Die Tanreks im Zoologischen Garten in Frankfurt a. M.

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Titel: Die Tanreks im Zoologischen Garten in Frankfurt a. M.
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 772 d
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[772 d] Die Tanreks im Zoologischen Garten in Frankfurt a. M. In unterirdischen Höhlen und Gängen auf der Tropeninsel Madagaskar wohnt das etwa 1/4 m lange Tier. Es ist der Borstenigel oder Tanrek. Selbst dort, in den verborgensten Winkeln der Howainsel, war der lichtscheue Gesell vor der alles durchdringenden Forschung nicht sicher; die Wissenschaft zerrt ihn aus seinem Maulwurfsdasein hervor, und heute präsentiert sich der sonderbare Dickkopf im Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. den neugierigen Blicken der schaulustigen Welt.

Kann er sehen, oder nicht? Diese Frage läßt sich nicht bestimmt entscheiden. Schon an sich ist die Lidspalte recht mangelhaft und trotzdem kneift das Tierchen sie noch ängstlich zu, sichtlich unangenehm berührt durch das Tageslicht. Auch die Ohren sind klein und im dichten Pelz verborgen. Maul und Nase aber sind wohl entwickelt. Der etwas gekrümmte Unterkiefer sowohl wie die Kieferfläche des Rüssels sind dicht besetzt mit äußerst spitzen, stachelartigen Zähnen, und bei einem Angriff weiß der sonst so blöde dreinschauende Wühler recht wohl Gebrauch davon zu machen.

Der Kopf allein ist etwa halb so groß wie der ganze Körper; die Füßchen sind zum Graben geschickt und der Schwanz fehlt, da er einem Grabtier nichts nützen würde. Das Merkwürdigste ist das Kleid des Tanreks, und diesem verdankt er auch seinen deutschen Namen „Borstenigel“. Die oberflächliche Bedeckung bildet ein dichtes, gelbbraunes Haar. Ueber dies hinaus ragen vereinzelte lange Wimperhaare hervor, und tief im Pelz verborgen sitzen wiederum ganz kurze stachelartige Borsten.

Der Tanrek frißt in der Gefangenschaft – und ebenso in seiner Heimat – Regenwürmer. Es ist erstaunlich, daß es möglich war, die Tiere lebend von Madagaskar bis hierher zu bringen, denn diese Kost ist auf einer wochenlangen Seereise schwer zu beschaffen. Wie aber der Ameisenbär in der Gefangenschaft anstatt mit Ameisen mit Mehlbrei und Hackfleisch erhalten wird, so dürfte sich auch für den Tanrek eine Interimskost gefunden haben.