr „frei, billig“, mir. sóir sóer; sȳr „arbeit“, air. sáethar sáithar (vgl. II 292, 8); sȳəl „leben“, air. sáegul (vgl. II 292, 8); tȳš „teig“, air. táis; ȳn „eins“, air. óin óen (vgl. ēn § 20); ȳnəx „jahrmarkt“, air. óinach óenach; ȳš „alter“, air. áes, áis, óis; ȳləx in kārn-ȳ́lə „düngerhaufen“ (vgl. II 278, 31), aoileach, air. ailedu.
§ 69. Der buchstabe ə bezeichnet in erster linie den im deutschen worte „gabe“ durch e dargestellten gemischten vokal (Vietor § 67), sodann verschiedene je nach den benachbarten konsonanten mehr oder weniger starke abweichungen von dem als normallaut aufgestellten vokal.
Vor einem der konsonanten l̄ ĺ l m n̄ ń n r ŕ erleidet ə, falls der zweite laut nicht eine neue silbe beginnt, wie in əńú „heute“ etc., eine so starke reduktion, dass der konsonant meist silbenbildende funktion erhält (hinsichtlich der bezeichnung s. § 1 anm. Die endung der 1. pers. sing. ind. praes. act. ist dagegen immer ĭm geschrieben worden, da die klangfarbe des ursprünglichen i noch immer deutlich erkennbar ist). Seltener geschieht dies, wenn der vokal ə folgt, wie in br̥dān „lachs“, mir. bratán, tr̥nū́nə „nachmittag, abend“, mir. tráthnóna. Im allgemeinen ist die stellung des vokals noch erkennbar, so dass die schreibung brədān, æńər beispielsweise ebenso gut wäre wie die in diesem buche durchgeführte bezeichnung durch einen untergesetzten kreis (br̥dān, æńr̥). Zuweilen, z. b. bei tr̥nū́nə, verrät die heutige aussprache jedoch nicht mehr, ob tərnū́nə oder trənū́nə vorausgegangen ist.
Der buchstabe ə bezeichnet den oben angegebenen laut ziemlich regelmässig im auslaut nach einem indifferenten konsonanten (vgl. § 98) sowie zwischen indifferenten konsonanten, falls nicht der zweite s ist. In diesem falle findet eine annäherung an u statt, und zwar ohne rücksicht auf die herkunft des vokals; z. b. axə „ackerfeld“, air. achad; ēdəx „kleid“, air. étach, aber agəs „und“ fast wie agus air. ocus acus, und ebenso ȷivəs „schere“, mir. demess; ōləs „kenntnis“, air. eulas etc. Im auslaut nach palatalisirtem konsonanten sowie zwischen einem indifferenten und palatalisierten konsonanten nähert sich der durch ə bezeichnete vokal einem geschlossenen e. aiŕə „erbe“, mir. oigre (Z. f. c. Ph. I 434), eŕəd „menge, mass“, air. airet, und aməȷ „altes weib“, mir. ammait, beispielsweise würden durch aiŕe, eŕed, ameȷ noch genauer dargestellt. Zwischen palatalisierten konsonanten erscheint statt ə ein dem i gleicher oder doch sehr nahestehender laut. ārəȷ „ein gewisser“, mir. airid; æmšŕ̥ „zeit, weiter“, air. aimsir; īncń̥ „gedanke“, intinn Keat., klingen fast wie āŕiȷ, æmšiŕ, īnciń.
§ 70. Die durch ə (bezw. l̥̄ ĺ̥ l̥ r̥ ŕ̥ m̥ ĭm n̥̄ ń̥ n̥) dargestellten laute erscheinen nur selten in betonten silben, wie in kəsān „pfad“, casán Keat., von kos „fuss“, air. coss, kəlāšcə „hochschule“ (Molloy 34: cláisde) neben kolāšcə aus engl. college (vgl. kolədž), br̥dān „lachs“, mir. bratán. In unbetonten silben kommen sie dagegen sehr häufig vor.
§ 71. Abgesehen von vereinzelten erscheinungen wie aiŕə aus aiŕī (vgl. § 7 und II 252, 25) sind hinsichtlich der herkunft des in § 69 behandelten ə-lautes 3 fälle zu unterscheiden. Er vertritt einen kurzen, unbetonten, schon im air. reduzierten vokal, hat sich aus einer liquida oder einem nasal vor einem andern konsonanten entwickelt (svarabhakti) oder ist einem in der älteren sprache konsonantisch auslautenden worte angehängt worden.
§ 72. Beispiele für ə aus kurzem vokal sind:
1) für ə aus a: afr̥k „sehn, sehkraft“, mir. amarc, Z. f. c. Ph. I 426, ir. texte III 2. 506; aiəl̄ (neben ail̄, vgl. § 4 und II 251,14) „hitze“ (der hündin), air. adall; aiərk (neben airk; vgl. § 4 u. II 201,15) „horn, geweih“, air. adarc; axə „ackerfeld“, air. achad; axr̥ „entfernung“, mir. ochar; albənəx „schottisch“, air. albanach; apstl̥ „apostel“, air. apstal (neben apostol) (vgl. easbal, M’Curtin, Elem. of the Irish l. 1728, s. 103, und II 253, 7); asn̄ə „rippe“, mir. asna; auən̄, (neben aun̄ vgl. § 4 und II 251, 15) „fluss“, air. abann; āməd „brennholz“, mir. ádmat; ȧləx „vieh“, air. ellach; ȧlə „schwan“, mir. ela; ȧrə „gut, ware“, mir. errad; ȧrəx „frühling“, mir. errach; balə „geruch“, air. bolad; batə „stock“, mir. bata; bȧləx „weg“, mir. belach; bȧnəxt „segen“, mir. bendacht; bȧrnə „bresche“, mir. berna; dārnə „zweiter“, mir. indarna;
2) für ə aus e: aiə (neben ai, vgl. § 4) „gesicht“, air. aged; aiən „kessel“ (vgl. § 4), air. aigen; aiŕə „erbe“, mir. oigre, Z. f. c. Ph. I 434; avrəs ąvrəs anvrəs „zweifel“, air. amairess; ārȷə airȷə „höhe“ (vgl. II 254, 11), mir. arde; āŕńə „schlehe“, mir. áirne; æhńə „brennendes material“, mir. athinne; æńə æne „kenntnis“, air. aithgne aidgne; æńr̥ „mädchen“, mir. ainder; aŋǵl̥ „engel“, air. aingel; ȧŕə æŕə āŕə „acht, aufmerksamkeit“, air. aire; æcn̥̄ „stechginster“, mir. aittenn; bišəx „genesung“, mir. bisech; bŭælə bŭȧlə „dorf“, mir. baile; bŭæńə bŭȧńə „milch“, mir. bainne; bŭiĺə „schlag“, mir. buille; dȧŋn̥ dæŋn̥ „fest“, air. daingen; dinə dynə „mensch“, air. duine; draiən̄ „schwarzdorn“, air. draigenn; drehəd (neben drēd) „brücke“, mir. drochet; ȷeŕə „ende“, mir. dered; ȷiləsk „essbarer meertang“ (halymenia edulis, halymenia palmata), mir. duilesc (vgl. § 109); ȷivəs „schere“, mir. demess; eȷə (in eȷə fȳšcn̥ „beichtvater“), mir. aite; išḱə „wasser“, mir. usce; ĺecŕ̥ „brief“, air. liter; naḱə „nahe bei“ (vgl. II 288, 2), mir. anaici (Z. f. c. Ph. II 12) zu aicce; sevŕ̥ „reich“, mir. saidber;3) für ə aus i: ‑ĭm, endung der 1. pers. sing. praes. ind. act.; aməȷ „albernes altes weib“, mir. ammait; anm̥ „seele“, air. anim; avl̄ə „so, derart“, air. amlaid; āŕəȷ „ein gewisser“, mir. airid; æhəš „tadelsucht“, air. athis; æhŕ̥ „vater“, air. athir; ækəš „fluch“, mir. accais; æmšŕ̥ „zeit“, air. aimsir; ǡgləš „kirche“, air. eclais; boxl̥ „knabe“, air. buachaill bóchaill; brāhr̥ „klosterbruder“, air. bráthir (vgl. § 4); dauən „tiefe“ (vgl. § 4), mir. domain; ȷefŕ̥ „eile“, air. dethbir dedbir; əńú „heute“, air. indiu; gȧrəȷ „kurz“, air. garit; īncń̥ „gedanke“, intinn Keat.; kahŕ̥ „stadt“, air. cathir; kanwń̥c „aussprache, ausspracheweise“, Molloy, 26: canúint, O’R. canmhuin;
4) für ə aus o: bilr̥ bildr̥ „wasserkresse“, mir. bilor biror; ēdrm̥ „leicht“, air. étromm; gə „zu, dass“, air. co; ømpr̥ „tragen“, mir. immchor.
5) für ə aus u: agəs „und“, air. acus ocus; dauən „welt“ (neben daun; vgl. § 4 u. II 251, 16), air. domun; dorəs „thür“, air. dorus; dōxəs „hoffnung“, mir. dóchus; duəlgəs „lohn“, mir. dualcus; dūxəs „heimat“, mir. duthchus, ȷauəl „teufel“ (neben ȷaul; vgl. § 4), air. diabul; fȳvr̥ „schärfe“, mir. faebur; tobr̥ „quelle“, air. topur.
§ 73. Beispiele für ein aus nasal oder liquida hervorgegangenes ə (vgl. § 71) sind: aləbn̥ „Schottland“, air. Alban; arm̥ „werkzeug, gerät“, air. arm; ænm̥ „name“, air. ainm; æŕəǵəd „geld, silber“, air. airget; baləv „stumm“, mir. balb; banəv „ferkel“, air. banb; bolək „leib“, air. bolc; borəb „rauh“, air. borb; dorn̥ „faust“ (neben daurnə) air. dorn; ȷȧrək ȷȧrəg „rot“, air. derg; ȷeləv „aufziehn der weberkette“, air. delb; garəv „rauh“, mir. garb; gorm̥ „blau“, mir. gorm; ǵȧrəb „schorf“, gearb (vgl. mir. gerbach); karəbəd „kinnlade“, mir. carbad; køŕm̥ „festlichkeit“, mir. coirm cuirm; l̄orəgə „schienbein“ (Molloy 38: loraga) mir. lurga (vgl. II 285, 16); meŕəǵ „rost“, mir. meirg, meŕəv „schwül“, mir. meirb; skaləp „spalt, kluft“, mir. scalp.
§ 74. Als zusatz zu früher konsonantischem auslaut erscheint ə unter anderen beispielen in: ȧdāńə „Italien“, air. Etáil; bæŋkə „bank“ (des geldwechslers), engl. bank; beńšə „bank, sitzbank“, engl. bench; bēsə (neben bēs vgl. § 4 u. II 262, 26 sowie Molloy 33) „sitte, gewohnheit“, air. bés; buskə bøskə „schachtel“, engl. box; daurnə (neben dorn̥) „faust“, mir. dorn; ȷēŕḱə „almosen“ (nicht ȷēŕḱ, wie II 80, 22, vgl. § 4), air. deircc; fēlə „festtag“, mir. féil; galdrə „fieber“, air. galar (wohl aus *galrə aus *galr̥ aus *galər aus galar); kablērə „flickschuster“, engl. cobbler; kan̄ə „kanne“, engl. can; ḱēxtə „pflug“ (vgl. II 284, 1), mir. cecht; l̄an̄ə „schuppe“, mir. lann land.
§ 75. Der buchstabe ø bezeichnet den dem ə entsprechenden gerundeten vokal. Dieser laut wird oft neben u oder o angewandt. Hinsichtlich des ursprungs sind, von vereinzelten erscheinungen abgesehn, fünf fälle zu unterscheiden. ø vertritt älteres o, u, e, i oder, in lehnwörtern aus dem englischen, den akustisch nachliegenden vokal in but etc.
§ 76. ø aus älterem o ist zunächst durch einfluss eines palatalisierten konsonanten (vgl. § 98) entstanden und dann auch auf andre wörter übertragen worden. Beispiele sind: bøš „handfläche“ (neben bȧš), gen. bøšə, air. boss (neben bass bas); brøḱ, pl. von brok „dachs“, mir. brocc; døxr̥ „harm“ (neben doxr̥), mir. dochor; dørəs „thür“ (neben dorəs), pl. døŕšə air. dorus; dørxə „dunkel“ (neben dorxə), Molloy 50: doracha, air. dorche; dønə „schlecht“ (neben donə) mir. dona donae; knøk „hügel“ (neben knok knuk krøk krik kruk), air. cnocc; kømə „macht“, mir. comus; køńāl „halten“ (neben kəńāl kińāl końāl kyńāl), mir. congbail; kønīm „halte“ (neben końīm kińīm kyńīm), air. congaibim; kør „art, weise“, mir. cor; kør „setzen“ (neben kor kur), mir. cor; køŕkə „hafer“, mir. coirce; køsūl „ähnlich“ (neben kosūl), air. cosmal; røhə „rad“, mir. roth; tøsəx „anfang“, air. tosach; tøst „schweigen“, mir. tost.
In einigen wörtern ist das dem ø zu grunde liegende o durch den einfluss eines vorausgehenden g k oder eines m mit gutturo-labialem gleitlaute aus älterem a entstanden, so gøȷĭm „stehle“, mir. gataim; gølə „magen“, mir. gaile (vgl. air. gelim „verzehre“); køləx „hahn“, air. cailech; kørə „sünde“ (vgl. II 282, 11, wo jedoch irrtümlich kør statt kørə), air. caire; møšə „nun wohl“ (vgl. d. Wb.), maiseadh.
§ 77. Beispiele für ø aus u sind: bøn „unterer teil“ (neben bun) mir. bun; dø „schwarz“ (neben du), air. dub; ənǿrə „im vorigen jahre“, mir. innuraid, air. urid; gøl „gehn“, air. dul; køln̥̄ „stechpalme“, mir. cuilenn; kømə „gleichgiltig“ (neben komə kumə), air. cumma; kørəx „kahn“ (vgl. hinsichtl. d. bedeut. das Wörterbuch), mir. curach; tørəs „reise“, mir. turas turus.
In fløx „nass“ (neben flox) hat sich das zu grunde liegende u aus dem gutturo-labialen gleitlaute entwickelt, fløx aus *fliøx aus *fliux aus *fliux aus *fliux aus *flix (vgl. § 15).
§ 77. ø aus e oder i ist nicht sehr oft zu belegen. Einem e entspricht es in bĭøg „klein“, air. becc; bĭøxān, nom. propr., in bŭȧlīvĭøxān, ȷøkr̥ „schwierig“, air. deccair; øxr̥ „schlüssel“, mir. eochair eochuir. Einem i entspricht es in ømlān „vollständig“, mir. imlán; ømərə „rudern“ (neben ūmrə) mir. immram; ømpr̥ „tragen“, air. immchor; ønn̥̄, „gleich“, air. inonn etc. In beiden fällen ist ø aus dem dem silbentragenden e bezw. i folgenden gutturalen gleitlaut hervorgegangen. Vgl. fløx § 77.§ 78. Der durch ai bezeichnete diphthong entspricht dem der deutschen wörter „steil, teil“ etc. (Vietor § 48). Hinsichtlich der herkunft des ai können 8 fälle unterschieden werden.
§ 79. In den meisten wörtern vertritt ai ein air. a mit folgendem (d oder g geschriebenem) stimmhaftem reibelaute. Beispiele sind: ai aiə (vgl. § 4) „gesicht“, air. aged; aiəl̄ ail̄ „hitze“ (vgl. §4 und II 251, 10), air. adall; aiən „kessel“ (vgl. § 4), air. aigen; aiərk „horn, geweih“ (vgl. § 4 und II 251, 15), air. adarc; ail̄əḱĭm ain̄əḱĭm (neben āləḱĭm) „bestatte“, mir. adnacim, air. adnacul; draiən „schwarzdorn“, air. draigen; klai „steinumzäunung“ (vgl. § 4 u. II 153), mir. clad; klaiŕə „feigling“, cladhaire; l̄aiəd „kleinheit“, mir. laiget (vgl. § 4); l̄aiəŕḱīn (vgl. § 4 u. II 285, 3) mir. lader; wai „von ihm“, air. úad; sl̄aidān „erkältung“, slaighdéan; staiŕə „treppe“, aengl. stæger; saivrəs „reichtum“, mir. saidbres; aiŕə „eis“ in ĺȧk-aiŕə, mir. óigred aigred.
§ 80. In einigen wörtern entspricht ai einem älteren o mit folgendem (g oder d geschriebenem) stimmhaftem reibelaut, so in aiŕə „erbe“, mir. oigre (Z. f. c. Ph. I 434); faiȷ „geduld“, (vgl. II 271, 24), air. foditiu; kaiḱīš „pfingsten“, mir. cóicdigis (vgl. II 271, 24). Älterem u mit folgendem stimmhaftem palatalem reibelaut entspricht es in *fai, fut. von fāĭm „finde, bekomme“, mir. fúigbe.
§ 81. In einigen wörtern vertritt ai ein wohl schon frühzeitig offenes e vor stimmhaftem reibelaut, so in ĺaiəs „heilen“, wozu auch ĺaisĭm „heile“, mir. leges; mĭaig „molken“, mir. medg.
§ 82. Älteres a oder o vor folgendem (b geschriebenem) palatalisiertem labiodentalem reibelaut liegt zu grunde in aibləgəȷ „verbindlichkeit“, oibliogaid; aibŕān „april“, abraon; aibŕə gen. von obŕ̥ „arbeit“, mir. obri; aivńə gen. von auən̄ „fluss“ (vgl. II 251, 15).
§ 83. ai entspricht a oder ā vor palatalisiertem l oder n in saiĺ „fett des specks“, mir. saill; saiĺĭm „salze“, air. saillim; sl̄aince (neben sl̄āncə) „gesundheit“, mir. slánti slainte; sainc „habsucht“, air. sant; mail (vgl. II 286, 14) „verzug“, Keat. maill.
§ 84. ai vertritt älteres a e oder ē vor palatalisiertem r in aiŕjə „höhe“ (vgl. II 254, 29), mir. arde; kaiŕȷ „gewerbe, handel“ (vgl. II 278, 6), mir. cerd (vgl. hinsichtlich des k statt ḱ ȷilōg etc. § 4, s. 5); aiŕī (neben aiŕə vgl. II 252, 25) „aufstehn, sich erheben“; air. éirge érge; aiŕīm „erhebe mich, stehe auf“, mir. érigim, éirgim.
§ 85. Vereinzelte fälle anderen ursprungs sind bĭaiəx „tier“ zu air. bethu (vgl. II 263, 20) und kaiŕ „stuhl“ (neben kahŕ̥ kahīŕ), mir. cathair, lat. cathedra.
Der durch au bezeichnete diphthong entspricht dem im deutschen „haus“ vorliegenden (vgl. Vietor § 48). Hinsichtlich der herkunft des au sind 4 fälle zu unterscheiden.
§ 87. au vertritt älteres a o oder aus e entstandenes ȧ mit folgendem stimmhaften bilabialen reibelaut. Beispiele sind: auən (§ 4 und II 251, 15) „fluss“, air. abann; dauəx „fass“ (vgl. § 4 und II 251, 16), mir. dabach; ȷauəl „teufel“ (vgl. § 4), air. diabul; gauəl (neben gaul) „gabel“ (vgl. § 4), dazu gaulōg, air. gabul; gauər (neben gaur) „ziege, ziegenbock“ (vgl. § 4), air. gabor; gauĭm gōĭm „nehme, empfange, greife“, air. gabaim; l̄aurīm „spreche“, mir. labraim, air. labrur; slaurə „kette“ (vgl. II 290, 37), air. slabrad; raumr̥ raudr̥ „wir (sie) waren“, mir. rabamar rabator; gau „schmied“ (vgl. §4), air. goba; l̄auə l̄au „verfaulen“ (vgl. § 4), wozu l̄auĭm „verfaule“ (vgl. § 4), air. lobad; ĺauər „buch“ (vgl. § 4), air. lebor; mĭaurəx „intelligent“ zu air. mebuir; jau fut. zu fāĭm „finde, bekomme“, mir. fogebad.
§ 88. au vertritt älteres a, o oder aus e entstandenes ȧ mit folgendem (m geschriebenen) nasalierten stimmhaften reibelaute. Beispiele sind: sauəl (neben savl̥) „ähnlich“, air. samail, dauən „welt“ (vgl. § 4 und II 251, 16), air. domun; dauən „tiefe“ (vgl. §4), air. domain; ḱĺaunəs „verlobung“, cleamhnas; rauər „fett“ (vgl. § 4), wozu raurū und raurīm, mir. remor; šĺauən „glatt“ (vgl. § 4), air. slemon.
§ 89. au geht auf air. o vor r, ll oder nn zurück in aurd „hammer“, air. ordd; aurdōg „daumen“, air. orddu; aurdū „ordnung“, mir. ordugud ordogud, air. ordaad; aurlār „flur“, mir. orlar, baurd „tisch“, mir. bord, aengl. bord; daurnə (neben dorn̥) „faust“, air. dorn; taur „turm“, mir. tor; kaul̄ „hasel“, mir. coll; paul̄ „loch“, mir. poll; daun „braun“, air. donn.§ 90. au vertritt o vor stimmhaftem gutturalen reibelaute in bau „bogen“ (§ 4), mir. boga, aengl. boga; bauər „taub“ (vgl. II 251, 16), air. bodar.
§ 91. Der durch oi bezeichnete diphthong entspricht dem oy in engl. boy etc. Er kommt nur selten vor, vielleicht nur in foilān „möve“ (neben fylān) aus air. foilenn und in koiĺ „wald“ (neben køĺ køĺə) aus air. caill.
§ 92. Die aussprache des durch iə bezeichneten diphthongen ergiebt sich aus der beschreibung der einzelnen komponenten (vgl. § 12 und § 69). Über den wechsel des diphthongen iə mit dem vokal ē siehe § 21. iə erscheint fast ausschliesslich statt des zu erwartenden ē in ȷiə „ende“ und fiəxń̥c „sehn“.
§ 93. iə ist in der bei weitem grössten zahl von fällen die fortsetzung eines air. ia, das wohl schon frühzeitig die heute herrschende aussprache angenommen hat. Beispiele sind: biə „nahrung“, air. biad; biəl „beil“, air. biail; ȷiə „gott“, air. día; fiə „wild“, mir. fíad; fiəkl̥ „zahn“, air. fiacail; fiəx „rabe“, air. fíach; fiər „schief“, mir. fiar; ǵiəl „kinnlade“, mir. giall; gŕiən „sonne“, air. grían; hiər „im westen“, mir. tíar; šiər „nach westen“, air. síar; əniər „von westen“, air. aníar; iəsk „fisch“, air. íasg; ḱiəl̄ „sinn“, air. ciall; ḱiən „entfernt“, air. cían; ḱliəv „korb“, air. cliab; ĺiə „arzt“, air. liaig; ĺiə „grau“, mir. liath; miəs „schüssel“, mir. mias; piən „schmerz“, air. pían; riər „wille, wunsch“, air. ríar.
§ 94. In einigen wörtern vertritt iə die vokale von zwei silben, zwischen denen ein konsonant verstummt oder in i aufgegangen ist. Beispiele hierfür sind: riən in bæn-riən „königin“, mir. rígan; bliən „jahr“, air. bliadain; bŕiər „wort“, air. briathar; ȷiəltəs „rache“, dioghaltas, air. digal; fiəx „jagen“, mir. fíadach; iəntəs „erstaunen“, mir. ingantus; iəntəx „wunderbar“, mir. ingantach; ḱŕiər „sieb“, air. criathar; ńiədr̥ „ich wundere mich, möchte gerne wissen, ob...“, air. ní fetar.
In siə „sitzen“ aus air. suide sude hat sich das silbentragende i aus dem dem u folgenden palatalen gleitlaute entwickelt.
§ 95. Die aussprache des durch uə bezeichneten diphthongen ergiebt sich aus der beschreibung der einzelnen komponenten (vgl. § 56 u. § 69). Über den wechsel des diphthongen uə mit dem vokal ū siehe § 60.
§ 96. uə ist in der bei weitem grössten zahl von fällen die fortsetzung des air. ua, das wohl schon frühzeitig die heute herrschende aussprache angenommen hat. Beispiele sind: āhruə āhrúə „sehr elend“, mir. attruag; buələ „weide“, mir. buale; buələ „schlagen“, mir. bualad; buən „langdauernd“, mir. buan; duəl „flechte“, mir. dúal; duəlgəs „lohn“, mir. dualcus; fuəxt „kälte“, air. úacht; fuəl „urin“, mir. fúal; fuəm „klang, ton, schall“, mir. fuaimm; fuər „kalt“, mir. úar; gluəšĭm „reise ab“, mir. gluaisim; gruə „wange“, mir. grúad; guəl „kohle“, mir. gual; guələ „schulter“, mir. gúalu; kluən „wiese“, mir. cluain; kluəs „ohr“, mir. cluas; kruə „hart“, mir. cruaid; kruəx „haufe“, mir. crúach; kuəx „kuckuck“, mir. cúach; kuəĺə „pfahl“, mir. cuaille; l̄uə „eilig“, mir. luath; l̄uəx „preis“, air. luach (lóg); ruə „rot“, mir. ruad; tuə „axt“, air. tuag; tuə „land“, air. tuath.
§ 97. In einer kleinen zahl von wörtern vertritt uə die vokale von zwei silben, zwischen denen ein konsonant verstummt oder in u aufgegangen ist. Beispiele hierfür sind: duəxn̥ „kartoffelkrankheit“, dubhachán; kuə „kummer“, mir. cuma; l̄uəjəxt „vergeltung“, mir. logidecht.
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Anmerkungen (Wikisource)
BearbeitenEinige von Fincks phonetischen Zeichen weichen von dem Internationalen Phonetischen Alphabet ab. Die folgende Tabelle listet die IPA-Entsprechungen von Fincks Zeichen, soweit sie sich unterscheiden.
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Fußnoten
Bearbeiten- ↑ Die Laute, die Finck als "stimmhafter reibelaute, nämlich v w z ž j ʒ l̄ ĺ l r ŕ" bezeichnet, sind eine Mischung aus stimmhaften Frikativen (v, z, ž, ʒ), Lateralen (l̄ ĺ l) und Approximanten (w j r ŕ).
- ↑ Fincks Begriffe "palataler Vokal", "gutturaler Vokal" und "palato-gutturaler Vokal" entsprechen den modernen Begriffen "vorderer Vokal", "hinterer Vokal" bzw. "zentraler Vokal".