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Titel: Die Tauben der Venus
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 292
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
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[281]

Die Tauben des Venustempels.
Nach einem Gemälde von H. Motte.

[292] Die Tauben der Venus. (Zu dem Bilde S. 281.) Der römischen Liebesgöttin waren die Tauben heilig, und heimisch waren sie in deren Tempeln, doch wie vieles andere, was in der ewigen Roma zum Kult der Götter gehörte, ist auch dieser Brauch zu den Römern aus dem Orient herübergekommen. Aus einem Taubenei war nach der Sage die mächtige Herrscherin Semiramis geboren und die geflügelten Verwandten derselben flatterten in dichten Schwärmen um die Mauern der hochgetürmten Stadt Babylon. Und wenn heute noch 3000 Taubentürme um die persische Hauptstadt Ispahan ragen, obschon hier die Taubenzucht nur den Zwecken des Ackerbaus dient – wieviele mögen sich damals an den Ufern des Euphrat erhoben haben! Auf den ägyptischen Hieroglyphen finden wir sie mit dem Phönix und der Palme zusammen als Zeichen der Zeit und der Fortpflanzung des Menschengeschlechts. Auch für die Israeliten hatte die Taube eine heilige Bedeutung und Jerusalem hieß die Stadt der Tauben. Und wie bedeutsam wurde sie auch für das Christentum! Sie war das Attribut der heiligen Jungfrau, des heiligen Geistes und der Apostel. Tauben wurden in die Gräber der Märtyrer gelegt – vorbedeutende Zeichen ihrer Auferstehung, und allerlei kirchliche Gerätschaften, besonders Lampen, erhielten die Taubenform. Und da der Orient die gemeinsame Wiege der welterobernden Religionen war, so fand die Taube auch eine Zuflucht in dem Glauben der Mohammedaner, der sonst am freiesten ist von allem Bildlichen und Symbolischen. In Mekka werden die wilden Tauben geehrt und die Mädchen halten Futter für dieselben feil. In Rom nun wurde die Taubenzucht in zahlreichen Kolumbarien gepflegt, von denen auch die den Taubenhäusern ähnlichen Grabkammern ihren Namen erhielten. Auf dem Bilde von Motte sehen wir die Tauben der Venus aus ihren Schlägen in den Tempelraum herniederflattern auf die Hand der schlanken Hohenpriesterin, die sie zärtlich an die Lippen drückt – ihr zu Füßen aber streut die dunkle Sklavin ihnen das willkommene Futter und die Tauben picken die Gerstenkörner auf. Im Tempel selbst sieht die Schar der Tempeldienerinnen dem Flug der Venusvögel zu und draußen eine andächtige Menge.†