Die Verbreitungsfähigkeit mancher Düfte
[644] Die Verbreitungsfähigkeit mancher Düfte ist ganz wunderbar. Das riechende Moschusmolekül ist von unbegreiflicher Kleinheit, denn eine kleinste Menge durchduftet große Räume, ohne daß die feinste Wage eine Gewichtsverminderuug nachweisen kann. Selbst das stärkste Mikroskop hat dem menschlichen Auge diese Atome nicht enthüllen können; dennoch haben die Geruchsorgane die Empfindlichkeit, sie wahrzunehmen. Ein einziger Tropfen mit Zucker und ein wenig Alkohol verriebenes Thymianöl theilt 200 Litern Wasser diesen Geruch mit. Der berühmte Naturforscher und Arzt Albrecht von Haller (geboren am 16. Oktober 1708 zu Bern, gestorben am 12. December 1777 zu Göttingen) hatte 40 Jahre lang mit einem Gran Ambra parfümirtes Papier, und nach dieser Zeit roch es noch ebenso stark wie zu Anfang. Bordenave ermittelte, daß der 2 262 584 000. Theil eines Gran Kampher dem Geruchssinne noch wahrnehmbar sei. Der englische Naturforscher Boyle (geboren am 25. Januar 1627 zu Lismore in Irland, gestorben am 30. December 1691 zu London) fand, daß eine Drachme Asafötida an offener Luft in sechs Tagen ein Achtel Gran an Gewicht abgenommen hatte, woraus Keill berechnet, daß sie in einer Minute den 69120. Theil eines Grans verlor. R.