Die Steinkohlenwerke des Rittergutes Planitz
Die planitzer Kohlenwerke liegen auf dem Herde der alten Kohlenindustrie der Zwickauer Gegend und sind nicht nur die ältesten dieses Reviers, sondern auch ganz Sachsens. – Urkundliche Erwähnung findet dieser Kohlenbau zuerst in einem Lehnbriefe des Rittergutes Planitz (urkundlich bald Plaunitz, bald Plawnitz, d. h. Schwemmbach, geschrieben) ausgestellt 1499 Freitags nach Reminiscere, wo der Zwickauer Amtshauptmann, Ritter Rudolph von der Planitz mit seinem Stammsitz Planitz nebst Zubehör
[128] worunter auch der Kohlberg, von dem Kurfürst Friedrich belehnt wurde. – Das weitere Geschichtliche dieses Kohlenwerks ist im Allgemeinen in die Geschichte des Zwickauer Kohlenbaues verflochten und bereits an betreffender Stelle mit erwähnt, weshalb wir hier auf jenen Artikel verweisen und uns begnügen, die Reihenfolge der Besitzer dieses Kohlenwerkes anzuführen.
Planitz ist der Stammsitz des alten, weitverbreiteten und einst mächtigen Geschlechtes der Herren von der Planitz, denen im fünfzehnten Jahrhundert und zu Anfang des sechszehnten noch ein großer Theil des Obererzgebirges und des Voigtlandes gehörte und aus dem viele, mit hohen Würden bekleidete Männer hervorgingen. Die erste urkundliche Erwähnung finden die Planitze auf Planitz im Jahre 1152, wo Ludwig von der Planitz mit dem Kloster Bosau in Streit gerieth. Das Rittergut war damals, bis zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts, reußisches Lehn.
Der obengenannte Amtshauptmann Rudolph von der Planitz wurde 1522 in den Edelstand erhoben und das Geschlecht schrieb sich von da an Edle von der Planitz. Dieser Rudolph starb 1530 und ihm folgte sein Sohn Christoph, Edler von der Planitz, Amtshauptmann des Voigtlandes, welcher bei seinem 1542 erfolgten Tode das Gut seinen Söhnen Hans Rudolph und Georg Christoph hinterließ. Unter diesen ging der Stammsitz für das alte Geschlecht verloren, denn sie verkauften 1572 das Rittergut nebst Kohlenwerken für 40,000 Meißnische Gulden an Georg von Schönburg.
Schönburg blieb nur sieben Jahre im Besitz des Gutes. 1579 kam es durch Kauf an den Dr. jur. Joachim von Beust, kurfürstlichen Rath und Consistorialassessor, dem 1584 dessen Sohn, Heinrich v. Beust folgte, welcher das Gut 1617 an Christoph von Reibold verkaufte, von dem es aber schon 1618 an den Oberkämmerer Rudolph Vitzthum von Apolda kam – von dem es noch in demselben Jahr der Zwickauer Rath für 75,000 Meißnische Gulden erstand. Doch auch der Rath blieb nicht lange im Besitz des Gutes; er überließ es gegen 79,500 Meißnische Gulden dem Landesherrn, Johann Georg I. 1662 bis 76 wurde Planitz an Georg Ernst von Schönburg und dann an dessen Enkel Grafen Heinrich von Promnitz, verpfändet. 1689 schloß die Regierung einen Vertrag mit den Gebrüdern von Arnim, wonach sie von den Letzteren die Herrschaft Pretzsch bei Wittenberg erhielt und dagegen das Rittergut Planitz nebst Walda und Neusorge abtrat.
Der älteste dieser Brüder, Johann Georg von Arnim, damals Lieutenant, später Kammerherr, übernahm Planitz gegen Erlegung von 51,000 Meißnischen Gulden, und wurde nun ein eifriger Beförderer der Kohlenindustrie, so wie er auch auf andere bergmännische Unternehmungen sein Augenmerk richtete. Von nun an blieb diese Besitzung auch fortwährend in den Händen der Familie von Arnim. – Nach des Vorigen 1721 erfolgtem Tode kam Planitz an den Kammerherrn Christoph Heinrich von Arnim, welcher es bis 1767 besaß; ihm folgte der Kammerjunker Hans Christoph, diesem 1772 der Domherr Karl Christoph, dem 1812 die minderjährigen drei Söhne folgten, von denen der Kammerherr Georg Heinrich Wolf von Arnim das Gut 1828 übernahm, das Kohlenwerk aber gemeinschaftlich mit seinen Brüdern betrieb, bis zu seinem vor einiger Zeit erfolgten Tode.
Gegenwärtig sind im Besitz des Kohlenwerks Planitz
- Herr Fridrich Henning von Arnim auf Krossen,
- Herrn Carl von Arnims Erben auf Kriebstein und
- Herrn Kammerherr Georg Heinrich Wolf von Arnims[WS 1] Erben auf Planitz.
Dieses Steinkohlenwerk liegt eine Stunde südlich von Zwickau, ganz in der Nähe des Dorfes Planitz, der Zwickauer Mulde und des Anhaltepunkts Kainsdorf, der von Zwickau nach Schwarzenberg führenden Eisenbahn, und es hat folgende Schächte:
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- den Kunstschacht, erbaut im Jahre 1836, 170 Ellen tief, mit einer Förderdampfmaschine von zehn, und einer Dampfmaschine zum Betrieb der Kohlenmühle von sechs Pferdekraft;
- den Himmelfahrtsschacht, erbaut 1844, 220 Ellen tief, mit einer Wasserhaltungsdampfmaschine von vierzig und einer Förderdampfmaschine von zehn Pferdekraft;
- den ersten Tummelplatzschacht und
- den zweiten Tummelplatzschacht, beide erbaut 1855 und jeder 40 Ellen tief.
Diese vier Schächte stehen gegenwärtig in voller Kohlenförderung. Im Bau begriffen und ihrer baldigen Vollendung entgegen sehend, sind:
- der Alexanderschacht, begonnen 1856, bekommt eine Teufe von 420 Ellen und erhält eine Wasserhaltungsdampfmaschine von zweihundert und zwei Förderdampfmaschinen von je sechszehn Pferdekraft und
- der Arndtschacht, begonnen 1857, bekommt eine Teufe von 70 Ellen, und wird daselbst eine Förderdampfmaschine von sechs Pferdekraft aufgestellt.
Die letzten beiden Schächte kommen noch im Laufe dieses Jahres zur Kohlenförderung.
Neben der Kohlenförderung besteht noch eine Koksbereitungsanstalt mit sechsundsechszig Koksöfen. Diese Anstalt besitzt eine transportable Dampfmaschine von fünf Pferdekraft.
Das Werk beschäftigt fortwährend vierhundert Mann. Die Beamten sind:
- der erste Betriebsbeamte, Herr Schichtmeister Bruno Ottomar Rudert,
- ein Rechnungsführer,
- ein Kohlenschreiber,
- zwei Expedienten,
- vier Steiger und
- zwei Kohlenmesser.
Auf diesem Werk werden gegenwärtig vier Kohlenflötze abgebaut und diese sind:
- das Lehekohlflötz, gute, doch sehr zerklüftete Pechkohle, welche ihren Namen von der Lehe, einer Gegend des Oberhohndorfer Reviers hat, und zuweilen in den Scheeren Eisenstein enthält, in einer Mächtigkeit von zwei und einer halben Elle;
- das Zachkohlenflötz, zwei Ellen mächtig, meist Blätterkohle, zuweilen mit Eisenstein, so genannt wegen ihrer mühsamen Gewinnung;
- das Rußkohlenflötz von vierzehn Ellen Mächtigkeit und
- das tiefe planitzer Flötz, zwölf Ellen mächtig, welches eine sehr gute Schmiedekohle gibt und ausgezeichnet zur Koksbereitung ist.
Bis zum Jahr 1840 überstieg die jährliche Kohlenförderung nie 7000 Karren, von hier an aber hob sich dieselbe und schon 1845 wurden 61,600 Karren und 1850 bereits 136,000 Karren à 5 Dresdener Scheffel gefördert; im Jahre 1857 betrug die Kohlenförderung 192,637 Karren.
Die Koksproduktion ist jährlich circa 150,000 Centner.
Der größte Theil der hier geförderten Kohlen wird theils zur Marienhütte, theils zur Koksbereitungsanstalt geliefert, der übrige Theil wird nach Leipzig, Magdeburg und Baiern versendet.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Armins