Textdaten
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Autor: Rainer Maria Rilke
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Titel: Die Spitze
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aus: Neue Gedichte, S. 47
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1907
Verlag: Insel-Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[47]
DIE SPITZE


 I

Menschlichkeit: Namen schwankender Besitze,
noch unbestätigter Bestand von Glück:
ist das unmenschlich, daß zu dieser Spitze,
zu diesem kleinen dichten Spitzenstück

5
zwei Augen wurden? — Willst du sie zurück?


Du Langvergangene und schließlich Blinde,
ist deine Seligkeit in diesem Ding,
zu welcher hin, wie zwischen Stamm und Rinde,
dein großes Fühlen, kleinverwandelt, ging?

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Durch einen Riß im Schicksal, eine Lücke

entzogst du deine Seele deiner Zeit;
und sie ist so in diesem lichten Stücke
daß es mich lächeln macht vor Nützlichkeit.


 II

Und wenn uns eines Tages dieses Tun

15
und was an uns geschieht gering erschiene

und uns so fremd, als ob nicht verdiene,
daß wir so mühsam aus den Kinderschuhn
um seinetwillen wachsen —: Ob die Bahn
vergilbter Spitze, diese dichtgefügte

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blumige Spitzenbahn, dann nicht genügte,

uns hier zu halten? Sieh: sie ward getan.

Ein Leben ward vielleicht verschmäht, wer weiß?
Ein Glück war da und wurde hingegeben,
und endlich wurde doch, um jeden Preis,

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dies Ding daraus, nicht leichter als das Leben

und doch vollendet und so schön als sei’s
nicht mehr zu früh zu lächeln und zu schweben.