Die Wachstuchfabrik von Johann Heinrich Schäfer

Textdaten
<<< >>>
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Wachstuchfabrik von Johann Heinrich Schäfer
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 1, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 1, Seite 73–74
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Neusalza
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

Wachstuch-Fabrik von Johann Heinrich Schäfer in Chemnitz.

[73] Chemnitz, dieses leuchtende Kleinod in Sachsens Städtekranz, wieder besuchend, wählen wir aus der uns dort entgegentretenden Masse industrieller Etablissements zu näherer Betrachtung eins, welches in Hinsicht auf seine Branche zu den ansehnlichsten nicht nur Sachsens, sondern ganz Deutschlands gehört:


Die Wachstuchfabrik von Johann Heinrich Schäfer.
(Mit Abbildung.)


Dieses Etablissement liegt nahe dem Altendorfer Wege und umfaßt auf einem eingezäunten Grundstück von circa dreißig Dresdner Scheffel Land außer einem Wohngebäude noch sechs Fabrikgebäude, eine Zahl, welche bei derartigen Fabriken sehr selten erreicht wird. Diese Gebäude bestehen aus

einem Hauptgebäude von zwei Stock Höhe und vierzig Ellen Länge, welcher in zwei Sälen die Druckerei enthält;
einem Trockenhaus von vierundachtzig Ellen Länge, das bei nassem Wetter und im Winter benutzt wird;
einem Gebäude für Firniß- und Lackschmelzerei, nebst Formenstecherei; der Lackbleiche;
einem Gebäude für die Farbenreiberei, und endlich befindet sich in
einem Gebäude das Leinölbassin, welches circa 150 Centner Oel umfaßt.

Dazu gehört noch ein freundliches Wohnhaus mit Nebengebäuden und ein Gartenhaus nebst Parkanlagen.

In den Fabrikgebäuden befinden sich überdieß noch Wohnungen für zehn Arbeiterfamilien.

Als Hauptbranchen umfaßt das Etablissement

die Fabrikation von Wachstuchen, und
die Firniß- und Lackfabrikation,

sowie als Nebenbranche

die Firmendruckerei.

Gefertigt werden hier: Wachsbarchente in Gold-, Silber- und Farbendruck, auch dergleichen in allen Holzimitationen und marmorartig, Fußtapeten in Woll- und Parquetgeschmack, lederartige Wachstuche zu Möbelüberzügen u.s.w., Chaisentücher, Doppel-Leinen und alle andern Arten Wachstuche und Packmaterialen.

Die Firnißfabrik liefert alle Arten Firnisse und Lacke und in der Firmendruckerei werden alle Sorten Firmas auf Holz, Blech, Wachstuch, Kattun und Leinwand auf das Sauberste und Geschmackvollste hergestellt.

Unter diesen Fabrikaten haben sich in neuerer Zeit vorzüglich die Ledertuche bedeutende Geltung verschaft. Es werden dieselben in feineren und stärkeren Qualitäten und mannigfaltigen Couleuren verfertigt und von Sattlern, Riemern, Buchbindern, Mützenmachern, Täschnern und Tapezierern statt Leder und Saffian zu den verschiedensten Zwecken verwendet.

Ihren Absatz finden diese Fabrikate auf dem Continente durch Vermittelung von Agenten und eines eigenen Reisenden. Messen werden von der Fabrik nie beschickt.

[74] Die Wachstuche befanden sich auf den Ausstellungen zu Dresden, Paris und München und ihre Vorzüglichkeit wurde daselbst jedes Mal durch Ertheilung eines Preises anerkannt.

In dem Etablissement befinden sich drei Farbereibemaschinen in Thätigkeit, welche durch Menschenhände getrieben. Die Herren Besitzer würden zwar zu diesem Zwecke längst eine Dampfmaschine aufgestellt haben, doch zeigt sich die Handarbeit am vortheilhaftesten, indem es durch dieselbe allein ermöglicht wird, die Arbeiter auch bei schlechtem Wetter und im Winter zu beschäftigen, wo die größtentheils im Freien betriebene Wachstuchfabrikation oft lange und unfreiwillige Pausen zu machen gezwungen ist, also auch manche Hände feiern müßten, wenn keine Beschäftigung zur Ausfüllung dieser Zeit vorhanden wäre.

Beschäftigt sind in der Fabrik zwei Comptoiristen, ein Reisender, ein Expedient, ein Zeichner, ein Formenstecher, ein Holzmaler und vierzig Arbeiter, von denen, wie schon erwähnt – zehn Familien in den Fabrikgebäuden Wohnung gefunden haben.

Diese hier wohnenden Familien bilden gleichsam den Stamm der Arbeiter und sind sie schon seit einer langen Reihe von Jahren bei der Fabrik beschäftigt, denn ein Wechsel fällt bei diesen nur höchst selten vor. Diese Einrichtung hat ferner den Vortheil, daß bei möglicher Weise entstehender Feuersgefahr augenblicklich ausreichende Hilfe zu deren Unterdrückung bei der Hand ist.

In Arbeit und auf Rahmen gespannt sind hier stets wenigstens 1500 Stück Wachstuche aller Gattungen.

Das Lager der Fabrik en gros und en detail, sowie das Comptoir befindet sich am Hauptmarkt, Nr. 13, in einem sehr schönen und geschmackvoll eingerichteten Local.

Besitzer des Etablissements sind Herr Johann Heinrich Schäfer und dessen Schwiegersohn, Herr Bernhard Brand, von denen Ersterer den Fabrikbetrieb leitet, Herr Brand aber die kaufmännischen Geschäfte betreibt.

Herr Johann Heinrich Schäfer, der Gründer dieses Etablissements, gehört zu der Klasse derjenigen Männer, welche so gut wie ohne alle pecuniären Mittel, aber ausgerüstet mit Unternehmungsgeist, praktischer Kenntniß, hellem Blick, unermüdlicher Thätigkeit, Beharrlichkeit und strenger Rechtlichkeit sich gleichsam aus dem Nichts zu einer hohen Stufe allein durch eigene Kraft emporgearbeitet haben und deren Namen in der Geschichte der Industrie, wenigstens in der ihrer Heimath, immer einen ehrenvollen Platz behaupten werden. Im Jahre 1833 begann Herr Schäfer mit einem Fond von nur wenigen Thalern das Geschäft, und es gelang ihm, ob auch langsam, aber mit um so sichererm Schritt, sich in die Höhe zu arbeiten. Unermüdlich thätig und voll fester Beharrlichkeit bei Verfolgung seines Zieles, scheute er zugleich kein Opfer, um solide und schöne Waare zu liefern und das Vertrauen seiner Geschäftsfreunde in vollem Umfange zu rechtfertigen; ein Streben, welches auch alle Anerkennung fand, wie es der steigende Flor der Fabrik hinlänglich bekundete. Noch mehr aber gewann das Geschäft nach allen Richtungen an Ausdehnung, als Herr Bernhard Brand als Associé beitrat und, dem Geschäft seine volle Thätigkeit widmend, durch umfangreiche Reisen überall neue Verbindungen eröffnete.

Bei dem fortwährenden Streben der Herren Besitzer, die Fabrikation nicht nur auf der jetzigen Höhe zu erhalten, sondern auch stets zu vervollkommnen und allen billigen Ansprüchen gerecht zu werden, läßt sich ein erhöhter Aufschwung und vermehrte Ausdehnung des Etablissements für die Zukunft wohl erwarten.