Textdaten
<<< >>>
Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Unterirdischen bei Budow
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 258–259
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[258]
219. Die Unterirdischen bei Budow.

In dem Dorfe Budow unweit Stolpe war einstens ein Schäfer, der hatte einen Dudelsack, auf dem er sich bei den Schafen auf dem Felde etwas vordudelte. Als er nun auch einmal saß und spielte, da sah er einen Frosch vor sich, der sprang herum, als wenn er ordentlich nach der Musik tanzte. Das sah der Schäfer eine Weile an, zuletzt wollte er mit dem Fuße danach stoßen; auf einmal war aber der Frosch verschwunden. Ueber eine kleine Weile fand sich nun ein klein Männchen, ein Unterirdischer, zu ihm ein. Der fragte ihn: Mein lieber Schäfer, wollte er den Frosch todt machen? Der Schäfer sagte: Nein, das war ich nicht Willens! ich wunderte mich nur, daß das Ding so putzig sprang. Da sagte das Männchen zu ihm: Mein lieber Schäfer, wenn er den Frosch todt gemacht hätte, so hätte er mich getroffen, denn der Frosch war ich. Darauf bat das Männchen den Schäfer, ob er nicht mit ihm gehen wolle zu den Leuten von seiner Art, und ein Bischen auf dem Dudelsacke spielen, denn seine Tochter mache heute Hochzeit. Der Schäfer entgegnete ihm: Das geht nicht, denn wo würden unterdeß meine Schafe bleiben? Das Männchen versprach ihm aber, sie sollten gut versehen werden, worauf der Schäfer sich bereden ließ und mit ihm ging. Sie gingen nur ein klein Endchen, da that sich die Erde vor ihnen auf, und sie stiegen eine Treppe hinunter, bis sie in eine schöne Stube kamen. Darin waren so viele Gäste beisammen, daß es ordentlich krimmelte und wimmelte. Zuerst trug man dem [259] Schäfer viel Essen und Trinken auf den Tisch, und bat ihn, davon zu genießen. Nach dem Essen dudelte er dann die ganze Nacht durch, und die kleinen Leute tanzten und sprangen, daß ihnen die Kittel um den Kopf flogen.

Als es Tag geworden war, so bat der Schäfer, sie möchten ihn jetzt wieder zu seiner Heerde bringen. Das waren sie zufrieden. Aber vorher kamen Viele an ihn heran und steckten ihm alle Taschen voll Kerbspähne; doch merkte er nichts davon, denn er hatte von dem vielen Trinken etwas zu viel in der Krone. Darauf brachten sie ihn auf den Weg, und dasselbige Männchen, das ihn geholt hatte, führte ihn wieder auf das Feld, wo seine Schafe noch waren, und verschwand dann, nachdem es ihm nochmals viel gedankt hatte. Wie der Schäfer nun mit seinen Schafen nach Hause trieb, da kamen ihm auf einmal seine Taschen so schwer vor, und als er hineinfühlte, da fand er die Kerbspähne darin. Das verdroß ihn, denn er meinte, die Unterirdischen hätten ihn zum Narren gehabt, und er schmiß sie nun alle von sich auf die Erde. Nur die Tasche vorn auf der Brust vergaß er, und was er in dieser hatte, ließ er darin. Das war gut, bis er des Abends sich auszog, um zu Bette zu gehen. Da hörte er auf einmal in der Brusttasche etwas klingen. Das verwunderte ihn, und wie er hineingriff, so hatte er die ganze Tasche voll harter Thaler. Da merkte er wohl, daß ihm die Unterirdischen das als Bezahlung für sein Spielen gegeben hätten, und er ärgerte sich, daß er so viel weggeworfen hätte. Die Nacht wurde ihm recht lang, und am anderen Morgen war sein Erstes, daß er zurückging und nach den weggeworfenen Spähnen suchte. Aber er fand davon nichts wieder.

Baltische Studien, II. 1. S. 170. 171.